Von Baumimpfungen und Biodiesel
Der kompakte Medienrückblick: Bäume gegen Pilze impfen +++ Grünland in der Krise +++ Agroforstsystem bietet Vorteile +++ Biodiesel im Tank
Forstwirtschaft – Der Klimawandel setzt Wälder unter Druck. Auch bestimmte Arten von Baumpilzen, die als sogenannte Naturnähezeiger dienen, werden immer seltener. Im Nationalpark Bayerischer Wald ist nun ein einzigartiges Projekt zur Rettung der Baumpilze angelaufen, wie die Frankfurter Rundschau berichtet. Hier wollen Forschende der Universität Bayreuth seltene und bedrohte Pilzarten, die sich vom Abbau organischer Substanzen wie Holz ernähren, durch gezielte Impfung von Bäumen wieder ansiedeln. Dafür werden im Labor gezüchtete Pilze in vorgebohrte Löcher in Fichten, Buchen und Tannen eingebracht. Das Projekt wird finanziell unterstützt von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Die Pilzarten, wie der Rosenduftende Feuerschwamm und der filigrane Ästige Stachelbart, sollen in den kommenden Jahren regelmäßig überwacht werden. Erste Fruchtkörper werden in etwa zwei Jahren erwartet.
Klima – Wiesen und Weiden sind wichtige Kohlenstoffspeicher und bieten für zahlreiche Tiere und Pflanzen einen Lebensraum. Doch auch hier hinterlässt der Klimawandel seine Spuren. Wie stark Hitze und Dürre dem Ökosystem zusetzen, hängt auch davon ab, ob das Grünland extensiv oder intensiv bewirtschaftet wird. Das zeigt eine Studie von Forschenden am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ). Für die Studie wurden Daten aus einem Langzeitexperiment in Bad Lauchstädt bei Halle (Saale) ausgewertet und Klimaszenarien simuliert. Das Experimentierfeld umfasste 50 Parzellen von jeweils 16 mal 24 Meter Größe, die alle unterschiedlich intensiv genutzt werden. Das Ergebnis: Intensiv bewirtschaftetes Grünland ist anfälliger für Dürreperioden als Wiesen und Weiden, die extensiv genutzt werden. Im Interview mit taz-Redakteurin Heike Holdinghausen berichtet Lotte Korell, Pflanzenökologin und Erstautorin der Studie, über deren Ergebnisse und wie klimabedingte Folgen abgemildert werden können.
Landwirtschaft – Agroforstwirtschaft verbindet Landwirtschaft und Forstwirtschaft, indem Bäume und Sträucher auf Feldern gepflanzt werden. Seit 2023 erlauben EU- und Bundesrecht den Anbau solcher Gehölze auf Ackerflächen. Noch sind Landwirtinnen und Landwirte zurückhaltend. Doch Agroforstsysteme haben viele Vorteile, wie Sebastian Kreutz im Tagesspiegel berichtet. Sie bieten Tieren einen Lebensraum, schützen vor Winderosion, verbessern den Boden und können zur Energiegewinnung genutzt werden. Schnell wachsende Holzarten wie Pappeln können zudem regelmäßig geerntet und auch als Brennstoff verwendet werden, was klimaneutraler als fossile Brennstoffe ist, wie Untersuchungen von Forschende am ATB in Potsdam zeigen. Dennoch ist die CO₂-Bilanz von Holz als Energiequelle umstritten und sollte Fachleuten zufolge künftig durch Wind- und Sonnenenergie ersetzt werden.
Chemie – Seit Mai dieses Jahres darf der neue Biodiesel HVO 100 in Reinform an Tankstellen angeboten werden. Dieser Kraftstoff besteht aus rein pflanzlichen und tierischen Abfällen und kann den CO₂-Ausstoß um bis zu 90 Prozent gegenüber fossilem Diesel reduzieren. Noch ist der neue biobasierte Dieselkraftstoff an Tankstellen jedoch eine Rarität, wie Katja Gelinsky in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung berichtet. Nur wenige Hundert der bundesweit 14.000 Tankstellen bieten ihn an. Anders als in Italien, wo Biokraftstoff aufgrund staatlicher Förderung günstiger als herkömmlicher Dieselkraftstoff ist, kostet HVO 100 hierzulande 5 bis 15 Cent mehr. Außerdem wird die Verbreitung Fachleuten zufolge durch die fehlende Freigabe vieler Automobilhersteller eingeschränkt, da diese kostspielige Tests scheuen. Während das Verkehrsministerium HVO 100 als wichtigen Schritt für den Klimaschutz lobt, sieht das Umweltministerium keinen zusätzlichen Nutzen und kritisiert die begrenzte Verfügbarkeit von Rohstoffen. Fachleute aus der Mobilitäts- und Mineralölbranche sehen hingegen ein großes Potenzial im Biokraftstoff HVO 100, besonders für den Schwerlastverkehr. „Genügend Abfall gibt es überall auf der Welt“, sagt ein Vertreter. Auch würden neue Ausgangsstoffe erprobt und ins Auge gefasst, wie Klärschlämme, Algenöle und sogar Mikroplastik aus dem Meer.