Von Moorbauern und Blühfeldern
Der kompakte Medienrückblick: Landwirtschaft auf nassen Moorböden +++ Mehr Insekten als gedacht +++ Oder-Auen speichern Nährstoffe +++ Blühfelder für mehr Artenvielfalt
Landwirtschaft – Trockengelegte Moore sollen wieder vernässt werden. Dazu zählen auch einstige Moorgebiete, die in der Vergangenheit landwirtschaftlich genutzt wurden. Gibt es für Landwirte, die hier bisher Wiesen und Felder beackert haben, eine Zukunft? Dieser Frage geht Christian Schwägerl in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung nach. Mit der sogenannten Paludikultur könnten Landwirte auf nassen Moorböden Landwirtschaft betreiben und Torfmoose, Seggen, Gräsern und Binsen anbauen, die wiederum als Rohstoff für neue biobasierte Produkte wie Baumaterialien dienen können. Anhand von Grafiken wird aufgezeigt, wie viele Tonnen CO₂ durch die Renaturierung eingespart werden könnten oder wie groß der Einfluss des Wasserstandes der Moore auf die Treibhausgasemissionen ist. Studien des Greifswalder Moorzentrums zeigen, dass durch die Wiedervernässung in Deutschland fünfzig Millionen Tonnen CO₂ jährlich eingespart werden könnten. Dazu müssten 1,7 Millionen Hektar meist landwirtschaftlich genutzter Torfböden vernässt werden.
Biodiversität – 2019 hat ein Team um Peter Haase vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt ein bislang einzigartiges Langzeitmonitoring gestartet, um die Vielfalt von Insekten deutschlandweit systematisch und in den verschiedenartigsten Lebensräumen zu erfassen. Jetzt liegen die Auswertungen für die ersten zwei Jahre vor, wie Pamela Dörhöfer in der Frankfurter Rundschau berichtet. Das Ergebnis: In Deutschland gibt es viel mehr Insektenarten als bisher bekannt. Das Forschungsteam fand unter den insgesamt 32.000 Arten 8.000 Neulinge – also Insekten, von denen man bislang nicht wusste, dass sie in Deutschland überhaupt vorkommen. Für die Forschenden ist das ein Indiz, dass „über die eigentlich bedeutendste und größte Artengruppe so gut wie gar nichts“ bekannt ist.
Umwelt – Der Nationalpark Unteres Odertal zeigt im Winter beeindruckende Überflutungslandschaften, wenn die Oder Hochwasser führt. Eine Studie des Berliner Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) untersuchte den Wasserhaushalt und die Nährstoffdynamik zwischen Fluss und Aue. Es zeigte sich, dass die überfluteten Flächen große Mengen Phosphor und Stickstoff aufnehmen, wie Ralf Stork im Tagesspiegel schreibt. Den Forschenden zufolge stammen diese Nährstoffe zum Teil aus der Landwirtschaft. Sie würden ansonsten ins Stettiner Haff und in die Ostsee gespült werden und damit die Überdüngung dieser Gewässer weiter verstärken. Die Feuchtbiotope der Oder wirken dem entgegen, da sie Schadstoffe wie ein Schwamm aufnehmen und abbauen. Der Studie zufolge können Auen auch dazu beitragen, den hohen Salzgehalt der Oder zu reduzieren.
Biodiversität – Wie kann man Artenvielfalt und Landwirtschaft verbinden? Marika Richter von der Agrargemeinschaft Gebirge in Thüringen zeigt, dass es geht. In einem Bericht im MDR stellt Jens Roder das engagierte Vorhaben vor. In Kleinkröbitz wurden auf einem Acker nicht nur Blühstreifen angelegt, sondern ganze Blühfelder. Richter hat dafür eine spezielle Samenmischung entwickelt, die ausschließlich aus einheimischen Blumen besteht. Damit Insekten auch im Winter Nahrung finden, wird das 81 Hektar große Blühfeld nicht abgemäht, sondern im Winter stehen gelassen. Die Erfahrungen der Agrargemeinschaft zum Schutz der Artenvielfalt fließen in ein Forschungsprojekt ein, das Empfehlungen an die Politik erarbeitet.