Von Kulturfleisch und aufgeweckten Pflanzensamen
Der kompakte Medienrückblick: Fleisch aus dem Bioreaktor +++ Raps als Rohstoffquelle +++ Dünger verstärkt Gräserpollen +++ Uralte Pflanzensamen aufgeweckt
Biotechnologie – Das Spin-off der Universität Maastricht, Mosa Meat, zählt zu den Vorreitern für In-vitro-Fleisch. 2013 stellte Gründer Mark Post seinen ersten in der Petrischale kultivierten Bratling vor. Er züchtete dafür Rindergewebe aus Stammzellen von Kühen. Seither schreitet die Entwicklung von kultiviertem Fleisch weiter voran. Erst kürzlich haben Forschende aus Japan Chicken-Nuggets im Labor gezüchtet. Doch wie nachhaltig ist die Herstellung von sogenanntem Laborfleisch? Diese Frage beantwortet Alina Schäfer in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Neben den Vorteilen der Fleischproduktion ohne Tier werden auch die Schwierigkeiten geschildert. Eine der größten Herausforderungen ist demnach die Skalierung der Produktion, da Zellkulturen in großen Bioreaktoren weniger zuverlässig wachsen und die Energiekosten noch hoch sind. Wenig untersucht ist bisher auch der ökologische Fußabdruck. Studien zeigen unterschiedliche Ergebnisse: Mal schnitt Laborfleisch besser, mal gleich gut – und mal schlechter als das tierische Original.
Landwirtschaft – Raps ist in Deutschland die am meisten angebaute Blühpflanze. Die gelben Felder sind nicht nur schön anzusehen. Die Pflanze ist auch eine wichtige Rohstoffquelle, um Speiseöle, Biokraftstoffe oder Tierfutter herzustellen. In Hessen ist der Rapsanbau mittlerweile stark angewachsen und zu einer Schlüsselressource für die Landwirtschaft geworden, wie ein Bericht in der Zeit verdeutlicht. Ein Grund: Die Preissteigerungen bei Olivenöl haben die Nachfrage nach heimischem Rapsöl angekurbelt. Umweltschützer kritisieren jedoch die Ausbreitung von Rapsmonokulturen, da sie Boden, Wasser und Artenvielfalt belasten. Der Bauernverband verweist darauf, dass Raps in Fruchtfolgen angebaut wird, wodurch Bodenqualität und Artenvielfalt verbessert werden.
Landwirtschaft – Ob Birke, Buche oder Erle: Der Pollenflug im Frühjahr macht Allergikern das Leben schwer. Ein belgisches Forschungsteam stellte nun fest, dass der Einsatz von Düngemitteln diese Beschwerden noch verstärken kann, wie Nina Kunze auf SWR Wissen berichtet. In einer Studie zeigte sich, dass gedüngte Wiesen etwa sechsmal mehr Pollen produzieren, da die Pflanzen durch den Nährstoffeintrag stärker wachsen. Labortests ergaben zudem, dass Pollen von gedüngten Flächen Immunzellen bei Allergikern etwa fünfmal stärker aktivieren als Pollen von ungedüngten Flächen. Die Forschenden vermuten, dass der Einsatz von Düngemitteln die Aggressivität von Gräserpollen erhöht. Das Forschungsteam stellt aber auch klar, dass noch viele Fragen offen sind. Umweltmedizinerin Claudia Traidl-Hoffmann sieht die Studie als wichtigen Beleg dafür, dass menschliches Eingreifen die Natur und damit auch unsere Gesundheit negativ beeinflussen kann. Neben Dünger tragen Umweltverschmutzung und Versiegelung dazu bei, dass Pollen für den Menschen schädlicher werden, heißt es in dem Beitrag.
Pflanzenzüchtung – Pflanzen haben im Laufe der Evolution Samen entwickelt, die im Boden oft viele Jahre, manchmal sogar Jahrhunderte überdauern können, um ungünstige Zeiten zu überstehen. Forschende der Universität Regensburg zeigen nun, dass Böden wahre Schatztruhen für die Erhaltung bedrohter Pflanzenarten sein können, wie Susanne Donner im Tagesspiegel schreibt. An Standorten ausgestorbener Pflanzen hat das Team im Erdreich nach deren Samen gesucht und wurde fündig. Durch gezieltes Sammeln und Keimenlassen von Bodensamen konnten die Forschenden ausgestorbene Pflanzen wie das Weiher-Veilchen erfolgreich wieder zum Leben erwecken. Zum Aufwecken der Samen waren spezielle Techniken wie Kälteschocks oder das Anritzen der Samenschale erforderlich. Die Hoffnung, dass sich alte Pflanzengesellschaften auf aufgegebenen Flächen so regenerieren würden, wurde allerdings nicht erfüllt. Der Grund: Viele Samen sind bereits durch die intensive Nutzung verloren gegangen. Die Forschenden sind überzeugt, dass „diese verborgene Vielfalt im Boden“ bei künftigen Erhaltungsmaßnahmen berücksichtigt werden muss.