Von Urweizen und Hobby-Gentechnik
Der kompakte Medienrückblick: +++ Reichlich Gluten im Urweizen +++ Baukästen für Hobby-Gentechnik +++ Salatfarm auf dem Stadtdach +++ Insektensterben: wie belegt man es?
Ernährung – Bestimmte Ernährungsweisen wie veganes oder glutenfreies Essen liegen stark im Trend. Ein weiterer Trend geht hin zu alten, nicht bloß auf Ertrag hochgezüchteten Sorten. Doch nicht immer basieren diese Trends auf wissenschaftlichen Erkenntnissen oder haben einen tatsächlichen gesundheitlichen Nutzen. Kathrin Burger berichtet für die taz über die Vor- und Nachteile alter und neuer Weizenarten, vor allem im Hinblick auf deren Glutengehalt. Wie sie berichtet, ist auch der moderne, „normale“ Weizen gesund, denn er liefert zahlreiche Nährstoffe wie B-Vitamine und er hat nicht mehr Gluten intus als Urweizensorten. Außerdem sei eine glutenarme oder gar glutenfreie Ernährung bei gesunden Menschen ohnehin nicht gesünder, als glutenhaltige Lebensmittel zu verspeisen. Dennoch haben alte Weizensorten einen leichten Vorteil: denn sie beinhalten größere Mengen an Lutein, dass sowohl das Seh- als auch das Lernvermögen positiv beeinflussen kann. Alte Weizensorten sind jedoch nicht nur luteinreich, sondern liefern auch bis zu zehnmal mehr Vitamin E und cholesterinsenkende Sterylferulate als herkömmlicher Brotweizen.
Biotechnologie – Auf die Genschere CRISPR/Cas vereinen sich viele Hoffnungen und Ängste. In den USA sind CRISPR-Baukästen für Hobby-Gentechniker bereits frei erwerblich und erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Doch wie nützlich oder gar gefährlich sind diese Freizeit-Gentechniksets? Und wie steht es um die Gesetzgebung in Deutschland? Mit diesen Fragen befasst sich Autorin Nele Rößler für den Deutschlandfunk in der Sendung „Umwelt und Verbraucher“. Fazit: So lange in den Baukästen keine gentechnisch veränderten Organismen (GVO) enthalten sind, darf man diese auch in Deutschland erwerben und besitzen; doch selbst gentechnische Experimente im eigenen Haushalt durchführen darf man hierzulande nicht. Diese Experimente dürften nur in speziellen, behördlich überwachten Laboren stattfinden. Wer dennoch zu Hause experimentiert und erwischt wird, muss mit Geldstrafen von bis zu 50.000 Euro rechnen. Wenn GVO in die Umwelt gelangen, kann dies sogar mit Freiheitsstrafen geahndet werden. Und genau an diesem Punkt scheiden sich auch die Einschätzungen zum Thema Gefährlichkeit der DIY-Gentechnik-Sets: an sich seien diese zwar harmlos, doch wenn solch veränderte Organismen wie antibiotikaresistente Bakterien in die Umwelt gelangen, könnte dies schwerwiegende Folgen haben.
Landwirtschaft – Die Bevölkerung wächst und die Gesellschaft urbanisiert – wie also all die Menschen auf geringem Platz umweltschonend mit frischer Nahrung versorgen? Ein Lösungsansatz sind Dachgärten. Nora Marie Zaremba stellt im Tagesspiegel ein solches Projekt in Berlin vor. Das Unternehmen Dachfarm hat seine Büroräume in Kreuzberg, und plant dort die Zukunft des Gemüseanbaus: Salate und Kräuter sollen hydroponisch in einem Gewächshaus auf einem großen Dach angebaut werden. Dabei geht es den Gründern Sara Wolff und Hans Jörg Schütz nicht um ein Nischenprodukt – sie wollen auf den Massenmarkt. Dazu müssen natürlich einige Bedingungen erfüllt werden, wie zum Beispiel die Größe und Statik des Daches, aber auch die Energie- und Stoffkreisläufe, die möglichst geschlossen sein sollen. Es soll keine Abfälle geben und Abwärme und CO2 von umliegenden Häusern genutzt werden. Dazu beraten sich die Gründer unter anderem auch mit Forschern der Berliner Humboldt-Universität in Dahlem. Aktuell sprechen sie mit einigen großen Supermarktketten, um ein erstes Pilotprojekt zu realisieren. Ideal wäre für die Entrepreneure die Nutzung der Dächer der Supermärkte – dann könnten die frischen Salatköpfe ohne LKW-Transportwege direkt in die Supermärkte gelangen.
Biodiversität – Das Insektensterben gehört zu den Aufregern dieses Sommers. Gibt es wirklich weniger Insekten als früher, und wenn ja warum? Tina Baier geht diesen Fragen in der Süddeutsche Zeitung auf den Grund. Ein Problem für deutschlandweite Aussagen sind die punktuellen Messungen. Diese ergeben zwar fast alle einen deutlichen Schwund, doch lässt dies noch keine bundesweiten Schlüsse zu, da viele Insekten auf ganz bestimmte Umweltbedingungen angewiesen sind, die sich lokal ändern können. Geschätzt gäbe es allein in Deutschland etwa 50.000 verschiedene Insektenarten. Und sehr wahrscheinlich sind darunter einige, die man bisher noch gar nicht kennt. Doch die genaue und bundesweite Bestimmung ist beschwerlich bis unmöglich mit punktuellen Messungen. Daher wollen Forscher ein Netz an Messstationen errichten – ähnlich den Wetterstationen. Doch letztlich ahnen die Forscher bereits, dass es heute wesentlich weniger Insekten gab als noch vor 25 Jahren. Die Gründe sind vielfältig und reichen vom Klimawandel, über die Zerstückelung und Versiegelung der Landschaft, bis hin zur Überdüngung mit Stickstoff und dem Einsatz von Insektiziden. Auch wenn die Daten zum Insektensterben noch nicht flächendeckend vorliegen, mahnen die Forscher deshalb ein Verhalten nach dem Vorsorgeprinzip an, um den Insekten nicht noch mehr zuzusetzen.