Von Ananaspapier und Biogas
Der kompakte Medienrückblick: Hightech im Gemüsebeet +++ Biogas aus der Biotonne +++ Papier aus Ananasresten +++ Plastikflut in der Kosumbranche überwinden
Energiewirtschaft – In Deutschland gibt es knapp 10.000 Biogasanlagen. Darüber werden aktuell etwa 7,5 % des Stroms (Stand 2021) in Deutschland gewonnen. Mit Blick auf die explodierenden Gaspreise gewinnt auch die Stromerzeugung aus Biomasse deutlich an Bedeutung. Experten und Expertinnen des Deutschen Biomasseforschungszentrums Leipzig und des Wuppertal Instituts gehen davon aus, dass sich mittelfristig rund 3 % des deutschen Gasbedarfs durch Biomethan, also aufbereitetes Biogas, decken lassen, wie die Frankfurter Rundschau berichtet. Derzeit hat Biomethan einen Anteil von rund einem Prozent am Gasmarkt. Mehr organische Abfälle aus der Biotonne könnten die Biogasproduktion ankurbeln, so der Präsident des Entsorgungswirtschaftsverbandes BDE, Peter Kurth. Er plädiert daher an die Städte und Landkreise, die Nutzung von bereits bestehenden Biotonnen umfassender zu bewerben.
Chemie – In Deutschland werden jährlich rund 22,7 Millionen Tonnen Papier hergestellt. Dafür müssen allerdings Bäume gefällt werden, denn ein wichtiger Hauptbestandteil des Papiers ist Holz – konkret Holzfasern oder Zellulose. Doch Zellulose steckt auch in Pflanzenresten. So fallen etwa bei der Ananasernte enorme Mengen Pflanzenreste an, die meist verbrannt werden. Das Start-up eco:fibr nutzt diesen Rohstoff, um daraus Papier herzustellen, wie Knut Henkel in der Tageszeitung berichtet. Im Fokus steht die Gewinnung von Zellulose aus Ananasabfällen. Dafür hat das Team ein Verfahren entwickelt, womit sich Zellulose ohne den Einsatz von Schwefel- und Chlorverbindungen aus den Ananasresten extrahieren lässt. Gegründet wurde das Start-up von Studenten und Studentinnen vom Institut für Technische Chemie an der Leibniz Universität Hannover. Die erste industrielle Anlage für die Produktion von Zellstoff aus Ananasresten soll spätestens 2026 in Costa Rica entstehen.
Landwirtschaft – In Hightech-Gewächshäusern werden schon heute Lebensmittel dank künstlicher Intelligenz angebaut. Im Freiland bestimmen meist Monokulturen und große Maschinen den Gemüseanbau. Der Grund: Naturnahe und kleinere durchmischte Gärten mit Gemüsesorten sind deutlich aufwendiger zu bewirtschaften. Forschende vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, DFKI, wollen das ändern, wie Pascal Kiss in SWR Wissen berichtet. Mithilfe von Roboter Lero will das Team den Gemüseanbau auch im Freiland einfacher und nachhaltiger machen. Im Versuchsgarten von Gemüsebauer Robert Franz soll der Roboter Pflanzen beim Wachsen überwachen, ungewollte Beikräuter, Krankheiten und Schädlinge frühzeitig erkennen. Auch auf Fragen, wie etwa nährstoffreicher Boden aufgebaut werden kann und welche Pflanzen sich für den gemeinsamen Anbau eignen, erhoffen sich die Forschenden Antworten. Dazu werden die Daten aus dem Gemüsebeet mithilfe künstlicher Intelligenz ausgewertet und liefern so die Grundlage für konkrete Maßnahmen. Die Forschenden erhoffen sich, dass mit diesen Tipps der aufwendige Gemüseanbau in den Marktgärten schnell gelingt.
Verpackungsindustrie – 2021 wurden allein in Deutschland rund 15,8 Mrd. Euro mit Kunststoffverpackungen umgesetzt. Ein Großteil davon wird von der Lebensmittelindustrie verwendet: dünne Plastikfolien, Wurst- und Käseverpackungen, Schalen für Obst und Gemüse. Umfragen zeigen jedoch, dass Verbraucher beim Kauf immer mehr auf umweltfreundliche Verpackungen achten. Anja Holtschneider berichtet im Handelsblatt, wie Unternehmen die Plastikflut versuchen einzudämmen. Das Kölner Start-up Papacks stellt beispielsweise aus Roh- und Reststoffen, vorwiegend aus der Landwirtschaft, nachhaltige und kompostierbare Verpackungen in einem speziellen Fasergussverfahren her und betreibt in Thüringen eine erste „Gigafactory 1“, wo bereits bis zu 180 Millionen Fasergussteile pro Jahr über die modernen Produktionsstraßen gefertigt werden. Eigenen Angaben zufolge hat Papacks dadurch 3,5 Millionen Kilo Plastik eingespart. Neben kompostierbaren Verpackungen setzt die Branche vor allem auf das Recycling von Rohstoffen. Verpackungen aus Biokunststoffen machen nach Angaben des Verbandes European Bioplastics bisher aber nur rund ein Prozent aller Kunststoffverpackungen aus. Vor allem im Lebensmittelsektor setzen sich Innovationen aber eher langsam durch, weil die Herausforderungen für die Hersteller besonders hoch sind.