Von schützenden Panzern und Tiefseerobotern
Der kompakte Medienrückblick: Investment mit grünem Gewissen +++ Tiefseeboden ergründen +++ Kräuterfarm im Kühlregal +++ Schießplatz als Naturschutzgebiet
Wirtschaft – Nachhaltigkeit und Ressourcenschutz werden für Konsumenten und Unternehmer immer wichtiger. Auch die Finanz- und Investmentbranche wird zunehmend „grün“. Christian Schubert berichtet in diesem Zusammenhang in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über das Global Impact Investing Network (GIIN). Impact Investing bezeichnet Geldanlagen, die den Umweltschutz und soziale Fragen berücksichtigen. Mitte November hatte eine GIIN-Konferenz 1.400 Teilnehmer in Paris willkommen geheißen und laut GIIN-Geschäftsführer Amit Bouri umfasst das Netzwerk heute 280 internationale Finanzhäuser und Organisationen in 40 Ländern – von der Deutschen Bank bis zur Rockefeller Foundation. Allerdings warnen Finanzexperten wie Jörg Weber auch vor einem „Feigenblattspiel“ sowie der inflationären Nutzung von Begriffen wie Nachhaltigkeit, sozial und ökologisch. Bei vielen Anlagen käme entweder der versprochene positive „grüne“ Impact zu kurz oder die Renditen seien zu gering. Laut GIIN-Chef Bouri stehe die Gemeinde der Investoren deshalb gerade an einem Scheideweg: Für eine wirkungsvolle Bewegung hin zu einer nachhaltigen Entwicklung bedürfe es sowohl enormen Kapitals als auch der „Integrität in den Werten“.
Tiefseegeologie – Im Rahmen des mit 7 Mio. US-Dollar dotierten Ocean-DiscoveryX-Prize-Wettbewerbs erproben die noch im Rennen verbliebenen erfolgreichsten Forscherteams zur Zeit ihre neuen Technologien zur Tiefseekartierung vor der Küste Griechenlands. Ihre Aufgabe: Innerhalb von 24 Stunden ein 500 Quadratkilometer großes Areal am Meeresboden in 4.000 Metern Tiefe vermessen. Das letzte deutsche Team im Rennen ist vom Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB in Karlsruhe und wird von Gunnar Brink angeleitet. Ralf Krauter spricht im Deutschlandfunk in der Sendung „Forschung aktuell“ mit Gunnar Brink über die Entwicklung des Karlsruher Kartierungsroboters. Es handelt sich dabei um einen Schwarm autonomer Tauchroboter, die jeweils 2,5 Meter lang und 350 Kilogramm schwer sind. Zu jedem Unterwasserfahrzeug gehört auch ein unbemanntes Boot, das auf der Wasseroberfläche fährt und die Tauchroboter zum Einsatzgebiet und zurück fährt. Am Zielort tauchen die Roboter ab, vermessen den Boden, und nach 24 Stunden kommen sie zurück zum Boot. Die einzelnen Roboter werden etwa 85 Meter über dem Meeresboden schwimmen, dabei sind sie bis zu einem Kilometer voneinander versetzt. Die Breite, die ein Roboter abtasten kann, liegt bei etwa 800 Meter, wobei sich die einzelnen Streifen an den Rändern zu 20% bis 30% überlappen werden.
Lebensmittel – Friederike Meier berichtet in der taz über das Berliner Start-up Infarm, das Salat und Kräuter direkt im Supermarkt anbaut. In vertikalen „Farmen“, hell erleuchteten Glaskästen mit Nährlösung, baut das Unternehmen beispielsweise Petersilie, Minze oder Koriander an. 2013 hat Guy Galonska die Firma Infarm zusammen mit seinem Bruder und dessen Partnerin gegründet. Mittlerweile betreiben sie 23 solcher Farmen in Berliner Edeka-Märkten, zwei bei Metro. Der Vorteil: Die Kräuter wachsen dort, wo sie verkauft werden, dadurch fallen Transportwege weg. Durch die Nährlösung benötigen die Pflanzen außerdem weniger Dünger als in herkömmlichen Zuchten und wesentlich weniger Wasser. Das einzige Manko: Der Stromverbrauch für die Beleuchtung und für die Pumpen, die die Nährstofflösung von Kasten zu Kasten weiterleiten. Denn der Stromanbieter ist durch die jeweiligen Märkte vorgegeben, und diese konnten noch nicht von Stromanbietern mit erneuerbaren Energiequellen überzeugt werden. Trotzdem expandiert das Start-up: In den nächsten Monaten wird Infarm auch in mehreren anderen deutschen Städten wie Düsseldorf, Stuttgart, Frankfurt oder Hamburg Kräuter anbauen. Paris und Zürich sind ebenfalls in Planung.
Biodiversität – Ein Truppenübungsplatz wird nicht unbedingt mit Naturschutz und Biodiversität assoziiert. Doch wie Markus Wanzeck und Frank Schultze in der Süddeutschen Zeitung berichten, sind Tiere und Pflanzen fast nirgends so gut aufgehoben wie auf Truppenübungsplätzen. Sie berichten von zwei Übungsplätzen im Emsland und nahe Paderborn, die die optimalen Bedingungen für gefährdete und teilweise schon als ausgestorben betrachtetee Flora und Fauna bieten. Baumlose Hochmoore, sandige Böden, flaches Land sowie wenige Bäume und Sträucher – als das ist nicht nur optimal für Schießübungen, sondern auch für viele Tier- und Pflanzenarten wie dem großen Brachvogel, den Wiesenweihern, dem schalenlosen Kleinkrebs sowie dem Echten Kiemenfuß (Branchipus schaefferi). Von den deutschlandweit 1.400 Quadratkilometern Truppenübungs- und Schießplatzfläche der Bundeswehr gehören zwei Drittel dem europäischen Natura-2000-Netzwerk an. Alles darauf ist militärischen Interessen untergeordnet, die sich dennoch oft mit denen des Naturschutzes decken: So sind Schießbahnen von Schutzgürteln aus Lärmschutzwäldern flankiert, Panzerfahrpisten von Windschutzstreifen. Ließe man der Natur jedoch ihren Lauf, würde sie einen Laubmischwald bilden. Der wiederum ist schlecht für Wiesenvögel und fürs Schießen. Deshalb ist es durchaus von Vorteil, wenn die Erde hier hin und wieder durch Panzer oder Granaten aufgerissen wird. Seltene Landschaftstypen wie Heiden oder Binnendünen hätten es ohne eine solche Verjüngungskur schwer, und das Nebeneinander unterschiedlicher Entwicklungsstadien - jedes ein Kleinbiotop für sich - würde verschwinden, schreiben die Autoren.