Von Impfstoffen und Futterinsekten
Der kompakte Medienrückblick: Uralte Meeresmikrobe wiederbelebt +++ Bund fördert Corona-Impfstoffhersteller +++ Insekten als Tierfutter +++ Insektenschwund sorgt für Ernteverluste
Mikrobiologie – Mikroorganismen bestimmen seit Urzeiten das Leben von Mensch und Tier auf der Erde. Selbst tief unter der Erdoberfläche sind Mikroben überlebensfähig. Dass es sogar in sehr alten, sehr nährstoffarmen Sedimenten im Meeresboden noch Leben dieser Art gibt, hat Forscher dann doch überrascht. Auf der Suche nach den Grenzen des Lebens von Mikroorganismen nahmen Geobiologen im Südpazifischen Wirbel in 5.700 Meter Tiefe Sedimentproben, wie Dagmar Röhrlich im Deutschlandfunk berichtet. Hier entdeckten sie Mikroorganismen, die bis zu 101 Millionen Jahre im Sediment eingeschlossen waren, die sogar noch Sauerstoff enthielten. Um herauszufinden, ob die Zellen noch funktionstüchtig sind, versorgten die Forscher diese Mikroben im Labor mit speziellen Nährlösungen. Obwohl die Mikroorganismen im Sediment wie Gefangene eingeschlossen waren und damit unter extremer Energieknappheit litten, konnten die Forscher fast alle Mikroben wieder zum Leben erwecken. Der unwirtliche Lebensraum im Meeresgrund liefert offenbar immer noch genug Energie, um Zellen reparieren zu können. Für die Forscher steht damit fest, dass selbst extremer Nahrungs- und Energiemangel keine ultimative Grenze für das Leben von Mikroorganismen darstellt.
Biotechnologie - Die Entwicklung eines Impfstoffes gegen den Covid-19-Erreger läuft weltweit auf Hochtouren. Mit dabei sind auch namhafte deutsche Biotechnologie-Unternehmen. Wie der Tagesspiegel berichtet, wird die Bundesregierung drei Firmen bei der Entwicklung des dringend benötigten Impfstoffes mit insgesamt 750 Mio. Euro fördern. Unterstützt werden, die CureVac AG in Tübingen, die BioNTech SE in Mainz und die IDT Biologika aus Dessau. Mit der Förderung sollen Produktionskapazitäten ausgeweitet und klinische Studienkapazitäten erhöht werden. Die Millionenförderung ist jedoch an Bedingungen geknüpft. Bundesforschungsministerin Anja Karliczek erwartet, "dass ein angemessener Anteil der Produktion eines zugelassenen Impfstoffes für die bedarfsgerechte Versorgung in Deutschland zugänglich gemacht wird". Die Ministerin stellt jedoch klar: Ein Impfstoff für die breite Bevölkerung wird frühestens Mitte des nächsten Jahres zur Verfügung stehen.
Landwirtschaft – Insekten sind bekanntermaßen eine nachhaltige und umweltfreundliche Futtermittelquelle im Vergleich zu Tiermehl und Soja. So auch in Afrika. Beim Rundfunksender Deutsche Welle stellt Emilie Filou junge Agrarunternehmer aus Kenia vor, die seit Jahren Larven der Schwarzen Soldatenfliege züchten und als Futter für Hühner, Schweine und Fische auch international anbieten. Die Nachfrage ist groß, mittlerweile kommen die Insektenfarmer mit der Auslieferung kaum noch hinterher. Mit dem Ziel, den Lebensstandard der Menschen in den Tropen mit Hilfe von Insekten zu verbessern, wird am Centre of Insect Physiology and Ecology (kurz ICIPE) in Nairobi seit 2015 gezielt an der Insektenzucht geforscht sowie kenianische Bauern und Unternehmer ausgebildet. Den kompletten Futtermittelbedarf durch Insekten zu ersetzen bleibt jedoch eine Herausforderung: selbst große Zuchtbetriebe können jährlich lediglich bis zu 2.000 Tonnen Larven produzieren. Um nur 15% des Bedarfs an tierischem Protein in Kenia mit Insektenlarven zu ersetzen, wären allein 13.500 Tonnen pro Jahr nötig. Hinzu kommt: Viele Bauern lehnen Insekten als Tierfutter jedoch noch ab und müssen überzeugt werden. Anhand einer eigens dafür entwickelten Schauform können Bauern live miterleben, dass Schweine, die mit Insektenlarven gefüttert werden, das Schlachtgewicht einen Monat früher erreichen, als mit konventionellem Futter.
Landwirtschaft - Welche Folgen das Insektensterben für Flora und Fauna hat, ist seit langem bekannt. Vor allem die Landwirtschaft, als Mitverursacher, leidet, wenn die natürlichen Bestäuber wegbleiben. Wie stark die Landwirtschaft davon betroffen ist, zeigt eine aktuelle Studie, die Julian Rodemann in der Süddeutschen Zeitung vorstellt. Forscher aus den USA und Kanada hatten dafür 131 Anbaugebiete Nordamerikas untersucht. Hier reichen die Bestäuberdienste der Insekten bei Apfel-, Heidelbeer- und Kirschblüten nicht mehr aus, was die Ernten merklich schrumpfen lässt. Auf den Anbauflächen zählten sie Honigbienen, Wildbienen sowie andere Insekten, die dort Blüten anflogen und verglichen die Zahlen mit den Ernteerträgen der dortigen Farmen. Das Ergebnis ist eindeutig: Je weniger Insekten über die Obstwiesen flogen, desto weniger Früchte wuchsen an Bäumen und Sträuchern. Betroffen davon waren vor allem Apfel, Kirsche und Heidelbeere. Melonen, Mandeln und Kürbisse sind bislang noch kaum betroffen. Zugleich stellten die Forscher fest, dass sich Honig- und Wildbienen die Bestäubung aufteilen. Honigbienen fliegen demnach zwar häufiger. Wildbienen jedoch transportieren pro Flug mehr Pollen. Den ökonomischen Wert der Wildbienenarbeit schätzen die Forscher auf knapp 1,3 Milliarden Euro - allein für den untersuchten Heidelbeer-, Apfel, Kirsch-, Mandel-, Melonen- und Kürbisanbau in Nordamerika. Sie empfehlen daher, auch Wildbienen besser zu schützen.