Von Algenzucht und Recyclingdünger
Der kompakte Medienrückblick: Algenfarmen auf dem Meer +++ Ernährungswende mit Fleischersatzprodukten +++ Recyclingdünger und -kompost aus Urin
Umwelt – Forschende der Energy Watch Group – einem Thinktank um den ehemaligen Grünen-Politiker Hans-Josef Fell – wollen durch großflächige Algenzucht im Meer, insbesondere mit der Sargasso-Alge, große Mengen CO₂ aus der Atmosphäre binden, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Ihre Vision ist es, durch sogenanntes Ocean Farming jährlich bis zu 450 Gigatonnen CO₂ zu entfernen, wie Maximilian Arnhold in der Frankfurter Rundschau schreibt. Dabei sollen Algen auch wirtschaftlich nutzbar gemacht und Entwicklungschancen für Länder des Globalen Südens eröffnet werden. Großalgen wie die Gattung Sargassum werden heute regelmäßig in großen Mengen an Stränden der Karibik und Westafrikas angespült. Sie wachsen enorm schnell, binden viel Kohlendioxid und könnten als Rohstoff für Baumaterial, Dünger oder zur Ernährung genutzt werden. Doch es gibt auch kritische Stimmen: So wird befürchtet, dass Algenfarmen beispielsweise irreversible Schäden für die Tiefsee, das marine Ökosystem und die Biodiversität verursachen könnten.
Ernährung – Das Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE) prognostiziert, dass pflanzliche und biotechnologische Alternativprodukte langfristig das Essverhalten in Deutschland verändern könnten. In drei Szenarien skizziert der Beirat mögliche Entwicklungen bis 2045, wie Anne Kokenbrink in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung schreibt. Die sogenannte 3-R-Strategie – Reduce, Remix, Replace – beinhaltet die Reduktion des Fleischkonsums, Hybridprodukte, aber auch innovative Alternativen wie zellbasierte Lebensmittel. Besonders bei Milchprodukten könnten Alternativen künftig große Marktanteile erreichen, heißt es. Eine wichtige Rolle spielen dabei allerdings Qualität, Preis und Konsumentenakzeptanz. Um den Wandel zu unterstützen, fordert das Gremium, Technologien zur Herstellung pflanzen- und zellbasierter Lebensmittel gezielt zu fördern.
Chemie – Menschliche Ausscheidungen enthalten wertvolle Nährstoffe wie Stickstoff, Phosphor und Kalium, die bislang aufwendig über die Kanalisation entsorgt werden. Giaco Fischer und das Unternehmen Finizio forschen im Rahmen des Projekts Zirkulierbar in Eberswalde daran, wie menschliche Fäkalien in hochwertigen, hygienisch unbedenklichen Pflanzendünger umgewandelt werden können, um Nährstoffkreisläufe zu schließen, wie Francesco Schneider-Eicke in der Süddeutschen Zeitung berichtet. Dafür werden spezielle Trenntoiletten genutzt, die Fäkalien durch Hygienisierung mit Hitze oder Milchsäurebakterien sowie Kompostierung zu nährstoffreichem Humusdünger verarbeiten. Aus dem Urin wird wiederum durch mikrobielle Umwandlung, Filtration und Eindampfung ein geruchloser Flüssigdünger namens Aurin gewonnen, der konzentrierte Nährstoffe enthält. Die Forschung zeigt, dass diese Dünger mindestens so wirksam sind wie synthetische Alternativen, dabei aber die Böden langfristig fruchtbarer machen und Umweltbelastungen verringern. Den Forschenden zufolge ist auch die hygienische Sicherheit der neuen Verfahren durch Studien belegt. Sie fordern daher von der Politik, den Weg für solche Anwendungen freizumachen.