Von Fleischalternativen und Artenverlust
Der kompakte Medienrückblick: Nanopartikel gefährlicher als Mikroplastik +++ Mehr Arten bedroht als bekannt +++ Veganes Fleisch aus Schimmelpilzen
Umwelt – Die allmähliche Zersetzung von Kunststoffen zu Mikroplastik ist ein globales Problem und gefährdet zunehmend das Leben von Meerestieren. Ein Forschungsteam der Ocean University of China hat herausgefunden, dass winzige Tiere, vor allem Rädertierchen, einen erheblichen Beitrag dazu leisten, indem sie täglich mehr als 350.000 Nanopartikel aus Plastik produzieren können, wie Sina Metz in der Süddeutschen Zeitung berichtet. Diese Nanopartikel haben eine größere Oberfläche als Mikroplastik und können giftige Chemikalien schneller freisetzen. Die Forscherinnen und Forscher betonen, dass Nanoplastik für die Umwelt und die Gesundheit von Lebewesen potenziell schädlicher ist als Mikroplastik, da es leichter in Zellmembranen eindringen und im Körper verbleiben kann. Rädertierchen, die in vielen Gewässern vorkommen, verwechseln demnach Plastikmüll mit ihrer natürlichen Nahrung, was zu erheblichen Mengen an Nanoplastik führt. Die Studie weist darauf hin, dass das Plastikproblem weltweit zunehmen wird, da die Plastikproduktion steigt und nur ein geringer Anteil recycelt wird.
Biodiversität - Der Weltbiodiversitätsrat IPBES hat 2019 ein dramatisches Bild vom Zustand der biologischen Vielfalt auf der Erde gezeichnet. Er stellte fest, dass rund eine Million der heute bekannten acht Millionen Tier- und Pflanzenarten in den nächsten Jahren vom Aussterben bedroht sind. Eine aktuelle Studie zeigt nun, dass die Zahl der weltweit vom Aussterben bedrohten Arten mit zwei Millionen doppelt so hoch ist – darunter zahlreiche europäische Tierarten, wie Lennart Pyritz im Deutschlandfunk berichtet. Besonders gefährdet sind demnach Süßwassermollusken. Arten, die ihren Lebensraum ausdehnen können, wie Libellen, sind demnach nicht so stark bedroht. Im Interview erklärt Axel Hochkirch, Biologe und Mitautor der Studie, dass vor allem die industrielle Landwirtschaft ein Gefährdungsfaktor sei. Auch der Verlust kleinbäuerlicher Strukturen bedrohe die Artenvielfalt, weil offene Lebensräume verlorengehen, die Pflanzen, aber auch Schmetterlinge oder Heuschrecken brauchen. „Wir müssen dafür sorgen, dass die Landschaft wieder vielfältiger wird“, sagt der Experte. Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität seien beispielsweise die Anlage von Biotopen und die Förderung kleinbäuerlicher Strukturen. Anders als bei der IPBES-Studie vor vier Jahren wurden in der aktuellen Studie auch bedrohte Insektenarten berücksichtigt.
Biotechnologie – Vegane Fleischalternativen liegen im Trend. Viele dieser Produkte basieren auf pflanzlichen Proteinen wie Hülsenfrüchten. Thiemo Heeg stellt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ein Start-up vor, das veganes Fleisch mit einem Schimmelpilz als Schlüsselzutat entwickelt. Hinter der Innovation steckt das Start-up Nosh Bio von Tim Fronzek. Der von Nosh Bio verwendete Koji-Pilz wird in der japanischen Küche zum Fermentieren verwendet und soll eine Struktur erzeugen, die tierischem Muskelgewebe ähnelt. Mit dem Mykoprotein des Koji-Pilzes lässt sich laut Fronzek fast alles herstellen – von Schweinesteaks über Chicken Nuggets bis hin zu Fischstäbchen und Thunfischsalat. „Wir können Fleischersatzprodukte nachbilden, die in Aussehen, Geschmack und Konsistenz der Realität sehr nahe kommen“, sagt der Firmengründer. Im Gegensatz zu bestehenden veganen Alternativen soll das Produkt keine unerwünschten Zusatzstoffe enthalten. Nosh Bio will das Pilzpulver als Zutat an Unternehmen verkaufen, die bereits fleischlose Marken entwickelt haben. Eine Kooperation mit der Brauerei Berliner Berg zur Fermentation von Pilzen wurde kürzlich bekannt gegeben. Auf der weltgrößten Ernährungsmesse Anuga wurde die Fleischalternative des Berliner Start-ups von 96 Prozent der Tester positiv bewertet.