Von Laborfleisch und Baustoff-Rettern
Der kompakte Medienrückblick: Plastik in der Arktis +++ Rührei aus Ackerbohnen +++ Baustoffe retten +++ Fleisch aus dem Labor
Umweltschutz – Im Wasser, am Meeresboden, an unbewohnten Stränden, in Flüssen und selbst in Eis und Schnee haben Forschende des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts (AWI) Plastik gefunden, wie aus einem Bericht in der Zeit hervorgeht. Die AWI-Forschenden haben gemeinsam mit Forschenden aus Norwegen, Kanada und den Niederlanden Studien zum Plastikeintrag in der Arktisregion ausgewertet und zusammengefasst. Das Ergebnis: Etwa 19 bis 23 Millionen Tonnen Plastikmüll landen pro Jahr in den Gewässern der Welt. Ein Großteil des Plastikmülls im europäischen Teil der Arktis kommt demnach aus der Fischerei, weil Netze und Seile absichtlich im Meer entsorgt werden oder verlorengehen. Auch aus arktischen Siedlungen und Flüssen gelangt Plastik in die Arktis oder durch Ozeanströmungen aus dem Atlantik und der Nordsee oder über die Beringstraße aus dem Nordpazifik. Aber auch die Luft trägt winzige Kunststoffpartikel in die nördliche Eisregion. Diese Vermüllung könne nicht nur die Lebewesen vor Ort beeinflussen, sondern auch Folgen für das Klima haben, schreiben die Forschenden. Erste Studien würden Indizien dafür liefern, dass eingeschlossenes Mikroplastik die Eigenschaften von Meereis und Schnee verändern.
Ernährung – Vegane Alternativen zu Fleisch oder Milch erobern die Kühlregale im Supermarkt. Ein Münchner Start-up will das vegane Angebot nun um eine tierfreie Ei-Alternative erweitern, wie Daniel Mohr in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung schreibt. Die Food-Innovation stammt von der Greenforce Future Food AG und besteht zum Großteil aus der deutschen Ackerbohne sowie Mais und Erbsen. Die Ei-Variation kommt in Form eines Pulvers daher. Vermengt mit Wasser und in Öl gebraten wird daraus Rührei, das – so der Anspruch – wie herkömmliches Rührei schmecken soll – aber eben mit dem Hühnerei nichts zu tun hat. 300 Versuchsreihen hat es gebraucht, bis das vegane Ei fertig war. Es enthält 70 % weniger Kalorien, 80 % weniger Fett, Null Cholesterin, aber dafür viel Protein. Mittlerweile konnte das Münchner Start-up auch viele Investoren begeistern, um seine vegane Produktpalette weiter auszubauen.
Bauwesen – 60 Millionen Tonnen Bauschutt fallen jährlich in Deutschland an. Der weitaus größte Teil landet auf Deponien oder im Straßenbau. Echtes Recycling findet kaum statt. Dagegen ist eine Bewegung entstanden, die sich für zirkuläres Bauen einsetzt, wie Ralf Hutter in einem Beitrag auf SWR2 Wissen berichtet. Das Prinzip: Wenn ein Haus abgerissen wird, sollen so viele Bestandteile wie möglich wiederverwendet werden. Und wenn ein Haus neu gebaut wird, soll es so konzipiert sein, dass später bei Abriss oder Umgestaltung kein Müll entsteht. Diesem Prinzip hat sich auch die Firma Concular verschrieben. Das Stuttgarter Unternehmen verkauft alte Baumaterialien weiter und will damit die Baubranche unterstützen, ressourceneffizient und CO2-neutral zu werden. Dafür ist das Team bundesweit unterwegs und besichtigt vom Abriss betroffene Objekte, um so viel wie möglich an alten Baumaterialien zu retten. Dazu gehört auch das traditionsreiche Berliner Kaufhaus Galeria, früher Karstadt, am Berliner Herrmannplatz, das teilweise abgerissen werden soll. Hier sollen beispielsweise Lampen, Wandverkleidungen aus Aluminium oder Holz und Fassadenelemente ausgebaut werden und ein zweites Leben erhalten.
Biotechnologie – Im Jahr 2013 wurde von Mark Post und seinem Team an der Universität Maastricht der erste In-vitro-Burger aus Rinderstammzellen vorgestellt. Im Januar 2016 präsentierte dann das US-amerikanische Start-up Memphis Meats das erste In-vitro-Fleischbällchen. Doch auch in Deutschland wird längst an zellbasiertem Fleisch geforscht. An der Hochschule in Reutlingen züchten Experten im Labor künstliches Fleisch aus isolierten tierischen Zellen, wie Tatjana Bojic im Tagesspiegel berichtet. Das Muskelfleisch aus Rind oder Schwein wird dafür bei 37 Grad akribisch klein geschnitten, mit Nährstoffen versehen und in einem Behälter in den Inkubator legt. Ziel ist es, adulte Stammzellen zu vermehren, um Fleisch nachzuzüchten. Am Ende wird mit Hilfe eines 3D-Druckers daraus ein „Mini-Steak“ gedruckt. Die Forschenden sind überzeugt: Kulturfleisch kann nicht nur die Ernährung der Menschen sichern, sondern auch den Ausstoß von Treibhausgasen reduzieren und Wasser und Land sparen. In ein paar Jahren könnten die ersten Seitenwürstchen oder Füllungen für Ravioli und Maultaschen mit dem künstlichen Fleisch auf den Markt kommen.