Von Hightech-Gewächshaus und Urindünger
Der kompakte Medienrückblick: Hightech-Gewächshaus +++ Düngen mit Urin +++ Flächenersparnis durch Fleisch- und Milchalternativen
Pflanzenforschung – Aufgrund des Klimawandels sinken auch die Erträge von Nutzpflanzen wie Weizen, Hafer oder Mais. Forschende arbeiten deshalb an der Züchtung neuer Sorten, die selbst unter extremen Bedingungen noch gute Erträge bringen. Gewöhnliche Gewächshäuser reichen jedoch nicht aus, um zu erproben, wie sich neue Sorten auf den Feldern der Zukunft bewähren würden. Im Deutschlandfunk stellt Claudia Neumeier das Hightech-Gewächshaus „PhänoSphäre“ vor, das am Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung in Gatersleben steht. Die Anlage ist weltweit einzigartig. In ihr können feldähnliche Umweltbedingungen reproduzierbar nachgestellt werden. Ausschließlich Niederschläge wie Regen, Schnee und Hagel können aufgrund der empfindlichen Messgeräte und Steuerungselemente nicht simuliert werden. Thomas Altmann, Leiter der Abteilung Molekulare Genetik, erläutert im Audiobeitrag die Funktionen der Anlage. So können beispielsweise Wind, Temperatur, CO2 -Gehalt, Luftfeuchtigkeit, Bodentemperatur, Bewässerung, und Licht jederzeit variiert werden, um die Bedingungen im Freiland oder Klimaszenarien möglichst authentisch nachzustellen. Gleichzeitig werden die Photosyntheseleistung oder das Wurzelwachstum und Höhenprofil vielversprechender Pflanzensorten mit Kameras aufgezeichnet und analysiert.
Landwirtschaft – Menschlicher Urin besteht zum größten Teil aus Stickstoff und Phosphor. Diese beiden Elemente sind für das Pflanzenwachstum unentbehrlich und werden Feldern hauptsächlich durch synthetische Mineraldünger zugesetzt. Könnte man nicht auch mit Urin düngen? Dieser Frage geht die Autorin Annette Jensen in einem Kommentar in der taz nach. Denn es hätte viele Vorteile, Urin zu sammeln und zu nutzen, statt ihn mit literweise Trinkwasser in der Toilette runterzuspülen. Energie- und Wasser würden gespart, Kläranlagen entlastet. Allein die tägliche Urinmenge eines Erwachsenen würde ausreichen, um einen Quadratmeter Acker für ein Jahr lang mit Stickstoff- und Phosphor zu versorgen. In der Schweiz wird Urin-basierter Dünger bereits hergestellt, darf aber in Deutschland aufgrund des bestehenden Düngerrechts nicht verkauft werden. Doch auch hierzulande werden Techniken für die Urinsammlung entwickelt. Die Mitglieder des Vereins „Netzwerk für nachhaltige Sanitärsysteme“ (NetSan) arbeiten in verschiedenen Projekten an der Sanitärwende.
Landwirtschaft – Pro Jahr verzehrt eine Person in Deutschland durchschnittlich etwa 53 Kilo Fleisch, 25 Kilo Käse, 43 Liter Kuhmilch und 10 Pfund Butter. Der Anbau von Futtermitteln für tierische Produkte geht mit einem hohen Flächenverbrauch einher. Der Thinktank „Green Alliance“ hat im Auftrag des Good Food Institute Europe berechnet, wie viel Fläche durch den Konsum von Fleisch- und Milchalternativen frei werden könnte. Lou Siebert und Birgit Herden fassen die Ergebnisse des Reports im Tagesspiegel zusammen. Demnach könnte sich die ökologisch bewirtschaftete Fläche in Deutschland bis 2050 verdreifachen, wenn Fleisch- und Milchprodukte weitgehend durch Alternativprodukte ersetzt werden würden. Gleichzeitig könnten mehr als vier Millionen Hektar zusätzlich renaturiert werden. Die Autoren der Studie gehen davon aus, dass alternative Proteine bis 2050 etwa ein Sechstel des europäischen Fleisch- und Milchkonsums ausmachen könnten. Würde die Entwicklung moderner Formen wie der Präzisionsfermentation oder der Zellkultivierung politisch unterstützt, könne der Anteil bis 2050 europaweit sogar auf zwei Dritteln steigen. In diesem Fall würden in Deutschland etwa 44 Prozent der heute landwirtschaftlich genutzten Fläche frei. Würden Futtermittelimporte aus dem Ausland entsprechend reduziert, könnte in anderen Ländern eine Fläche von der Größe Boliviens entstehen. Die Ergebnisse der Studie wurden von keiner Fachzeitschrift geprüft oder veröffentlicht. Ein Experte des Karlsruher Institut für Technologie weist darauf hin, dass nicht alle Annahmen gut nachvollziehbar sind.