Von Laborfisch und Moorschutz
Der kompakte Medienrückblick: Mit indigenem Wissen den Amazonas retten +++ Akzeptanz von zellbasiertem Fisch steigt +++ Smartes Gerät für Moorbewirtschaftung +++ Bodenmatte aus Paludikultur besteht Stresstest
Biodiversität – Im peruanischen Amazonas zeigt der Manu-Nationalpark, eines der artenreichsten Gebiete der Erde, wie wirkungsvoller Naturschutz gelingen kann und wie bedroht dieses Ökosystem ist. Fritz Habekuß berichtet in der Zeit über ein Team der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt, das in der schwer zugänglichen Wildnis erforscht, wie der Wald auf weniger Regen und fortschreitende Entwaldung reagiert. Die Wissenschaftler arbeiten mit Indigenen zusammen, um deren traditionelles Wissen nachhaltig zu nutzen, etwa bei der schonenden Ernte von Copaiba-Öl oder beim Wildtier-Monitoring. Dabei wird zugleich deutlich, wie massiv das Amazonasgebiet in Peru durch illegale Straßen, den Kokaanbau oder Goldminen bedroht ist. Ranger, Forschende und indigene Bewohner warnen übereinstimmend, dass der Schutz nur gelingt, wenn Staaten, Geldgeber und lokale Gemeinschaften langfristig zusammenarbeiten.
Ernährung – Eine noch unveröffentlichte Studie der Universität Vechta untersucht mithilfe von Experteninterviews, Gruppendiskussionen und Umfragen die Bedingungen für die Akzeptanz von zellbasiertem Fisch. Nach Angaben von Forscherin Johanna Böttcher zeigen deutsche Konsumenten grundsätzlich Interesse an zellbasiertem Fisch. Laut einem Bericht in der Süddeutschen Zeitung sind für die Akzeptanz aber Faktoren wie Geschmack, Geruch, Textur und Preis entscheidend. Zellbasierter Fisch wird aus Fischzellen hergestellt. Diese werden in einen Bioreaktor gegeben, in dem sie mit Nährstoffen versorgt werden. Dort wachsen sie zu Muskel- oder Fettgewebe heran, das weiterverarbeitet wird. Weltweit arbeiten etwa 20 Unternehmen an der Technologie. Beim Fischwirtschaftsgipfel in Hamburg stellen auch Start-ups wie Bluu Seafood aus Hamburg ihre Entwicklungen vor. Das Unternehmen produziert bereits zellbasierten Fisch und wartet derzeit noch auf Zulassungen, zunächst in Singapur und anschließend in den USA.
Landwirtschaft – Die Agrargenossenschaft Gülpe im Havelland setzt erstmals einen hochmodernen Raupenhäcksler ein, der das Mähen der teils geschützten Moorwiesen erheblich erleichtert und zugleich die Natur schont. Nach einem Bericht von Silvia Passow im Tagesspiegel ersetzt die 18-Tonnen-Maschine drei frühere Arbeitsgeräte. Sie verteilt ihr Gewicht bodenschonend und kann selbst auf nassen Moorflächen fahren, ohne tiefe Spuren zu hinterlassen. Späte Mahd und schonende Pflege sind wichtig für seltene Pflanzen, aber auch rastende Zugvögel am Gülper See. Der Raupenhäcksler soll den Moor- und Artenschutz verbessern und die Bewirtschaftung stabiler machen. Die ersten Einsätze verliefen erfolgreich.
Landwirtschaft – Beim Wiedervernässen von Mooren entsteht Biomasse, die sich zu Bodenschutzmatten verarbeitet lässt. Eine Stiftung experimentierte damit erstmals erfolgreich beim Wacken Open Air, wie Justus Heinisch im Handelsblatt schreibt. Die Klimafarm der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein hat auf insgesamt 400 Hektar in der Eider-Treene-Sorge-Niederung Moorgebiete wiedervernässt. Das Team experimentiert dabei mit verschiedenen Bewirtschaftungs- und Erntemethoden und hat die Biomasse in Zusammenarbeit mit privaten Unternehmen zu Produkten wie Pflanzenkohle, Torfersatzsubstrat und Substrat für Dächer verarbeitet. So entstanden Erosionsschutzmatten, die nicht nur im Straßenbau, sondern vor allem an Hängen ausgelegt werden, um das Anwachsen von Vegetation zu fördern. Der Einsatz beim Wacken Open Air war ein Test, der erfolgreich war. Das Klimafarm-Team erprobt noch weitere Wege, Biomasse aus Paludikultur zu nutzen, zum Beispiel als Fasern für die Papierindustrie, um Holz zu ersetzen.