Von Artenvielfalt und Algenproduktion
Der kompakte Medienrückblick: Berlin bekommt Food-Campus +++ Algenproduktion sicherer machen +++ Pestizide gefährden Artenvielfalt +++ Hightech-Gewächshäuser in Holland
Ernährung – Food-Innovationen wie Insektenburger oder Algenpasta drängen auf den Markt und zeigen, wie die Lebensmittelproduktion künftig umweltfreundlicher und nachhaltiger werden kann. Mit dem Bau einer Ideenschmiede für Food-Innovationen am Teltowkanal in Tempelhof soll Berlin zu einem Hotspot für nachhaltig erzeugte Lebensmittel werden, wie Ferdinand Dyck im Tagesspiegel berichtet. Auf der Brache soll hier bis 2024 der Food Campus Berlin entstehen. Hinter dem ambitionierten Vorhaben steht die Artprojekt GmbH. Das Ziel: die Lebensmittelproduktion neugestalten und zugleich sichtbar und erlebbar machen. Auf dem 14.000 Quadratmeter großen Areal werden Büro- und Kommunikationsräume, Versuchsküchen sowie teils gläserne Produktionsflächen für Start-ups, Unternehmen, Institute und Dienstleister entstehen. Auch ein Gründerzentrum für Food-Handwerk und -Produktion ist geplant sowie eine Kantine, die den neuesten Innovations- und Ernährungsstandards gerecht wird.
Biotechnologie – Algen sind aufgrund ihrer großen Palette an Inhaltsstoffen nicht nur für die Lebensmittel-, Kosmetik- und Pharmaindustrie interessant. Sie können auch zum Färben und als Rohstofflieferant für die Herstellung von Biopolymeren genutzt werden. Forschende der Hochschule Anhalt Köthen wollen nun die Produktion von Algen sicherer machen, wie aus einem Bericht in der Süddeutschen Zeitung hervorgeht. Der Grund: bei bestimmten Algen können sich in den Anlagen Wasserpilze bilden und das ganze System gefährden. Die Kultivierung der Mikroalgen erfolgt dabei im Tannenbaumreaktor. Hier befindet sich die Algennährstofflösung in Schläuchen, die sich kegelformartig an einem Gestell entlangranken und effektiv das Sonnenlicht nutzen. Die Forschenden wollen nun verschiedene Algen auf ihre Stabilität in diesem Bioreaktor untersuchen, um die Algenproduktion zu verbessern.
Biodiversität – Herbizide, Insektizide und Fungizide: der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft ist seit 1990 um 80 % gestiegen und bedroht die Artenvielfalt nachhaltig, wie Boris Geiger im 3sat-Wissensmagazin NANO veranschaulicht. Die Fakten dazu liefert der neue Pestizidatlas, der soeben vom Bund für Umwelt und Naturschutz gemeinsam mit Partnern veröffentlicht wurde. Die Untersuchung verdeutlicht: Überall – ob in Lebensmitteln, im Wasser, in der Luft oder auf Spielplätzen – sind Rückstände von Pestiziden zu finden. Vor allem die Biodiversität ist bedroht. Insbesondere Neonicotinoide schaden Insekten und sorgen dafür, dass die Bestäuberleistung abnimmt. Da viele Lebensmittel wie Obst und Gemüse mit Pestiziden belastet sind, wird auch die Gesundheit von Menschen damit beeinträchtigt. Allein beim Ausbringen der Pestizide auf den Feldern erleiden weltweit jedes Jahr 385 Millionen Menschen Vergiftungen. Agrarforscher Peter H. Feindt ist überzeugt, dass der Klimawandel alternative Lösungen und eine veränderte Agrarförderung in der EU erfordert.
Landwirtschaft – Die Niederlande sind bekannt für ihren hocheffizienten Gemüseanbau. Nicht nur Tomaten, sondern auch tropische Früchte werden hier in großen Mengen auf kleinster Fläche angebaut, wie Max Rauner in SWR2 Wissen berichtet. Eine niederländisch-australische Forschungsgruppe hatte vier Anbaumethoden für Tomaten im Hinblick auf die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen verglichen: Hightech-Gewächshäuser in den Niederlanden sowie Folien-Gewächshäuser in Spanien – jeweils für ökologischen und konventionellen Anbau. Das Ergebnis: Das holländische Hightech-Gewächshaus für Nicht-Bio-Tomaten hatte die beste Bilanz. Es kam ebenso wie der Ökolandbau mit biologischer Schädlingsbekämpfung aus, vergeudete aber kaum Wasser und Nährstoffe. Gegenwärtig entsteht in Südholland das Gewächshaus der Zukunft. Hier wollen Forschende der Universität Wageningen nachhaltige Pflanzenzucht demonstrieren. Ihre Ziele: den CO2-Ausstoß reduzieren, Pflanzenschädlinge ohne Chemikalien bekämpfen, erneuerbare Energien nutzen und keine Abwässer oder Nährstoffe in die Umwelt ableiten. Gleichzeitig hoffen sie, in Wildtypen Gene zu finden, die Pflanzen gegen bestimmte Krankheiten resistenter machen.