Von Fleischersatz und bunten Feldern
Der kompakte Medienrückblick: Landwirte vermarkten Produkte selbst +++ Mit Speiseöl fliegen +++ Anstieg von Fleischersatzprodukten +++ Nachhaltiger Ackerbau als Experiment
Landwirtschaft – Verbraucher achten beim Kauf von Lebensmitteln zunehmend auf Nachhaltigkeit. Obst, Gemüse und Fleisch aus regionalem und ökologischem Anbau sind beim Kunden gefragt. Für Landwirte, die unter dem harten Preisdruck der Lebensmittelbranche leiden, bedeutet das auch eine Chance. Immer mehr Landwirte verkaufen daher ihre Produkte einfach selbst – mit besseren Margen und mehr Nachhaltigkeit, wie Robert Fishman in Deutschlandfunk Kultur berichtet. Genossenschaften gründen sich, um gemeinsam ihre Produkte online anzubieten. 2018 haben sich beispielsweise in Ostwestfalen landwirtschaftliche Betriebe und einige regionale Verarbeiter zur Genossenschaft Wochenmarkt24 zusammengeschlossen. Der Zusammenschluss ist ein Erfolgsmodell. Mittlerweile gehören der Genossenschaft 150 Erzeuger an. Online-Direktvermarkter helfen auch, die Landwirtschaft nachhaltiger, umwelt- und klimafreundlicher zu gestalten. Denn die Produkte werden ausschließlich regional vermarktet. Zudem können Transporte gebündelt und damit Treibhausgase eingespart werden.
Umwelt – Urlaubsreisen mit dem Flugzeug sind beliebt, sie schaden aber bekanntermaßen auch Umwelt und Klima. Denn beim Verbrennen von Kerosin entstehen klimaschädliche Abgase wie Kohlendioxid und Stickoxide. Die CO2-Emissionen des Flugverkehrs haben sich seit 1990 in Deutschland verdoppelt. Die französische Fluggesellschaft Air France will nun erstmals mit einem nachhaltigen Treibstoff zu Langstreckenflügen aufbrechen, wie der Spiegel berichtet. Demnach soll die Airbus-Flotte A-350 mit einem Gemisch aus klassischem Kerosin und altem Speiseöl betankt werden. Die Technologie dafür hat die Airline mit dem Energiekonzern Total und dem Flugzeugbauer Airbus entwickelt. Die erste Maschine mit nachhaltigerem Treibstoffgemisch hob im Mai vom Pariser Flughafen Charles de Gaulle in Richtung Montréal in Kanada ab.
Lebensmittel – Ersatzprodukte aus Fleisch sind längst nicht mehr nur eine Domäne für Bioläden. Auch Discounter bedienen mittlerweile den Trend zu alternativen Fleischprodukten. Zahlen des Statistischen Bundesamtes bestätigen diese Entwicklung, wie ein Bericht im Tagesspiegel zeigt. In Deutschland wurden 2020 mit 83.700 Tonnen 39% mehr vegane und vegetarische Produkte als noch 2019 produziert. Trotz dieses Anstiegs entspricht das gerade 1% der Fleischmarktes. Insgesamt ist der Fleischkonsum hierzulande aber seit langem rückläufig.
Landwirtschaft – Durch Klimawandel und intensive Landwirtschaft sind Böden vielerorts ausgelaugt. Alina Schäfer stellt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung einen Landwirt vor, der in Brandenburg mit verschieden Formen der Landwirtschaft experimentiert, die synthetische Düngemittel und Pestizide durch unterschiedliche Ackerkulturen, Kühe und Bäume ersetzen. Unter wissenschaftlicher Begleitung startete der 36-Jährige 2018 das Experiment, um die Ackerböden auf seinem Schlossgut in Alt Madlitz wiederzubeleben. Statt Monokulturen werden alte Getreidesorten wie Emmer und Dinkel, aber auch Erbsen angebaut. Damit Wind und Regen den Humus nicht verwehen und der Boden bei Hitze nicht austrocknet, pflanzt der Landwirt gleich nach der Ernte Zwischenfrüchte wie Senf und Rettich. So verdunstet weniger Wasser und die Pflanzen können die Sonne nutzen, um CO2 im Boden zu binden. Auch Bäume und Sträucher wachsen auf seinem Acker. Das sogenannte Agroforstsystem fördert nicht nur das Bodenleben, sondern verhindert Erosionen und Wasserverlust. Zudem sorgt eine Kuhherde am Rande für eine regenerative Pflege des Bodens. Die sanfte Art der Landwirtschaft zeigt erste Erfolge: Mehrerträge von 16% konnte der Landwirt erwirtschaften.