Von Tunnelfarmen und Stickstoffernte
Der kompakte Medienrückblick: Lauschangriff im Silo +++ Stickstoff-Ernte aus der Luft +++ Gute Naturgifte +++ Obst und Gemüse aus dem Tunnel
Landwirtschaft - Schädlinge wie der Kornkäfer machen Landwirten das Leben schwer. Das Problem: Ist der Befall für das bloße Auge sichtbar, ist es meist zu spät. Insektenforscher der Universität Kassel wollten daher ein akustisches Frühwarnsystem für Landwirte entwickeln, dass Schädlinge frühzeitig aufspüren kann. Volkart Wildermuth, Autor der Deutschlandfunk-Sendung Forschung aktuell, hat im Rahmen der Serie „Tolle Idee. Was wurde daraus?“ nachgefragt. Die Forscher haben tatsächlich eine Lösung gefunden: Sie entwickelten ein hochsensibles Mikrofon, das in einem Metallrohr mit vielen kleinen Löchern steckt. Das Gerät namens „Beetle Sound Tube“ sammelt den Klang der Käfer im Silo, gibt ihn an das Mikrofon weiter, wo der Sound mittels eines Computerprogramms analysiert und so der Schädling erkannt wird. In Brandenburg wird das Frühwarnsystem demnächst auf Bauernhöfen von Berliner Forschern des Julius-Kühn-Instituts getestet. Der Test soll zeigen, ob sich Getreideschädlinge in Vorratsspeichern zuverlässig aufspüren lassen.
Pflanzenforschung - Hülsenfrüchte wie Erbsen oder Bohnen habe das Talent, mithilfe von Bakterien über die Wurzeln Stickstoff aus der Luft zu binden. Das auch wichtige Nutzpflanzen wie Mais über diese Eigenschaft verfügen – dafür gab es bisher keine Beweise. Dietmut Klärner berichtet in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über eine Maissorte in Mexiko, die sich den Dünger ebenfalls selbst beschafft. US-Forscher habe den natürliche Düngekandidaten bei Zea mays in der Region Sierre Mixe aufgespürt. Anders als Leguminosen bildet die Maispflanze Luftwurzeln, die in Symbiose mit Bakterien leben und einen kohlenhydratreichen Schleim absenden, der die Wurzeln umhüllt. In diesem Schleim agieren Mikroorganismen und sorgen für die Stickstoffbindung aus der Luft.
Naturstoffchemie - Der Schlangenbiss einer Mamba kann ohne sofortige Hilfe tödlich sein. Gerade die Schnelligkeit und Präzision mit der solche Tiergifte wirken, gibt Forschern Hoffnung, dass diese Sekrete auch heilende Kräfte besitzen könnten. Lennart Pyritz berichtet in der Süddeutschen Zeitung am Wochenende über vielversprechende Versuche mit Tiergiften und den Schwierigkeiten, Pharmaunternehmen von den guten Giften zu überzeugen. Das Pharmaunternehmen Nordmark bei Hamburg ist eines der weltweit wenigen Unternehmen, die eine eigene Schlangenfarm betreibt, um aus dem Gift der Reptilien Arzneimittel zu entwickeln. Mittlerweile hat Nordmark acht Krankheitsbilder identifiziert, bei denen ein Schlangenenzym helfen könnte. Das Enzym namens Ancrod konnte im Tierversuch nachweislich einen plötzlichen Hörsturz heilen. Derzeit ist das Medikament in einer klinischen Phase-II-Studie. Auch australische und französische Forscher sind dabei, aus dem Gift von Tieren wie Spinnen, pharmazeutische Wirkstoffe zu entwickeln.
Urbane Landwirtschaft - Klimawandel und Extremwetter setzen die Landwirtschaft zunehmend unter Druck. Das Unternehmen NextOn in Südkorea hat eine Lösung gefunden, um wetterunabhängig Obst und Gemüse im großen Stil anzubauen. Nahe der Hauptstadt Seoul nutzt NextOn einen stillgelegten Tunnel, um Vertical-Farming zu betreiben. In der WirtschaftsWoche stellt Jung-Yoon Kim die Tunnelplantage vor. Mit 2.300 Quadratmetern ist die Smart Farm, die größte Indoor-Plantage Südkoreas und auch eine der größten weltweit. 60 verschiedene Obst- und Gemüsesorten werden hier in Hydrokultur in mehreren Etagen bei zehn bis 22 Grad angebaut, um künftig Lebensmittelhändler und Bäckereien zu beliefern. Als nächstes will NextOn Heilkräuter in dem stillgelegten Straßentunnel wachsen lassen.