Von Insektenzucht und bedrohten Wäldern
Der kompakte Medienrückblick: Insektenzucht im großen Stil +++ Misteln befallen Bäume +++ Ozeanmüll bedroht Ökosystem +++ Kohlenstoffsenke Wald wird überschätzt
Biotechnologie – Die Schwarze Soldatenfliege wird als nachhaltige Alternative zu Soja in der Futtermittelindustrie erforscht und gezüchtet. Julia Fietz stellt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung das Unternehmen Illucens vor, das in Ahaus eine industrielle Zuchtanlage betreibt. Hier werden jährlich 3.000 Tonnen Fliegenlarven produziert und zu Mehl oder Fett verarbeitet. Trotz des steigenden Interesses in der Landwirtschaft ist das Geschäft noch nicht profitabel, da Soja auf dem Weltmarkt günstiger ist. Am Fraunhofer-Institut für Bioressourcen in Gießen forscht Andreas Vilcinskas daran, wie die Insektenmast wirtschaftlich nachhaltiger gestaltet werden kann, etwa durch die Diversifizierung der Produkte. Die gesetzliche Lage zur Insektenzucht sei in Deutschland zwar noch unklar, heißt es. Doch sowohl Illucens als auch das Gießener Fraunhofer-Institut planen, die dezentrale Insektenmast in großem Stil zu betreiben. So wollen die Gießener ein Technikum mit dem Unternehmen Entosolutions aufbauen und Landwirte in die Larvenzucht einbinden.
Landwirtschaft – Misteln haben sich in vielen Teilen Deutschlands stark ausgebreitet. Der Grund: Die steigenden Temperaturen bieten den Pflanzen bessere Wachstumsbedingungen in einer gleichzeitig längeren Vegetationsphase. Warum Misteln damit zum Problem werden, erklärt Anne-Kathrin Oestmann in der Zeit. Die Mistel ist ein Parasit und zum Teil von Bäumen abhängig, weil diese sie mit Wasser und Nährstoffe versorgen. In Bayern ist die Anzahl befallener Bäume demnach von 2007 bis 2024 von rund 2 % auf fast 40 % gestiegen. Mithilfe der Fotosynthese kann sich die Mistel selbst versorgen. Deswegen wird sie auch Halbschmarotzer genannt. Breitet sich die Mistel zu stark aus, kann das für die Bäume zu einer Gefahr werden. Vor allem Apfelbäume sind betroffen. Will man beispielsweise Streuobstwiesen vor dem Absterben schützen, hilft Fachleuten zufolge nur eine regelmäßige Baumpflege.
Umwelt – Ob im Meer oder auf dem Mount Everest: Plastikmüll ist mittlerweile überall zu finden. Selbst in der Arktis wurden Forschende fündig. Nun hat ein Forschungsteam der Universität Barcelona selbst an der tiefsten Stelle des Mittelmeeres – im Calypsotief – Müll gefunden, wie Dennis Pscheidl in der Süddeutschen Zeitung berichtet. In einer Tiefe von 5.112 Metern unter dem Meeresspiegel entdeckte das Forschungsteam insgesamt 167 Objekte aus Plastik, Glas, Metall und Papier. Der Studie zufolge ist es eine der höchsten Konzentrationen von Ozeanmüll, die jemals in so großer Tiefe dokumentiert wurden. Das Gros der Verschmutzung ist demnach Plastik und stammt aus verschiedenen Quellen, beispielsweise Plastiktüten, die vom Land aus oder über Flüsse den Weg ins Meer gefunden haben und mit der Strömung zum Calypsotief transportiert werden. Darüber hinaus fand das Team Anhaltspunkte dafür, dass Schiffe „ganze Mülleimer einfach ins Meer kippen“. Mit ihrer Studie legen die Forschenden eigenen Angaben nach offen, woher der Müll kommt. Damit schaffen sie die Voraussetzung für Gesetze, die verhindern, dass der Müll im Meer landet.
Forstwirtschaft – Wälder sind die grüne Lunge der Erde, doch ihre Fähigkeit, Treibhausgase aufzunehmen, wird durch Klimawandel, Abholzung und Naturkatastrophen zunehmend beeinträchtigt. Eine neue Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) warnt nun, dass ohne Anpassungen in der Klimapolitik die Erreichung der internationalen Klimaziele gefährdet ist. Darin zeigen die Forschenden, dass bisherige Modelle die CO₂-Speicherfähigkeit von Wäldern oft überschätzen und ihre mögliche Umwandlung in CO₂-Quellen unterschätzen, wie Jan Kixmüller im Tagesspiegel schreibt. Die vierte Bundeswaldinventur belegt bereits einen Rückgang der Kohlenstoffvorräte in deutschen Wäldern, sodass diese zeitweise selbst Emissionen verursachen. Die Forschenden fordern daher ein Umdenken in der Klimapolitik, um Waldschutz, nachhaltige Landnutzung und eine drastische Reduktion fossiler Brennstoffe voranzutreiben.