Von Hanfbauern und Frittendiesel
Der kompakte Medienrückblick: Nutzhanf aus der Nische holen +++ Nasser Juli tat Böden vielerorts gut +++ Nutzen von Frittendiesel umstritten +++ Äpfel vor Sonnenbrand schützen
Landwirtschaft – Hanf ist eine der ältesten Nutzpflanzen der Welt. Denn aus den Stängeln, Blättern und Fasern der Pflanze kann man ganz andere Dinge herstellen als Joints: Lebensmittel, Baustoffe oder Textilien. Trotz allem kommt der Anbau hierzulande nur schleppend voran. 623 sogenannte „Hanfbauern“ zählt die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung deutschlandweit, zusammen pflanzen sie Nutzhanf auf einer Fläche von 7.000 Hektar. Innerhalb von zehn Jahren hat sich die Anbaufläche damit zwar verzehnfacht, trotzdem ist Nutzhanf ein Nischenprodukt geblieben. Christoph von Eichhorn berichtet in der Süddeutschen Zeitung, wie ein Landwirt in Niederbayern der Hanfpflanze zum Comeback verhelfen will. Denn der Anbau von Nutzhanf hat Vorteile: Da die Pflanze tief wurzelt, kommt sie mit hohen Temperaturen gut zurecht, sie lockert den Boden auf und mobilisiert Nährstoffe und Wasser. Aus den geernteten Samen lassen sich Öle herstellen und Mehl, aber auch Tee aus deren Blättern. Aus Hanffasern können wiederum leichte, aber feste Platten für den Möbelbau oder Dämmstoffe entstehen.
Klima – In der EU sind über 60 % der Böden durch Versiegelung, Landwirtschaft und Klimawandel geschädigt. Doch der ungewöhnlich nasse Juli hat in einigen Regionen Deutschlands zu einer leichten Entspannung geführt, wie ein Artikel in der Zeit verdeutlicht. Besonders in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg sowie in Teilen von Rheinland-Pfalz, dem Saarland, Baden-Württemberg und Bayern sind die Böden derzeit ungewöhnlich gut durchfeuchtet. „In den Regionen, in denen es viel geregnet hat, haben sich die Pflanzen, die unter Stress waren, erholt“, sagte Andreas Marx, Leiter des Dürremonitors am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung. Demnach hat der Regen gestressten Pflanzen geholfen, sich zu erholen, da sie Wasser schnell aus dem Boden aufnehmen können. Dem Forscher zufolge wurde damit ein Wasservorrat angelegt, der selbst längere Hitzeperioden überstehen könnte. Insgesamt herrscht aber in Regionen wie dem Ruhrgebiet, Thüringen und Teilen Bayerns weiter Trockenheit, was Landwirte vor allem beim Maisanbau vor Probleme stellt.
Chemie – Der Verkehrssektor trägt erheblich zum Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase bei. Diesel aus Abfall- und Reststoffen, sogenannter HVO 100, soll helfen, die Klimaziele zu erreichen. Seit Mai 2024 darf HVO 100 in Deutschland als reiner Kraftstoff verkauft werden und ist inzwischen an hunderten Tankstellen verfügbar. Katja Gelinsky geht in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung der Frage nach, wie nützlich sogenannter Frittendiesel ist. Das Umweltministerium betont, dass HVO nur bei nachhaltigen Rohstoffen wirklich klimafreundlich sei. Besonders Palmöl steht in der Kritik, da dessen Anbau Regenwaldzerstörung und Biodiversitätsverlust verursacht; es ist deshalb seit 2023 von der Förderung ausgeschlossen. Eine Studie der Deutschen Umwelthilfe warnt jedoch, dass HVO aus Altspeiseöl oft indirekt den Palmölverbrauch steigert und daher klimaschädlicher sein kann als fossiler Diesel. Die Biokraftstoffindustrie weist diese Kritik zurück.
Landwirtschaft – Auch Obstbauern macht der Klimawandel zunehmend zu schaffen. Ein Forschungsteam am Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie in Potsdam hat nun ein KI-gestütztes Verfahren entwickelt, das Hitzeschäden an Obstpflanzen vorhersagen soll. Auf Versuchsfeldern werden Tomaten- und Apfelpflanzen mit Sensoren, Laserscannern und Wärmebildkameras überwacht, wie der Deutschlandfunk berichtet. Eine Partneruniversität in Bologna führt ähnliche Tests an Weintrauben durch. Ziel ist es, Wetterprognosen und Messdaten in einer App zu bündeln, die Landwirten frühzeitig Schutzmaßnahmen empfiehlt. Auch Landwirte selbst können Daten beisteuern, um das System zu verbessern. Ein erster Prototyp dieser App ist bereits verfügbar.