Von Öko-Surfern und Abwässern
Der kompakte Medienrückblick: Frosta verzichtet auf Plastik +++ Bioplastik aus Abfall +++ Baum pflanzen beim Internetsurfen +++ Abwässer als Rohstoff nutzen
Lebensmittelindustrie – Nach der EU hat das Bundeskabinett im November vergangenen Jahres einen Gesetzentwurf auf den Weg gebracht, derEinwegplastiktüten verbieten soll. Der Handel hat darauf bereits reagiert und bietet alternativ auch Papiertüten an. Auch die Lebensmittelindustrie zieht nun nach, wie Eckard Stengel in der Frankfurter Rundschau berichtet. So will der Tiefkühlhersteller Frosta die Verpackungen von Gemüsemischungen und Fertiggerichten bis Herbst dieses Jahres schrittweise von Plastik auf Papier umstellen. Trotz der jährlichen Einsparung von etwa 40 Millionen Plastikverpackungen sehen Umweltexperten das skeptisch. Papier sei nicht unproblematisch, heißt es. Es sei zwar leichter zu entsorgen. Bei der Herstellung würden jedoch viel Energie und Wasser verbraucht. Verpackungen zu reduzieren oder ganz zu vermeiden, ist nach Ansicht der Umweltexperten der bessere Weg. Frosta betrachtet den Abschied vom Plastik als „Revolution im Kühlregal“ und hat errechnet, dass die Klimaemission des Papierbeutels geringer ist als die der Plastiktüte.
Chemie – Plastik hat keinen guten Ruf, da die Kunststoffe meist noch aus fossilen und endlichen Rohstoffen bestehen und die Umwelt belasten können. Daher tüfteln Forscher seit Jahren an Alternativen, die aus nachwachsenden Rohstoffen oder Reststoffen hergestellt werden können. Im Wissenschaftsportal MDR-Wissen stellt Kristin Kielon ein biobasiertes Polyamid vor, das aus Terpenen hergestellt wurde. Terpene sind ein Nebenprodukt der Zellstoffherstellung, bei der Holz zur Gewinnung von Zellulosefasern aufgeschlossen wird. Chemiker der Technischen Universität München und des Fraunhofer-Instituts für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB ist es gelungen, ein Verfahren zu entwickeln, um den Abfallstoff für die Herstellung von Biokunststoffen nutzbar zu machen. Ein weiterer Vorteil dieses biobasierten Kunststoffes: Er enthält keine Weichmacher und verbraucht bei der Herstellung weniger Energie.
Umweltschutz – Internet-Suchmaschinen sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Statt Bücher und Lexika zu wälzen, reichen wenige Klicks und die gewünschte Information wird geliefert. Bei der Öko-Suchmaschine Ecosia kann der Nutzer beim Surfen gleichzeitig etwas für den Klimaschutz tun, wie Mirjam Hauck in der Süddeutschen Zeitung berichtet. Mit jeder Anfrage im Internet pflanzt er einen Baum. Mittlerweile sind es 83 Millionen Bäume, die durchs Surfen bei Ecosia weltweit gepflanzt wurden. Die Mitarbeiter arbeiten dafür mit Projekten in Ländern wie Äthiopien zusammen, die soziale Standards bei der Baumpflanzung garantieren. Hinter Ecosia steht die Technologie von Microsofts Suchmaschine Bing. Das 2009 gegründete Berliner Unternehmen ist jedoch nicht vordergründig auf Gewinn aus. „Wir sind ein normales Unternehmen, aber wir sind nicht dazu da, um Shareholder reich zu machen“, sagt Gründer und Geschäftsführer Christian Kroll. Als nächstes will das Team um Kroll einen persönlichen Assistenten entwickeln, der Nutzern helfen soll, „grüne Entscheidungen" zu treffen. Bei einer Flugbuchung würde dann der CO2-Fußabdruck angezeigt.
Umwelt – Abwässer sind eine unterschätzte Ressource, die künftig noch effektiver genutzt werden muss. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Vereinten Nationen im kanadischen Hamilton, die Volker Mrasek im Deutschlandfunk vorstellt. Darin haben Forscher errechnet, wie viele Kubikmeter pro Jahr weltweit an Abwasser anfallen, wie viele Nährstoffe darin enthalten sind und welche Mengen Strom daraus erzeugt werden könnten. Der Studie zufolge beträgt die globale Abwassermenge derzeit etwa 380 Milliarden Kubikmeter. Der Anteil an Stickstoff, Phosphor und Kalium liegt bei 26 Millionen Tonnen. Mit der Rückgewinnung der Nährstoffe könnten theoretisch 13 Prozent des globalen Düngemittelbedarfs gedeckt werden, so die Forscher. Auch die Erzeugung von Strom aus Abwasser birgt ein großes Potenzial. Mit den globalen Abwässern könnten demnach bis zu 600 Millionen Menschen mit Energie versorgt werden. Während in Deutschland und anderen Industrieländern Kläranlagen zur Energieerzeugung bereits genutzt werden, sind die für andere Ländern meist noch zu teuer. Den größten Forschungsbedarf sehen die Wissenschaftler jedoch bei der Nährstoffrückgewinnung.