Von Weltall-Gemüse und Vogelviren
Der kompakte Medienrückblick: Gemüse im Weltraum +++ Experten für Wälder +++ Insekten als Tierfutter +++ Usutu-Virus setzt Amseln zu
Forstwirtschaft - Durch Borkenkäferbefall und Waldbrände erlebt Deutschland derzeit ein massives Waldsterben. Reinhard Hüttl kommentiert in einem Gastbeitrag in der Frankfurter Allgemeine Zeitung die aktuelle Forstpolitik und plädiert dafür, in Deutschland eine forstwissenschaftliche Expertise aufzubauen. Er fordert - wie auch der Wissenschaftliche Beirat Waldpolitik - regionale Forschung mit Observatorien und überregionale Koordination. Diese könnten die Frage klären, ob der deutsche Wald derzeit tatsächlich eine Kohlenstoffsenke darstellt. Denn möglicherweise setzen die kranken Wälder insgesamt mehr CO2 frei, als sie binden. Damit müsste womöglich die CO2-Bilanz der Bundesrepublik neu justiert werden. Die Forschungscluster könnten Konzepte für einen Waldumbau unter den Bedingungen eines sich verschärfenden, regional spezifischen Klimawandels erarbeiten.
Kreislaufwirtschaft - Im Tagesspiegel berichtet Janet Binder über Forscher des Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Bremen, die in einem arktischen Gewächshaus Gemüseanbau für die Raumfahrt erproben. Für die Forscher war das Gewächshaus-Experiment so erfolgreich, dass sie es als Grundlage für künftige Weltraum-Missionen auf dem Mond oder dem Mars für geeignet halten. Sie entwickelten ein schlauchartiges Modell, das auf eine Falcon 9-Trägerrakete passt. Es könnte auf dem Mond oder dem Mars auf eine Länge von 13 Metern auseinandergefaltet werden. Das Modellsystem ist so konzipiert, dass darin 90 Kilogramm Gemüse im Monat geerntet werden könnten. Das wäre bei sechs Astronauten für jeden 0,5 Kilo pro Tag. Die Pflanzen würden ohne Erde, Tageslicht und Pestizide in einem geschlossenen Kreislauf wachsen.
Biodiversität - Das tropische Usutu-Virus hat ein Amselsterben in Deutschland ausgelöst. Susanne Kuhlmann hat im Interview mit einem Ornithologen des NABU über das Vogelsterben gesprochen. Das Usutu-Virus überträgt sich ausschließlich über Mücken, die das Virus in sich tragen. Ursprünglich kommt das Virus aus Südafrika. Seit der Jahrtausendwende kommt es auch in Südeuropa vor, seit 2011 auch in Deutschland. Nun breitet sich das Virus aus den warmen Regionen Deutschlands über das ganze Land aus. Je wärmer und länger der Sommer ist, desto größer ist der Fortschritt des Virus. Der NABU fordert Bürger auf, tote Tiere zu melden oder einzuschicken. Die Tiere werden dann in Zusammenarbeit mit Tropenmedizinern vom Bernhard-Nocht-Institut in Hamburg untersucht.
Landwirtschaft – Katrin Blawat berichtet in der Süddeutschen Zeitung von Soldatenfliegen, die bald als proteinreiches Tierfutter genutzt werden könnten. Man benötigt etwa eineinhalb Kilo Futter, um ein Kilo Fliegenlarven-Trockenmasse zu produzieren. Die Soldatenfliege lässt sich leicht und auf wenig Fläche halten, verursacht keine Treibhausgasemissionen und ist nicht wählerisch, was ihr eigenes Futter angeht. Bislang dürfen die verarbeiteten Larven lediglich an Haustiere und Fische in Aquakulturen verfüttert werden, nicht jedoch an Rinder, Schweine und Geflügel. Das Verbot beruht auf den BSE-Fällen in den 1990er-Jahren. Damals zeigte sich, wie riskant es sein kann, Nutztiere mit tierischem Protein zu ernähren. Derzeit prüft die EU, ob verarbeitete Soldatenfliegenlarven künftig auch in Schweinetrögen und Hühnerställen landen dürfen.