Von Pilzgeflechten und ligninarmen Pappeln
Der kompakte Medienrückblick: Melonenanbau getestet +++ Ligningehalt von Pappeln reduziert +++ Mit Pilzen Baustoffe stricken
Landwirtschaft – Wassermelonen kommen in der Regel aus Südeuropa und haben somit einen langen Transportweg hinter sich, ehe sie hierzulande im Supermarkt landen. Doch das könnte sich ändern: Im Landkreis Gifhorn in Niedersachsen wird in dieser Saison erstmals versucht, Wassermelonen regional anzubauen und im Supermarkt zu verkaufen. Nach einem Bericht in der Zeit berichtet, werden die ersten Früchte voraussichtlich schon Ende Juli oder Anfang August reif sein. Der Wegfall des langen Transportweges führt auch dazu, dass die Melonen länger reifen können und dadurch süßer werden. Auch im Landkreis Uelzen bauen Landwirte seit einigen Jahren Wassermelonen an, um sich als Gemüsehof breiter aufzustellen. Der Anbau von Wassermelonen in Niedersachsen befindet sich jedoch noch im Experimentierstadium, und genaue Zahlen zu den Anbaubetrieben und Ernteerträgen liegen noch nicht vor. Denn der Anbau erfordert ausreichend Sonnenstunden und eine angemessene Wasserversorgung während der Wachstumsphase.
Pflanzenzüchtung - Für die Papierherstellung werden große Mengen Zellstoff benötigt, der in der Regel aus Holz gewonnen wird. Um den Zellstoff herzustellen, muss jedoch zunächst das ebenfalls im Holz enthaltene Lignin vom Zellstoff getrennt werden. Dieser Prozess erfordert nicht nur viel Energie, sondern auch den Einsatz von Chemikalien. Forschende aus den USA haben nun einen Weg gefunden, die Zellstoffproduktion nachhaltiger zu gestalten, wie Lucian Haas im Deutschlandfunk berichtet. Die Forschenden kombinierten Gentechnik mit künstlicher Intelligenz, um das Erbgut von Pappeln gezielt zu verändern. Mit Hilfe eines Algorithmus wurden aus der Pappel-DNA nicht nur die für Lignin relevanten Gene errechnet, sondern auch 350 Genvarianten identifiziert, die bestimmte Eigenschaften erfüllen. Auf dieser Basis entwickelten die Forschenden wiederum 350 spezielle Genscheren, um das Erbgut gezielt zu verändern. Das Ergebnis waren 174 gentechnisch veränderte Pappelvarianten, die das Team im Labor wachsen ließ. Die Analysen ergaben: Der Ligningehalt der gentechnisch veränderten Pappeln war um 50% niedriger als bei herkömmlichen Pappeln. Allein das würde den CO2-Ausstoß bei der Zellstoffproduktion um 15% senken. Auf diese Weise, so die Hoffnung der Forschenden, könnten Papier und Zellstoff in Zukunft deutlich nachhaltiger produziert werden. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Zunächst müssen sich die genomeditierten Papiere auch im Freiland bewähren.
Biotechnologie – Forschende der Universität Newcastle haben ein Verfahren entwickelt, um einen nachhaltigen Baustoff aus Pilzen herzustellen. Dabei wird ein aus Wolle gestricktes Gewebe mit einer pastenartigen Substanz gefüllt, die von einem Pilzgeflecht durchwuchert wird, wie Stefan Parsch im Tagesspiegel berichtet. Das Material ist demnach fester als andere Pilz-Komposit-Materialien und erlaubt das Wachsen in verschiedene Formen ohne Naht. Wie das Team im Fachmagazin „Frontiers in Bioengineering and Biotechnology“ schreibt, verwendeten sie dafür eine Paste aus Buchenholz-Sägemehl, Papierfaserklumpen, Papiermehl, Xanthan, Glyzerin und Wasser. Sie experimentierten mit einem aus Merinowolle gestrickten Gewebe, das genügend Luft an das Substrat lässt, in dem der Pilz wachsen soll. Die gestrickte Merinowolle hilft wiederum dabei, ein gleichmäßiges Schrumpfen während des Trocknungsprozesses zu gewährleisten. Obwohl das Verfahren noch Optimierungen erfordert, wird es als vielversprechender Ansatz für umweltfreundliche Baustoffe angesehen.