Von Nudel-Trinkhalmen und Apfelsorten
Der kompakte Medienrückblick: Alternativen für Einwegtrinkhalme +++ Die Vielfalt der Apfelarten +++ Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität +++ Mikroplastik gelangt in die Verdauung
Plastikmüll – Ende Oktober hat das EU-Parlament für das Verbot von Einwegplastikartikeln wie Trinkhalmen gestimmt. Das Verbot könnte bereits 2021 in Kraft treten und schon jetzt nehmen einige Anbieter, darunter Lidl, Rewe und Penny, die Wegwerfartikel aus ihren Sortimenten. Christine Mortag berichtet in der Süddeutschen Zeitung nimmt deshalb zusammen mit Adrian Schulz, Barchef im Bayrischen Hof in München, etliche Alternativen zu den Einwegtrinkhalmen unter die Lupe. Darunter befinden sich auch biobasierte Lösungen wie Halme auf Basis von rohen Makkaroni, Bambus oder Roggenstroh, wobei letzterer im Selbsttest weniger gut abschneidet. Die Tester stellen den Halmen dabei unterschiedliche Zeugnisse aus: Die Stroh-basierte Halme nutze zwar lokal vorhandene Ressourcen, sei aber rissanfällig, wodurch die Funktion leidet. Außerdem sei er sehr dünn und der Heugeschmack würde sich übertragen, bemängeln die Tester. Der Makkaroni-basierte Halm wies indes das beste Preis-Leistungsverhältnis unter den biobasierten Trinkhalmen auf. Ihr größtes Problem: Wird die Makkaroni nach dem Drink nicht aufgeknabbert, landen essbare Lebensmittel im Müll.
Apfelernte – Sie hängen derzeit an vielen Bäumen und sind der Innbegriff des saisonalen Herbstobstes: Äpfel. Leonie Ruhland hat für die taz ein Interview mit der Pomologin Susanne Becker geführt. Pomologen beschäftigen sich mit Apfelsorten in den deutschen Anbauregionen und setzen sich für den Erhalt der Sortenvielfalt ein. Besonders vitaminreich seien beispielsweise alten Sorten wie der Freiherr von Berlepsch aus dem Rheinland. Allein in Deutschland gebe es rund 2.000 Apfelsorten, einige allerdings nur lokal, andere gelten als verschollen. Weltweit spricht man von 20.000 bis 30.000 Sorten. In den Handel gelangen jedoch meist nur Äpfel der Handelsklasse I, also nahezu makellose Äpfel. Alle Früchte mit größeren Schalenschäden oder Schorfflecken kommen in die Apfelsaftpresse, so Becker. Da Äpfel im Supermarkt jedoch höhere Gewinne einbringen, werden Handelsäpfel vor allem gegen Schorf gespritzt – mit chemischen Antipilzmitteln. Bei Bioäpfeln werden die Bäume mit einer Kupferlösung eingenebelt, welche sich im Boden anreichert. Als Alternativen zum gespritzten Obst nennt Becker die alten Apfelsorten, denn diese seien wesentlich widerstandsfähiger. Auch Streuobstwiesen, auf denen die Bäume relativ weit voneinander entfernt stehen oder verschiedene Sorten auf einer Wiese beherbergen, bieten Schädlingen wie dem Schorfpilz nur wenig Angriffsfläche. Becker spricht sich für den Erhalt der alten Arten aus, um die genetische Vielfalt und damit auch die Widerstandsfähigkeit vieler Apfelsorten zu erhalten.
Biodiversität – Durch die flächendeckende landwirtschaftliche Nutzung gehen immer mehr Rückzugsgebiete für Wildtiere und -pflanzen verloren. Arndt Reuting hat für den Deutschlandfunk in der Sendung „Forschung aktuell“ mit Katrin Böhning-Gaese gesprochen. Böhning-Gaese ist Professorin am Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum und ist Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, wo sie zugleich Sprecherin der Arbeitsgruppe der deutschen Wissenschaftsakademien ist. Diese hat erst kürzlich eine Stellungnahme zur Bestandsaufnahme der Biodiversität auf landwirtschaftlichen Flächen veröffentlicht. Laut Böhning-Gaese sinkt die Artenvielfalt der Tiere und Pflanzen dramatisch – bedingt durch die landwirtschaftliche Nutzung immer größer werdenden Flächen. Für den Artenerhalt und ein funktionierendes Ökosystem fordert sie deshalb Lösungsansätze, die nicht nur bei den Landwirten, sondern auch bei den Konsumenten ansetzen. Ein wichtiger Faktor, so Böhning-Gaese weiter, sei die Umweltpolitik der EU: Europäische Fördergelder sollten stärker an Gemeinwohlleistungen der Landwirte gekoppelt werden. Zugleich müssten die Kommunen in die Pflicht genommen werden, dass sie Artenvielfalt fördern und erhalten. Und nicht zuletzt müssten Handel und Märkte biodiversitätsfreundliche Produkte ausweisen, um eine größere Nachfrage bei den Konsumenten anzukurbeln.
Mikroplastik – Zeit Online berichtet über eine Pilotstudie aus Österreich, die erstmals Mikroplastik in Stuhlproben von Menschen nachgewiesen hat. Wie die Medizinische Universität Wien und das österreichische Umweltbundesamt mitteilten, wurden die Kunststoffpartikel in den Proben von allen acht Studienteilnehmern gefunden. Die Probanden waren zwischen 33 und 65 Jahren alt, leben auf verschiedenen Kontinenten und führten ein Ernährungstagebuch für den Testzeitraum. Alle Teilnehmer nahmen in der Testwoche in Plastik verpackte Lebensmittel oder Getränke aus PET-Flaschen zu sich. Das Ergebnis: neun verschiedene Kunststoffarten in der Größe von 50 bis 500 Mikrometer wurden laut Bettina Liebmann, Expertin für Mikroplastikanalysen im Umweltbundesamt, nachgewiesen. Überraschend war für sie vor allem die Vielfalt der Kunststoffe – am häufigsten fanden sich Polypropylen (PP) und Polyethylenterephthalat (PET) in den Proben. Ein Zusammenhang zwischen dem Ernährungsverhalten und einer Belastung mit Mikroplastik konnten die Wissenschaftler aufgrund der kleinen Probandengruppe nicht herstellen.