Von Mini-Wäldern und Samenwächtern
Der kompakte Medienrückblick: Praxistest für Agroforst +++ Mini-Wälder in der Stadt +++ Treibstoff aus Speiseöl +++ Hüterin genetische Kartoffelvielfalt
Landwirtschaft – Auf einem Acker im Löwenberger Land in Brandenburg wird ein Agroforst-System getestet. Hier werden schmale Baumstreifen in die landwirtschaftlichen Flächen integriert. Diese Bäume sind noch jung und klein, doch das System kombiniert Land- und Forstwirtschaft, was viele Vorteile bieten soll, wie Yannik Achternbosch in der taz schreibt. Tobias Cremer, Professor für Wald und Umwelt, erforscht, wie sich solch ein Agroforst-System auf Boden, Ertrag und das Mikroklima auswirkt, besonders in Brandenburg, das von Dürre und sandigen Böden betroffen ist. Erste Ergebnisse zeigen, dass die Baumreihen helfen, Wind und Starkregen zu bremsen, wodurch der Boden besser geschützt und mehr Wasser gespeichert wird. Auch können die Bäume Wasser aus tieferen Bodenschichten nach oben transportieren, was den Pflanzen zugutekommt. Fachleute sind überzeugt, dass Landwirte trotz anfänglicher Flächenverluste langfristig von den Baumstreifen durch den Verkauf von Holz profitieren können.
Forstwirtschaft – In Frankfurt wurde auf 120 Quadratmetern ein „Tiny Forest“ mit über 350 Pflanzenarten angelegt, darunter Ahorn, Eiche, Faulbaum und Felsenbirne. Der „Mini-Wald“ im Norden der Stadt entstand mithilfe von Schulkindern und der Initiative Main-Wäldchen. Das Konzept stammt vom japanischen Biologen Akira Miyawaki und zielt darauf ab, schnell wachsende, pflegeleichte Mini-Wälder zu schaffen, wie die Frankfurter Rundschau schreibt. Solche Wälder fördern nicht nur die Biodiversität. Sie bieten Lebensraum für Tiere und verbessern das Mikroklima in der Stadt. Frankfurt plant, bis zum nächsten Jahr mindestens drei weitere Mini-Wälder anzulegen, besonders in Gebieten, die Kühlung benötigen. Obwohl die Flächensuche oft schwierig ist, arbeiten Städte wie Darmstadt und Kassel an ähnlichen Projekten.
Chemie – Im spanischen Cartagena betreibt der Energiekonzern Repsol eine Anlage zur Produktion erneuerbarer Kraftstoffe, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet. Als Rohstoff dient hier vor allem gebrauchtes Speiseöl, dass in Biotreibstoff umgewandelt und für Flugzeuge, Schiffe, Busse, Lastwagen und Autos produziert wird. Bis 2027 strebt das spanische Unternehmen eine Produktionsmenge von 1,7 Millionen Tonnen an. Die Fluggesellschaft Iberia testet bereits Biokraftstoffe (SAF). Noch ist es die erste Anlage auf der iberischen Halbinsel. Repsol erhält 2026 Konkurrenz von Cepsa, das in Huelva die größte 2-G-Biokraftstoffanlage Südeuropas baut. Allerdings stammt der Großteil der Rohstoffe für diese Biokraftstoffe aus dem Ausland. Die Luftfahrtbranche sieht SAF als wichtigen Schritt zur Emissionsreduktion, jedoch bestehen langfristig Zweifel an der ausreichenden Verfügbarkeit von Bioabfällen. Neben biogenen Alternativen sollen auch synthetische Kraftstoffe eingesetzt werden, die aber noch nicht weit verbreitet sind.
Pflanzenzucht – Die Kartoffel ist eines der wichtigsten Nahrungsmittel der Welt. Doch Hitze und Starkregen erschweren den Anbau und führen zu Ernteverlusten. Abhilfe könnte aus Chile kommen. Studien zufolge stammen rund 90% der weltweit produzierten Kartoffeln genetisch aus dem südamerikanischen Land. Auf der Insel Chiloé baut Yolanda Millapichún 112 verschiedene, bunte Kartoffelsorten an, um die genetische Vielfalt zu bewahren, wie Judith Mintrop in der Süddeutschen Zeitung berichtet. Für Dirk Prüfer vom Institut für Biologie und Biotechnologie der Pflanzen der Universität Münster ist die Arbeit der chilenischen „Samenwächterin“ von unschätzbarem Wert. Der Zucht-Selektion-Prozess ermögliche gezielt genetische Merkmale in Pflanzen zu bewahren und zu fördern, die in herkömmlichen Zuchtlinien oft verloren gehen. Dazu gehören besonders Resistenzgene gegen Krankheiten wie Viren, Pilze und Bakterien, die in alten Sorten noch vorhanden sind. „Durch genetische Analysen können diese wertvollen Eigenschaften identifiziert und in moderne Zuchtlinien eingebracht werden, um widerstandsfähigere und ertragreichere Sorten zu schaffen“, sagt der Forscher. Dieser Prozess, auch „Smart Breeding“ genannt, verwendet das Erbgut zur Auswahl geeigneter Kreuzungspartner. Der Zucht-Selektion-Prozess ist daher entscheidend, um eine nachhaltige und zukunftsfähige Landwirtschaft zu gewährleisten, besonders im Hinblick auf den Klimawandel und die veränderten Umweltbedingungen.