Von Öko-Kerosin und autarkem Wohnen
Der kompakte Medienrückblick: Mit Wasserstoff fliegen +++ Autark und nachhaltig wohnen +++ Hanf als Rohstoff nutzen +++ Nachhaltige Bioökonomie als Innovationstreiber
Luftfahrt – Flugreisen sollen klimafreundlicher werden. Neben der Beimischung von Biosprit aus Agrarrestoffen oder anderen Abfällen will die EU künstlich erzeugtes Flugbenzin kurz SAF (Sustainable Aviation Fuel) demnächst als grünen Antriebsstoff vorschreiben. Bei SAF wird mit Wind und Sonne klimafreundlich Wasserstoff hergestellt, der dann mit Kohlendioxid zu Flugbenzin verarbeitet wird. Das CO2 wird dabei der Luft entnommen oder stammt aus Biogas- oder Industrieanlagen. Beim Verbrauch des Treibstoffs in den Flugzeugturbinen entsteht dann zwar auch Kohlendioxid. Da das aber vorher der Luft entzogen wurde, gilt dieses Flugbenzin als CO2-neutral. Bis 2025 soll der SAF-Anteil bei zwei Prozent liegen und bis 2050 kontinuierlich auf 63% bis 85% steigen. Doch wo sollen die Millionen Tonnen Öko-Kerosin herkommen? Dieser Frage gehen Dyrk Scherff und Alexander Wulfers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung nach. Experten zufolge müssten vor allem in kurzer Zeit viele Anlagen gebaut werden. Anlagen, die Wasserstoff produzieren, gibt es bereits in Hamburg, Leipzig und Werlte. Sie produzieren zusammen rund 60.300 Tonnen. Finanziell will der Bund helfen und die Mehrkosten zu herkömmlichem Kerosin ausgleichen. Noch ist der klimaneutrale Sprit bis zu viermal so teuer.
Ökologie – Knapper Wohnraum sowie steigende Strom- und Gaspreise lassen viele Menschen nach neuen nachhaltigen Wohnkonzepten suchen. Das Leben auf kleinstem Raum in sogenannten Tiny-Häusern ist eine Alternative. Einer, der sich den Traum vom autarken Wohnen auf kleinster Fläche erfüllt hat, ist Klemens Jakob, wie das 3sat-Wissensmagazin NANO berichtet. Bei dem zukunftsweisenden und nachhaltigen Wohnkonzept handelt es sich um ein Haus mit geschlossenen Kreisläufen – ein sogenanntes Ownhome. Das zweigeschossige Gebäude mit einer Grundfläche von 18 m2 besteht ausschließlich aus Naturstoffen. Die Sonne liefert über Paneele auf dem Dach die nötige Energie, Brauch- und Trinkwasser werden mittels einer Pflanzenkläranlage mit Regenwasser gedeckt. Auch das Abwasser wird darüber separat gefiltert und kann wieder genutzt werden. Und das kompostierte Material aus der Trockentoilette dient wiederum bei Obst- und Gemüseanbau als Dünger.
Landwirtschaft – Ob Nahrung, Heilmittel, Öle, Papier, Textilien, Baustoffe oder Energie: Kaum eine Pflanze ist so universell nutzbar wie die Hanfpflanze. Zudem ist sie sehr anspruchslos: Hanf braucht kaum Dünger oder Wasser und kommt ohne Pestizide aus. Damit ist die Hanfpflanze eine ökologische Alternative zur Baumwolle – und der Markt wächst. Das Handicap: Die Verarbeitung ist aufwendig und kompliziert und Produkte wie Textilien aus Hanffasern sind daher noch immer teurer als Kleidung aus Baumwolle, wie Jan Zier in der Tageszeitung schreibt. Hans-Jörg Gusovius vom Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie in Potsdam ist jedoch überzeugt, dass „die Zeit für den Hanf arbeitet“, da der weltweite Faserbedarf wächst und die bisher dominierenden Faserrohstoffe – Erdöl und Baumwolle – begrenzt sind. Der in Deutschland angebaute Hanf wird zum Großteil zu Lebensmitteln oder psychoaktiven Cannabinoiden verarbeitet. Textilien aus Hanffasern stammen hingegen überwiegend aus China. In Deutschland gibt es bisher drei Betriebe, die Hanfstroh zu Fasern verarbeiten. Weitere fünf Textilfabriken sind nach Angaben der deutschen Hanf-Akademie geplant, da die Nachfrage nach der robusten Pflanze wächst.
Bioökonomie – Agrarreststoffe oder andere Abfälle können mithilfe biotechnologischer Verfahren zu neuen nachhaltigen Produkten wie Biosprit oder Bioplastik verarbeitet werden. Auch für die Landwirtschaft bietet die nachhaltige Bioökonomie neue Chancen, wie Agrarwissenschaftlerin Regina Birner im Gespräch mit Dieter Kassel im Deutschlandfunk Kultur berichtet. „Bei der Bioökonomie geht es auch um die Nutzung von biologischen Innovationen in unserem Wirtschaftssystem“, erklärt die Forscherin. Solch innovative Verfahren machen es beispielsweise möglich, dass altes Brot mithilfe von speziellen Bakterien und Enzymen in eine Art Öl umgewandelt werden kann. Dieses sogenannte Hefeöl kann dann wie gewöhnliche tierische oder pflanzliche Fette in Bäckereien oder der Gastronomie beim Backen und Frittieren zum Einsatz kommen – ohne dass eine Konkurrenz zur Landwirtschaft entsteht oder gar Umwelt und Klima geschädigt werden, wie das beim Palmöl der Fall ist. Auch Reststoffe vom Weinanbau wie Trester können so zur Herstellung von Aromen und Farbstoffen verwendet werden.