Von nachhaltigen Fischbeständen und Schlammfarben
Der kompakte Medienrückblick: Viele Fischbestände biologisch nachhaltig +++ Mehr Gehölze auf den Acker +++ Neuer Erreger bedroht Kartoffelernte +++ Textilien im Schlamm färben
Fischereiwirtschaft – Wie steht es um die Meeresfischerei? Wie nachhaltig ist sie und wie viele Bestände sind überfischt? Antworten auf diese Fragen gibt eine aktuelle Untersuchung der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), die in Nizza auf der UN-Ozeankonferenz vorgestellt wurde. Demnach gelten fast zwei Drittel der globalen Wildfischbestände im Meer heute als „biologisch nachhaltig“, wie Christian Schuber in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung berichtet. Konkret wurden von den zehn wichtigsten Arten – von Sardelle bis Hering – 60 % als biologisch nachhaltig eingestuft. Das heißt, sie werden nicht überfischt, sind langfristig gesund und können sich immer wieder reproduzieren. Besonders begehrte Arten wie Thunfisch schneiden hier gut ab, was der FAO zufolge auf strikte Managementmaßnahmen und internationale Kooperationen zurückzuführen ist. Ein erfolgreiches und damit nachhaltiges Fischereimanagement umfasst neben Fangquoten auch Schutzzeiten, selektive Fangmethoden und eine fundierte Datensammlung. Während die FAO insgesamt optimistisch ist, mahnen Umweltschützer mehr Rücksicht auf ökologische und soziale Auswirkungen der globalen Fischerei- und Aquakulturpolitik an.
Landwirtschaft – Die Klimakrise spüren nicht nur Landwirtinnen und Landwirte. Auch der Speiseplan ist davon betroffen: Trockenheit und Dürre sorgen für Ernteausfälle bei Obst und Gemüse und lassen zudem die Preise im Supermarkt steigen. Ein vielversprechender Ansatz, der Klimakrise zu begegnen, sind Hecken, Streuobstwiesen und Agroforstsysteme, wie Christoph Bautz in einem Gastbeitrag in der Frankfurter Rundschau schreibt. Die „Alleskönner“ kühlen die Luft, bremsen den Wind, halten Wasser im Boden und verhindern, dass fruchtbare Erde weggeschwemmt wird. „Kurz: Sie machen die Landwirtschaft robuster – und damit unser Essen sicherer“, schreibt der Autor. Er fordert ein umfangreiches Förderprogramm von Bund und Ländern, um das Anpflanzen von Gehölzen voranzutreiben.
Landwirtschaft – Reis und Nudeln haben die Kartoffel auf der Beliebtheitsskala längst überholt. Seit 1990 ist der Kartoffelkonsum in Deutschland um 28 % zurückgegangen. Auch der Klimawandel macht es Bakterien und Pilzen zunehmend leicht und bedroht die Ernte. Mit der Schilf-Glasflügelzikade sorgt in einigen Regionen Deutschlands seit kurzem ein neuer Schädling für weitere Ertragseinbußen, wie Friederike Walch-Nasseri in der Zeit berichtet. Die Krankheit Stolbur, die durch einen Stich der Zikade übertragen wird, lässt die Kartoffel schrumpfen. Im Frühsommer dieses Jahres wurden im Kartoffelanbau bereits Verluste von teilweise bis zu 70 % dokumentiert. Am Julius-Kühn-Institut sind Forschende daher bemüht, die Züchtung klimaangepasster Sorten voranzutreiben. Wenn ein neuer Schädling wie die Schilf-Glasflügelzikade auftritt, suchen sie nach einer Pflanze, die möglicherweise eine natürliche Resilienz gegen den Erreger mitbringt, um diese mit ertragreichen modernen Kartoffelsorten zu kombinieren. Der Züchtungsprozess ist jedoch aufwendig und langwierig. In Zukunft wollen die Forschende die Eigenschaften neuer Züchtung direkt mithilfe von genetischen Informationen vorhersagen.
Textilindustrie – In Burkina Faso ist es Tradition, Textilien im Schlamm zu färben. Was etwas abwegig klingt, ist derzeit in einer Ausstellung im Art Laboratory Berlin (ALB) zu bewundern. Zu sehen ist ein grünlich-braunes Jagdhemd aus derbem Stoff, das „nur ein bisschen nach Wald“ riecht, wie Martin Ballaschk im Tagesspiegel schreibt. Das mit der sogenannten Vouwo-Technik gefärbte Kleidungsstück ist langlebig, geruchsabweisend und antimikrobiell. Aber der Färbeprozess kann bis zu zwei Jahre dauern. Die Berliner Mikrobiologin Regine Hengge und andere Forschende haben diese ungewöhnliche Technik erstmals wissenschaftlich untersucht und präsentieren ihre Erkenntnisse in der Berliner Ausstellung sowie in einem Fachjournal. Der Färbeprozess basiert demnach auf Fermentation mit eisenhaltigen Pflanzenstoffen und Mikroben aus Termitenhügeln, die das Textil auf natürliche Weise konservieren und einfärben. Der Färbeschlamm ist vielseitig wiederverwendbar, etwa zur Medizinherstellung oder als Kompostaktivator, was die Methode besonders nachhaltig macht.