Von Visionen und Kakibäumen
Der kompakte Medienrückblick: Vision für EU-Landwirtschaftspolitik +++ Studie über Agrarchemie +++ Gemüseanbau unter Bäumen +++ Basilikum ohne Erde und Licht
Landwirtschaftspolitik - EU-Vizekommissionspräsident Raffaele Fitto und Agrarkommissar Christophe Hansen haben ein neues Strategiepapier zur Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), eine „Vision für Landwirtschaft und Ernährung“ vorgestellt, wie die taz berichtet. Unter anderem geht es darum, wie die milliardenschweren EU-Agrarsubventionen zukünftig verteilt werden können. Für die laufende Förderperiode bis 2027 sind rund 365 Mrd. Euro eingeplant. Bauernverbände fordern, die Auflagen zum Klima- oder Tierschutz für die Landwirte zu senken. Umweltschützende warnen hingegen davor, denn die Landwirtschaft ist für etwa ein Zehntel der europäischen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Außerdem sind viele Böden, Seen und Flüsse Europas in einem schlechten Zustand.
Landwirtschaft - Pflanzenschutzmittel schädigen mehr und andere Organismen als bisher angenommen. Dieses Ergebnis haben Forschende aus China, Italien, Frankreich, Dänemark, dem Vereinigen Königreich und Deutschland gerade in „Nature Communications“ veröffentlicht, wie Frauke Zbikowski in der Frankfurter Allgemeinen berichtet. Pflanzenschutzmittel beeinträchtigten die gesamte Nahrungskette und seien eine Ursache für den weltweiten Verlust an Artenvielfalt. Für die Studie werteten die Autorinnen und Autoren mehr als 1700 Studien aus. Sie berücksichtigten dabei nur solche, die realistische Mengen – also jene, die in der Landwirtschaft tatsächlich auf Flächen ausgebracht werden – untersucht hatten. Neue Wirkstoffe seien für die Artenvielfalt nicht schonender als die älteren. Einer der Studienautoren plädiert für ein Umdenken in der Landwirtschaft: verschärfte Zulassungsregeln oder ein Verbot von Pflanzenschutzmittel seien nicht die Lösung. Das Hauptaugenmerk müsse auf weniger Monokulturen und mehr Diversifizierung liegen.
Agroforstwirtschaft - Auf einem Acker in Neuried-Altenheim baut die Landwirtschaftsinitiative SoLaVie (Solidarisch landwirtschaften und leben) Mangold und Spinat unter Mandel- und Kakibäumen an, das berichtet Christine Veenstra bei SWR Aktuell. Ziel ist, die Ackerpflanzen so besser vor Klimastress zu schützen. Die 120 gepflanzten Bäume, teilweise mitten auf dem Acker, sollen dabei helfen, besser durch die sommerlichen Dürreperioden zu kommen: Sie spenden Schatten, stoppen den Wind und speichern bei Starkregen Wasser. Dadurch wird weniger Erde weggeweht und weggeschwemmt. Zwischen den Bäumen wurden 500 Heckpflanzen gesetzt. Auch konventionelle Landwirte mit großen Getreidekulturen könnten von Agroforstwirtschaft profitieren.
Landwirtschaft - Im Greifswalder Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie (INP) wird Basilikum im Labor angebaut. Wie das ohne Erde und Licht funktioniert, berichtet Christin Lachmann im NDR Nordmagazin. Dutzende Samen werden ganz ohne Mutterboden in ökologische Schwämme eingesetzt. Nach rund 10 Tagen in sogenannten Klimaschränken werden die Pflanzen in eine spezielle Anlage gesetzt: Hier wächst das Basilikum übereinander in mehreren Etagen - das ist das Prinzip von vertikaler Landwirtschaft oder auch „Vertical Farming". Plasma, ionisiertes Gas, wird zur Wasseraufbereitung und Wachstumsstimulanz verwendet, um den vertikalen Anbau zu verbessern. Der Geschmack des Labor-Basilikum sei der gleiche wie vom Basilikum aus dem Topf oder Beet. Wie hoch der Vitamingehalt ist, wurde allerdings noch nicht untersucht.