Von Bodenlebewesen und vernetzten Wäldern
Der kompakte Medienrückblick: Die Superkräfte der Bodenlebewesen +++ Zwischenfrüchte als Schadstofffilter +++ Uralte Kieselalge wiederbelebt +++ Pflanzen und Pilze kommunizieren
Biodiversität – Sie sind mit den bloßen Augen kaum zu sehen und uns Menschen doch zahlenmäßig überlegen: Bodenlebewesen. In einer Handvoll Erde befinden sich mehr Lebewesen als es Menschen auf der Erde gibt. Die winzigen Wesen sind aber vor allem nützliche Helfer. Sie verrichten unverzichtbare Arbeit im Boden, um das Ökosystem zu erhalten, wie eine Reportage von Tina Baier in der Süddeutschen Zeitung zeigt. Der Bericht stellt sieben Leistungsträger und ihre Superkräfte vor, darunter Regenwürmer, Hornmilben und Springschwänze. Letztere haben beispielsweise die Fähigkeit, Schadstoffe wie Schwermetalle aus dem Boden aufzunehmen und unschädlich zu machen. Forschende haben nachgewiesen: Je mehr verschiedene Organismen in einem Boden leben und je gefräßiger sie sind, desto gesünder ist der Boden.
Landwirtschaft – Einige Pflanzenarten können Schadstoffe aus Böden ziehen und bieten damit großes Potenzial für eine nachhaltigere Landwirtschaft. So können etwa sogenannte Zwischenfrüchte wie Hülsenfrüchte belastete Äcker wieder fit machen, wie Anna Bolten in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung berichtet. Die sogenannte Phytosanierung wird bereits in Industriegebieten angewendet, wo bestimmte Pflanzen wie die Hallersche Schaumkresse Schwermetalle aufnehmen und einlagern. Auch auf landwirtschaftlich genutzten Flächen könnten entgiftende Pflanzen helfen, gegen Schadstoffe aus Pestiziden, Düngern oder Plastik vorzugehen. Forschende vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig empfehlen etwa die Sonnenblume, die zwar weniger Schwermetalle als andere Pflanzen aufnimmt, aber durch ihr starkes Wurzelsystem und ihre hohe Biomasse überzeugt. Wichtig ist, dass die Pflanzen geerntet werden, damit die Schadstoffe nicht wieder in den Boden zurückgelangen. Noch fehlt es an Feldstudien, sodass der flächendeckende Einsatz entgiftender Pflanzen noch mit Unsicherheiten und Risiken für Landwirte verbunden ist.
Biologie – Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung haben eine etwa 7.000 Jahre alte Kieselalge namens Skeletonema marinoi erfolgreich wiederbelebt. Wie die Frankfurter Rundschau berichtet, hatte diese Alge in einem inaktiven Dauerstadium im sauerstofffreien Sediment der Ostsee überdauert. Den Forschenden zufolge ermöglichen es solche Dauerstadien mit Schutzhüllen und Energiereserven Mikroorganismen, extreme Bedingungen lange zu überstehen. Bei dem Forschungsprojekt wurden Sedimentkerne aus großer Tiefe östlich von Gotland entnommen und im Labor unter günstigen Bedingungen reaktiviert. Die wiedererweckten Algen hätten eine erstaunlich hohe Vitalität gezeigt und seien in ihrer Funktion mit heutigen Exemplaren vergleichbar, heißt es.
Forstwirtschaft – Die Mehrheit der Landpflanzen lebt in Symbiose mit Mykorrhiza-Pilzen. Wie wichtig diese Lebensgemeinschaft für Pflanzen, Pilze sowie Ökosysteme ist, wurde bereits mit Studien untermauert. Dass jedoch insbesondere Wälder von ganzen Netzwerken aus Pflanzenwurzeln und Pilzgewebe durchzogen sein könnten, war lange umstritten. In einem Beitrag in SWR Kultur geht Achim Nuhr der Frage nach, ob Pflanzen über das feine Pilzgeflecht im Boden auch kommunizieren können. Mittlerweile haben Forschende in Bad Lauchstädt und Frankfurt dafür den Nachweis gebracht – auch, dass über das sogenannte Wood Wide Web lebensnotwendige Nährstoffe ausgetauscht werden können.