Käferholz und Moorlandschaften als Inspirationsquelle
Ab Ende Juni beziehungsweise Mitte Juli laden zwei temporäre Ausstellungen in Berlin dazu ein, sich mit dem Umgang natürlicher Ressourcen auseinanderzusetzen: Eine Ausstellung stellt von Käfern befallenes Holz als Werkstoff in den Fokus, die andere widmet sich der Rolle von Mooren, Sümpfen und Feuchtwiesen als CO₂-Speicher.

Obwohl Moore doppelt so viel CO₂ speichern wie alle Wälder, werden sie häufig als unbrauchbares Land betrachtet und entwässert. Ähnlich wird von Käfern befallenes Holz meist als minderwertig und geschädigt eingestuft, anstatt es als verwandeltes Material zu verstehen, das zahlreichen Arten als Lebensraum dient. Zwei Ausstellungen befassen sich nun mit der Rolle von Käferholz und Moorlandschaften als Inspirationsquelle für neuartige Materialentwicklungen. Beide Projekte sind Teil des Exzellenzclusters „Matters of Activity“ der Humboldt-Universität zu Berlin und weiterer Partnerinstitutionen. Ziel ist es, scheinbar beschädigte oder als wertlos geltende Materialien neu zu bewerten und als aktive, gestalterische Akteure im Kontext von Design, Ökologie und Wissenschaft zu begreifen.
Symbiotic Wood
Die erste Ausstellung Symbiotic Wood nimmt den Befall von Holz durch Käfer oder Pilze als Ausgangspunkt für eine kreative und forschungsbasierte Auseinandersetzung mit der Materialität von Holz. Anstatt den Befall als Zerstörung zu interpretieren, wird er als Kooperationsprozess zwischen Mensch, Pilz und Käfer verstanden, bei dem neue ästhetische und strukturelle Qualitäten entstehen. „Die Menschheit arbeitet seit jeher mit Holz und ist auf diesen Rohstoff angewiesen. Trotzdem behandeln wir ihn, als würden wir ihn besitzen und kontrollieren“, sagt Kuratorin Karola Dierichs. „Diese Ausstellung zeigt Holz als eine Ressource, die wir uns mit anderen Wesen teilen – etwa mit Käfern oder Pilzen.“ Das Projekt bezieht sich kritisch auf die Praxis der Forstwirtschaft und Monokultur, die durch den Klimawandel verstärkt Schädigungen begünstigt. Die interaktive Open-Air-Installation lädt Besuchende dazu ein, Holzmodule zu erkunden und Stücke mitzunehmen, um selbst Teil einer neuen, partizipativen Materialkultur zu werden.
Swamp Things!
Die zweite Ausstellung Swamp Things! widmet sich der ökologischen und gestalterischen Bedeutung von Mooren, die als wichtige Kohlenstoffspeicher bislang oft verkannt und entwässert wurden. Durch Wiedervernässung und die Verwendung heimischer Moorpflanzen wie Schilf oder Seggen entstehen neue Impulse für Materialforschung und Gestaltung. Die Ausstellung zeigt unter anderem Korbflechtereien, Open-Source-Werkzeuge und Workshops, in denen Besuchende die Qualitäten der Moorpflanzen selbst erfahren können. Damit wird das Moor als lebendiger Gestaltungsraum neu positioniert – nicht als isolierte Naturlandschaft, sondern als aktiver Teil eines regenerativen, zukunftsgerichteten Designverständnisses.
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