Von Paludikultur und Laborfleisch
Moor-Allianz gegründet +++ Fleisch und Fisch aus dem Bioreaktor +++ Klimawandel begrenzt Baumarten +++ Wenn Schafe auf dem Hochhaus grasen
Landwirtschaft – Moore leisten einen wichtigen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz, denn sie sind Kohlenstoff- und Wassersenken zugleich. Im Laufe der Jahre wurden jedoch viele Moorflächen trockengelegt und landwirtschaftlich genutzt und damit erhebliche Mengen des klimaschädlichen CO₂ emittiert. Die sogenannte Paludikultur stellt den Schutz der Moorböden durch Erhalt und Neubildung von Torf in den Fokus und ist daher ein wichtiger Treiber, um die Klimaziele der Bundesregierung zu erreichen. Mit Moorgräsern und Röhricht sollen einst landwirtschaftliche Flächen nicht nur wiedervernässt werden, sondern auch als alternative Rohstoffe, etwa für Papier- und Verpackungsmaterial oder als Bau-, Dämm- und Holzwerkstoff genutzt werden. Bislang lässt sich jedoch mit Paludikultur nur wenig Geld verdienen. Ein neuer Verbund von Unternehmen, die „Allianz der Pioniere“, will das ändern und Wertschöpfungsketten für Produkte aus Paludi-Biomasse auf- und ausbauen, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet. Den Anstoß für diese neue Moor-Allianz gab die Umweltstiftung Michael Otto gemeinsam mit der Michael-Succow-Stiftung, ein Partner im Greifswald Moor Centrum. Das Bündnis vereint Partner aus Handel, Industrie und Bauwesen, die sich verpflichten, die Nutzung von Paludi-Biomasse zu testen, zu entwickeln und zu fördern. Damit sich die Renaturierung auszahlt, müssten Landwirtinnen und Landwirte den Initiatoren zufolge „mindestens die gleichen Erträge, im Grunde aber höhere Erträge mit der Bewirtschaftung nasser Moorflächen erzielen“. Die Moor-Allianz will daher durch die Entwicklung von Pilotprojekten sowie die Förderung von Paludikultur als Geschäftsmodell die Wirtschaftlichkeit erhöhen und gleichzeitig Unternehmen ermutigen, Produkte aus Paludi-Biomasse zu nutzen und zu vermarkten.
Ernährung – Die Tierhaltung ist mit 15 % für einen Großteil der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich und verbraucht zudem große Mengen an Wasser und Land. Eine vielversprechende Option könnte Laborfleisch sein. Dafür werden einem Rind oder Schwein Muskelstammzellen entnommen und mithilfe von Zell- und Gewebekulturtechniken vermehrt. In der ZDF-Wissenschaftsdokumentation WissenHoch2 berichtet Ingo Baur, wie globale Unternehmen daran arbeiten, echtes Fleisch im Bioreaktor herzustellen – ohne dass Tiere leiden oder gar getötet werden. So entwickelt das Unternehmen Good Meat in den USA kultiviertes Fleisch aus pflanzlich genährten Muskelzellen. Auch das Start-up Wildtype aus San Francisco ist in diesem Bereich aktiv. Es ist auf die Zucht von zellulärem Lachs fokussiert, der geschmacklich dem Original nahekommt, jedoch die Wildbestände schont. Auch innovative Alternativen zu Eiern und Milch nimmt die Doku ins Visier. So entwickelt Solar Foods in Helsinki ein Produkt namens „Solein“. Dabei handelt es sich um einen geschmacksneutralen und proteinreichen Grundstoff, der aus Bakterien gewonnen wird, die wiederum mit CO₂ und Wasserstoff ernährt werden.
Forstwirtschaft – Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass Hitze und Trockenheit die heimischen Wälder stark gefährden. Forschende der Universität Wien und der TU München warnten nun in einer aktuellen Studie davor, dass der Klimawandel die Anzahl geeigneter Baumarten erheblich reduzieren könnte, wie Christoph von Eichhorn in der Süddeutschen Zeitung schreibt. Demnach schränkt der Klimawandel die Anzahl geeigneter Baumarten für das 21. Jahrhundert um mindestens ein Drittel im Vergleich zu heute ein, selbst bei Einhaltung der Klimaziele. Dies könnte den Waldumbau erschweren, da einige Baumarten, wie der Spitz-Ahorn, verschwinden könnten, während andere, wie die Esskastanie, angepflanzt werden könnten. Förderlich für die Widerstandsfähigkeit der Wälder sind den Forschenden zufolge eine Durchmischung der Arten, einschließlich stresstoleranter Arten wie der Hainbuche oder Winterlinde. Eine Alternative wäre auch die Einführung nicht einheimischer Baumarten. Experten warnen allerdings vor möglichen ökologischen und ökonomischen Risiken.
Landwirtschaft – Der Anbau von Obst und Gemüse auf Dachgärten ist vor allem in Großstädten weit verbreitet. Nikolas Fricke reicht das nicht. Der 41-Jährige lässt in München am Ostbahnhof auf einem Bürodach seit einem Jahr auch Schafe grasen, wie aus einem Bericht in der Zeit hervorgeht. Die sogenannte Hochalm befindet sich auf einem Dach in 36 Meter Höhe, während unten Büros sind. Das Gebäude ist Teil eines neuen Stadtquartiers, das Fricke als Nachhaltigkeitsmanager betreut, um die Luftqualität in der Stadt zu verbessern. Bei den Schafen handelt es sich um Walliser Schwarznasenschafe, die gerne an einem Ort bleiben und die Wiese auf dem Dach kurzhalten. Das Dachprojekt dient als Pilotprojekt, um den engen städtischen Raum landwirtschaftlich und nachhaltig zu nutzen, mit Hochbeeten, Apfelbäumen und mit der Haltung von Nutztieren. In München betreibt der 41-Jährige nicht nur die Hochalm, sondern auch die Niederalm, eine Grün- und Ackerfläche außerhalb des Zentrums, wo Gemüse angebaut wird und Parzellen für den Selbstanbau vermietet werden. Ziel des Projektes ist es, alle freien Flächen der Stadt mit Pflanzen zu bepflanzen, um einen Mehrwert für Natur und Stadtbewohner zu schaffen und ihre Beziehung zur Natur zu stärken.