Von Laborfisch und Proteinquellen
Der kompakte Medienrückblick: Lachs aus dem Labor +++ Verzicht auf Pestizide fördern +++ Pflanzen leiden unter Feinstaub +++ Forschung an alternativen Proteinquellen
Biotechnologie – Ob Lachs, Forelle oder Karpfen: Fisch ist beliebt. 14 Kilogramm Fisch isst jeder Deutsche. Doch die Versorgung wird zunehmend schwieriger, da die Bestände teilweise oder fast ganz überfischt sind. Forschende suchen daher seit langem nach Alternativen. Das Lübecker Start-up Bluu Biosciences hat nun ein Verfahren entwickelt, um Fisch im Labor herzustellen. Wie Lena Solberg im 3sat-Wissensmagazin NANO berichtet, greift das Team dabei auf ein Verfahren zurück, das bereits bei der Herstellung von Laborfleisch zum Einsatz kommt. Das Team um Sebastian Raakers verwendet Stammzellen aus dem Muskelgewebe eines Lachsfilets, um Laborfisch herzustellen. Die isolierten Stammzellen werden dann in einer Nährstofflösung kultiviert, bis sich ausreichend Biomasse zur Produktion des zellbasierten Lachses gebildet hat. Als erstes Produkt peilt das 2020 gegründete Start-up Fischbällchen an. Sie sollen spätestens 2024 auf den Markt kommen.
Landwirtschaft – Fast eine Million Tonnen Äpfel werden jedes Jahr in Deutschland geerntet. Damit können fast 70% des heimischen Bedarfs gedeckt werden. Doch die positive Bilanz hat auch eine Schattenseite: Der Apfelbaum ist die Anbaukultur mit dem höchsten Pestizideinsatz, wie Silvia Liebrich in der Süddeutschen Zeitung berichtet. Im Jahr 2020 wurden Apfelbäume im Durchschnitt 28-mal mit Pflanzenschutzmitteln behandelt. Das geht aus dem aktuellen Pestizidatlas hervor. Am Beispiel des Apfelbaumes wird deutlich, in welchem Dilemma die Landwirtschaft steckt. Einerseits soll sie ausreichend Lebensmittel liefern, andererseits Artenvielfalt und Natur schützen. Doch der Pestizideinsatz ist zwischen 1990 und 2017 um 80 % gestiegen. Extreme Wetterbedingungen könnten diesen Aufwärtstrend Experten zufolge noch weiter befeuern und Konzernen wie Syngenta, BASF und Bayer steigende Umsätze bescheren. Die Nachteile des Pestizideinsatzes sind bekannt. Ein Bündnis von Naturschützern fordert daher von der Politik, den Pestizideinsatz um 50 % zu senken und gefährliche Pestizide ganz zu verbieten. Die Macher des Pestizidatlas fordern zudem von der EU-Kommission, ökologische Anbaumethoden, die weitgehend ohne Pestizide auskommen, stärker zu fördern.
Ernährung – In den Laboren der Welt läuft die Forschung an alternativen Proteinquellen für Lebensmittel auf Hochtouren und bringt immer neue Produkte auf den Markt. Alternativen für Fleisch, Milch, Fisch und Ei drängen nach und nach auf den Markt. So haben sich die Investitionen in Food-Start-ups, die Proteinalternativen entwickeln, von 2015 bis 2020 auf 2,5 Mrd. US-Dollar verfünffacht. Kathrin Burger geht in der taz der Frage nach, ob alternative Proteinquellen tatsächlich auch gesünder sind. Umstritten sind beispielsweise Veggie-Produkte, da sie teils viele Zusatzstoffe enthalten, um Geschmack und Mundgefühl von Fleisch zu imitieren. Auch Milchersatzprodukte enthalten teils weniger Eiweiß, Vitamine und Mineralstoffe, wenn diese nicht extra zugesetzt werden. Da pflanzliches Protein auch weniger hochwertig als tierisches ist, suchen Forschende nach neuen Proteinquellen. Vielversprechend sind nicht nur Algen und Insekten. Auch Mykoproteine aus Pilzen sind geeignet, da sie eine sehr gute Proteinqualität aufweisen. In Biotanks lassen sich wiederum aus Bakterien und Hefen Proteine herstellen. In Punkto Nährstoffgehalt ähnelt vor allem In-vitro-Fleisch dem tierischen Produkt am meisten.
Umwelt – Feinstaub ist nach Angaben des Umweltbundesamtes jährlich für rund 45.000 vorzeitige Todesfälle in Deutschland verantwortlich. Lange Zeit unbeachtet blieb, wie Pflanzen unter Feinstaubbelastung leiden. Forschende der Universität Bonn fanden 2018 heraus, dass Feinstaub die Widerstandsfähigkeit von Bäumen gegenüber Trockenheit mildert, wie Roland Schulz im Tagesspiegel berichtet. Sie stellten fest, dass der in der mäßig belasteten Bonner Stadtluft enthaltene Feinstaub die Geschwindigkeit der Austrocknung von Blättern und Nadeln um etwa 30 % erhöht. In einem neuen Projekt versucht das Team nun, die in Gewächshäusern und der Stadtluft gewonnenen Ergebnisse in Wäldern zu bestätigen. Im Fokus stehen Kiefer, Eiche, Fichte und Rotbuche. Die meisten Flächen sind Teil des forstlichen Intensiv-Monitorings, das im Rahmen der Genfer Luftreinhaltekonvention durchgeführt wird. Hier werden regelmäßig Stoffeinträge aus der Luft, Wachstum, Kronenzustand und Ernährungszustand der Bäume sowie Bodenparameter erhoben. Die Feinstaubbelastung wird bestimmt, indem Blätter und Nadeln vom Kronenbereich entnommen, gewaschen und die darauf abgelagerten Feinstaubmengen und -arten sowie unlösliche Bestandteile untersucht werden. Sollten sich die Ergebnisse aus 2018 bestätigen, wäre das eine weitere Erklärung dafür, warum zahlreiche Waldbäume unter den aktuellen Witterungsbedingungen schneller kollabieren.