Von Mini-Wäldern und Alginatfilmen
Der kompakte Medienrückblick: Moore als CO2-Speicher +++ Studenten planen Miniwald +++ Corona-Forschung mit Röntgenstrahlen +++ Alginatfilm schützt Gemüse
Biotechnologie – Viele Forschungseinrichtungen mussten im Zuge der Pandemievorsorge im März ihre Tore schließen. Um die Suche nach Wirkstoffen gegen das neuartige Corona-Virus CoV-2 zu beschleunigen, wurde jetzt die Strahlungsquelle Bessy II am Helmholtz-Zentrum für Materialien und Energie (HZB) in Berlin-Adlershof kurzzeitig wieder in Betrieb genommen. Gemeinsam mit Lübecker Forschern wurden zwei Tage lang knapp zweihundert Proben aus einem wichtigen Protein des Virus mit den starken Röntgenstrahlen untersucht, berichtet Ralf Nestler im Tagesspiegel. Diese Proben wurden mit verschiedenen Molekülen getränkt, die als Wirkstoffe gegen den Erreger in Frage kommen. Bereits im Februar hatte ein Team um Rolf Hilgenfeld von der Universität Lübeck an Bessy II die Struktur eines Proteins des Sars-CoV-2-Virus entschlüsselt, die Hauptprotease, die an der Virus-Vermehrung beteiligt ist. Die Analysen werden nun zeigen, ob bestimmte Moleküle besonders gut an das Proteinmolekül andocken und damit die Vermehrung des Virus behindern und somit für eine Arznei in Betracht kommen.
Lebensmittel – Obst und Gemüse haben nur eine begrenzte Haltbarkeit. Der Lebensmittelhandel geht deshalb nun verstärkt neue Wege, um dem vorzeitigen Verfall und der Lebensmittelverschwendung Einhalt zu bieten. Susanne Kuhlmann stellt im Deutschlandfunk eine Biobeschichtung vor, die für das bloße Auge unsichtbar ist, aber sogar mitgegessen werden könnte. Die geruch- und geschmackslose Hülle besteht aus Alginaten oder Proteinen und kann die Haltbarkeit verlängern. Der Grund: Der Gasaustausch der Frucht mit der Umwelt wird reduziert und damit die Reife verzögert. Bei Rewe werden derzeit Avocados mit solch einem Schutzfilm getestet. Sie sollen dadurch bis zu vier Tage länger haltbar sein. Edeka bietet in einigen Märkten neben Avocados auch Orangen und Clementinen mit dieser Beschichtung an.
Klima – In Mooren ist die Kohlenstoff-Konzentration am höchsten. Deshalb spielen sie beim Klimawandel eine wichtige Rolle. In dem aus Pflanzenresten gebildeten Torf werden schätzungsweise bis zu 60% des Kohlenstoffs gelagert. Hamburger Forscher vom Max-Planck-Institut für Meteorologie haben mit Hilfe von Klimamodellen errechnet, dass Moore in der Nordhemisphäre derzeit etwa 500 Gigatonnen Kohlenstoff binden, in den Tropen etwa 100 Gigatonnen. Was derzeit in den Mooren archiviert ist, ist in etwa das, was die Menschheit bei aktuellem CO2-Verbrauch in 55 Jahren benötigt, schreibt Jan Schwenkenbecher in der Süddeutschen Zeitung. Wenn Moore trockengelegt werden, kann das jedoch gefährlich werden, wie sich vor einigen Jahren in Niedersachsen in der Tinner Dose zeigte. Eines der größten Hochmoore Europas war im Zuge einer Bundeswehrübung in Brand geraten. Dadurch wurde ein Drittel des Moores zerstört. Und bis heute streiten Naturschutzbund und Bundeswehr darüber, wie viel Kohlenstoffdioxid durch den Brand tatsächlich aus dem Moor entwichen ist.
Forstwirtschaft – Miniwälder in die Stadt bringen, um das Klima zu verbessern: Die Idee zum Tiny Forest stammt ursprünglich aus Japan. Was auch in den Niederlanden für Begeisterung sorgt, soll bald in Deutschland Schule machen, wie Sarah Maria Brechin in der Welt berichtet. Zwei Studenten der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) wollen den ersten Miniwald Deutschlands in der Uckermark anlegen. Auf einer Wiese zwischen Äckern sollen in Zichow auf etwa 800 Quadratmetern verschiedenste heimische Gehölze gepflanzt werden. Mit diesem schnell wachsenden Mikrohabitat wollen die Studenten nicht nur einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, sondern auch zum Nachahmen anregen.