Von Biokunststoff und Muschelkleber
Biokunststoff aus CO₂+++ Mit Agroforst zur resilienten Landwirtschaft +++ Hummeln überleben im Wasser +++ Miesmuschel als Vorbild für Spezialkleber
Chemie – Kunststoff ist allgegenwärtig, belastet aber zugleich die Umwelt. Das Start-up CO2Bio Clean bietet eine Lösung, wie Steven Micksch in der Frankfurter Rundschau berichtet. Das Unternehmen aus Eschborn entwickelt einen biologisch abbaubaren Kunststoff, der aus Kohlenstoffdioxid gewonnen wird und mit der Zeit zu Wasser und CO₂ zerfällt. Dies geschieht durch eine Kombination von biologischen und chemischen Prozessen, die CO₂ direkt an Produktionsstätten nutzen. Das Unternehmen befindet sich noch in der Vorproduktionsphase, arbeitet jedoch daran, seine Technologie unter industriellen Bedingungen zu demonstrieren. Der Biokunststoff ist biologisch abbaubar und verhindert die Bildung von Mikroplastik. Aufgrund der geringen Produktionsmengen ist er derzeit noch teuer. Trotzdem hat das Start-up bereits Kunden und sucht nach Investoren, um die Produktion zu skalieren. Die Anwendungsgebiete des neuartigen Biokunststoffs wären vielfältig und reichen von der Landwirtschaft bis zur Kosmetikindustrie, wobei der Biokunststoff je nach Festigkeit unterschiedlich schnell abgebaut wird.
Landwirtschaft – Trockene Böden, steigende Temperaturen, Starkregen: Die Klimakrise stellt die Landwirtschaft schon heute vor enorme Herausforderungen. Eine Möglichkeit, die Landwirtschaft für die Zukunft fit zu machen, sind regenerative Maßnahmen, die Boden und Bodenlebewesen und damit das Ökosystem schützen. Ludger Fittkau stellt im Länderreport beim Deutschlandfunk ein Agroforst-Projekt in Nordhessen vor, in dem die Landwirtschaft mit Hecken, Baumstreifen und neuen Baumsorten klimaresilient gemacht wird. Neben windschützenden Bäumen und wasserspeichernden Sträuchern wurden hier über 160 Feigenbäume gepflanzt, die mit den steigenden Temperaturen zurechtkommen. Zwischen den Baumstreifen tummeln sich wiederum Legehennen, die Körner und Schädlinge wegpicken und damit die Baumscheiben frei halten, damit Wasser- und Nährstoffe nicht verlorengehen. Mit regelmäßigen Messungen wollen Forschende hier erfahren, welche Auswirkungen die Baumstreifen für den Acker haben. Dafür wird unter anderem die Zahl der Regenwürmer im Boden erfasst. Denn wo viele Regenwürmer leben, gibt es auch viel Feuchtigkeit.
Biologie – Dass Hummeln fliegen können, scheint heute selbstverständlich. Doch diese Tatsache war in der Wissenschaft lange umstritten. Nun hat die kanadische Insektenforscherin Sabrina Rondeau entdeckt, dass Hummelköniginnen sogar unter Wasser überleben können, wie Stefan Schmitt in der Zeit berichtet. Die Entdeckung geht auf ein Versehen zurück, als sich in einem Behälter, in dem die Insekten ihren Winterschlaf hielten, Wasser ansammelte und die Tiere trotzdem überlebten. Ein kontrollierter Versuch bestätigte schließlich das Unerwartete. Obwohl nicht alle Hummeln den Winterschlaf überleben, zeigt sich, dass eine zusätzliche Überschwemmung ihre Überlebenschancen kaum beeinflusst. Die Forscherin geht davon aus, dass diese erstaunliche Fähigkeit der Hummeln ein Zeichen für ihre Anpassung an Hochwasserperioden und insbesondere für ihre Resilienz in Zeiten des Klimawandels ist.
Chemie – Von Lotusblättern perlt das Wasser ab, Geckos können kopfüber an der Decke hängen – für Forschende war die Natur schon immer eine Inspiration. In der WirtschaftsWoche widmet sich nun eine Serie diesen Ideen und zeigt, wie sie die Welt verändern oder verbessern können. Im Fokus der aktuellen Reihe stellt Mathias Kuhn die Miesmuschel vor. Sie haftet an Docks und Hafenbecken und lässt sich nur schwer lösen. Diese besondere Haltekraft verdanken die Schalentiere einem Protein. Von der Klebfähigkeit der Miesmuschel inspiriert, sind Fraunhofer-Forschende vom IAP dabei, das Protein im Labor nachzuahmen und einen Spezialkleber für die Medizin zu entwickeln, der Implantate fixiert und Wunden schließt. Den Forschenden zufolge kann dieser Muschelkleber mit verschiedenen Additiven versetzt werden, die das Wachstum von Knochenzellen fördern und zur Beschichtung etwa für Titanimplantate verwendet werden. Derzeit sucht das Fraunhofer-Team nach einem Industriepartner, um die Innovation zur Produktreife zu bringen.