Von Taifun-Tofu und Algen-Luftfiltern
Der kompakte Medienrückblick: Mikroalgen als Luftfilter +++ Tofuproduktion in Großmetzgerei +++ Stoffstrombilanzverordnung abgeschafft +++ Agroforst-Projekt
Ökologie - Das Berliner Start-up Solaga entwickelt im ehemaligen Flughafen Tegel innovative Luftfilter mit Mikroalgen, die Schadstoffe aus der Luft aufnehmen und dabei gleichzeitig Sauerstoff produzieren. Das berichtet Melina Moehring in der taz. Die Mikroalgen werden in Biofilmen - schleimigen Schichten - statt in Wasser gezüchtet, was energiesparender ist und zu „Algenbildern" führt, die wie grüne Kunstwerke in Wohnzimmern oder Büros hängen können. Mikroalgen sind besonders effektiv, da sie sowohl CO₂ binden als auch Schadstoffe wie Schwermetalle absorbieren und dabei schneller wachsen als herkömmliche Pflanzen. Das Unternehmen verzeichnete bereits einige Rückschläge, etwa bei Tesla-Konferenzräumen, wo die Algenwände austrockneten, weil die Wartung vernachlässigt wurde. Experten sehen großes Potenzial für Mikroalgen in der Abwasserbehandlung, wo sie natürlich wachsen und wertvolle Nährstoffe wie Phosphor zurückgewinnen können. Für den Durchbruch der Technologie fehlt jedoch noch eine großskalige Kultivierung und bessere Forschungsinfrastruktur in Deutschland.
Ernährung - Der Freiburger Tofuhersteller Taifun erlebt trotz politischer Diskussionen um Fleischersatz ein enormes Wachstum und hat sogar eine ehemalige Großmetzgerei übernommen, um seine Produktionskapazitäten zu erweitern. Darüber schreibt Sven Prange im Handelsblatt. Das Unternehmen, das seit über 30 Jahren biozertifizierten Tofu herstellt, produziert derzeit fast 7.000 Tonnen jährlich und kann die stark gestiegene Nachfrage kaum bewältigen - das Versandlager ist meist leer. Geschäftsführer Jesús Manuel Bastante und Sebastian Klose haben eine Wachstumsstrategie entwickelt, mit der sie bis 2030 ihren Umsatz von 50 Mio. Euro verdoppeln wollen, indem sie in fünf Bereichen expandieren: Marktpositionierung, Produkt, Personal, Unternehmung und Nachhaltigkeit. Während Taifun früher hauptsächlich Reformhäuser und Bioläden belieferte, setzt das Unternehmen nun auf eine deutschlandweite Präsenz in Supermärkten wie Rewe und Edeka. Trotz des rasanten Wachstums will das Unternehmen seine Werte wie Biozertifizierung, verlässliche Partnerschaften mit süddeutschen Sojabauern und Nachhaltigkeit beibehalten.
Landwirtschaft - Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) hat die Stoffstrombilanzverordnung abgeschafft, die Landwirte dazu verpflichtete, sehr detailliert zu dokumentieren, wie viele Nährstoffe wie Stickstoff und Phosphor in Form von Düngemitteln auf ihre Höfe kommen und wieder hinausgehen. Darüber berichtet Lydia Jakobi in einem Beitrag im mdr. Die Entscheidung soll der Landwirtschaft etwa 18 Mio. Euro Verwaltungskosten pro Jahr sparen und wird vom Bauernverband als Bürokratieabbau begrüßt, da bereits andere Dokumentationspflichten bestehen bleiben. Kritiker wie Biobauer Ralf Demmerle und die Wasserwirtschaft warnen jedoch vor negativen Umweltfolgen, da die Stoffstrombilanz wichtig war, um Betriebe zu identifizieren, die zu viel düngen und damit Wasserqualität und Artenvielfalt gefährden. Florian Reißmann von der Wasserwirtschaft befürchtet steigende Nitratbelastungen im Grundwasser, da die Verordnung eine verlässliche Datenbasis für den Grundwasserschutz lieferte. In Gebieten wie Nordsachsen sind die Nitratwerte bereits zu hoch, während Landwirte argumentieren, dass die verbliebenen Dokumentationspflichten ausreichend seien. Die Meinungen gehen auseinander, ob die verbleibenden Regelungen zum Schutz von Grundwasser und Umwelt ausreichen.
Agroforst - Die gemeinnützige Vivo Carbon GmbH hat zusammen mit sechs landwirtschaftlichen Betrieben ein großangelegtes Agroforst-Projekt umgesetzt, bei dem 22.000 Bäume auf 13 Acker- und Grünlandstandorten mit einer Gesamtfläche von über 125 Hektar gepflanzt wurden - wie topagrar berichtet. Die Bäume bieten den Betrieben Schutz gegen Dürre, Erosion und Hitzestress für Kulturen und Weidetiere, während sie gleichzeitig effektiven Klimaschutz durch CO₂-Bindung sowie Kühlung und Wasserrückhalt in der Landschaft schaffen. Bei dem System werden hauptsächlich schnellwachsende Pappeln und Weiden gepflanzt, die nach etwa acht Jahren erstmals geerntet und in der Holzbauindustrie verwertet werden können, bevor sie erneut austreiben. Vivo Carbon übernimmt dabei die komplette Finanzierung, Planung und Pflege der Agroforstsysteme und finanziert sich durch Spenden sowie freiwillige Klimaschutzzahlungen von Unternehmen und Privatpersonen. Geschäftsführer Michael Weitz betont, dass Agroforst keine Nischenlösung sei, sondern eine wirksame und kosteneffektive Maßnahme zur Anpassung an den Klimawandel. Die teilnehmenden Landwirte wollen mit dem Projekt auf die Potenziale von Agroforst aufmerksam machen und für die Bedeutung der Bodenpflege sensibilisieren.