Von Mehlwurm-Pasta und Hightech-Tomaten
Der kompakte Medienrückblick: Der digitale Bauernhof +++ Erstmals Lebensmittel aus Insektenprotein im Handel+++ Super-Tomaten aus Holland +++ Wie Neonicotinoide Bienen schaden
Digitale Landwirtschaft – Die Digitalisierung ist aus der modernen Landwirtschaft gar nicht mehr wegzudenken. GPS-gesteuerte Traktoren, die fast selbstständig die Acker bestellen gehören inzwischen genauso zum landwirtschaftlichen Alltag wie Ernteroboter. Annika Leister berichtet für die Frankfurter Rundschau von einem in Schleswig-Holstein entwickelten Roboter, der in Zukunft sogar das Unkrautjäten übernehmen soll. Doch so sehr die neue Technik die körperliche Arbeit der Landwirte auch erleichtert, sind viele auch skeptisch ob der Datenmenge, die durch die Vernetzung der Maschinen über die Arbeit der einzelnen Höfe gesammelt wird. Der Sprecher des Bauernbundes Brandenburg, Reinhard Jung, befürchtet gar einen „gläsernen Bauern“ der bald schon Rechenschaft darüber ablegen muss, wie, warum und wo er mit seinem GPS-gesteuerten Gefährt Dünger ausgegeben hat. Und auch die viel gepriesene Produktivitätssteigerung und Arbeitserleichterung sieht der Bauernbund kritisch, schließlich müsse der Bauer auch bei GPS-gesteuerten Traktoren noch immer obenauf sitzen.
Ernährung - Auf der Suche nach neuen Produkten setzt der Düsseldorfer Metro-Konzern auf Lebensmittel mit Insektenproteinen. Zusammen mit dem Unternehmensgründer Daniel Mohr des Pforzheimer Start-ups "Plumentofoods" bietet der Düsseldorfer Metro-Konzern zunächst für drei Monate Nudeln, die zu zehn Prozent aus Insektenmehl bestehen. Damit wird erstmals in Deutschland ein Lebensmittel mit Insektenproteinen in den Handel gebracht. Möglich macht dies die Anfang 2018 in Kraft getretene Novel Food Verordnung in der EU, die den Umgang mit neuartigen Lebensmitteln etwa auf der Basis von Insekten oder Algen regelt. Mit Blick auf die wachsende Weltbevölkerung und schrumpfende Ressourcen sieht sich der Düsseldorfer Konzern mit seinem neuen Angebot als Vorreiter für neue Lebensmittellösungen. Unter dem Titel „NX Food“ bietet Metro auch andere innovative Lebensmittel wie essbare Trinkhalme aus Resten der Apfelsaftproduktion an. Geplant sind zudem weitere Insektenprodukte wie Müslis oder Salat-Croutons.
Landwirtschaft – Tomaten aus Holland hatten nicht immer den besten Ruf. Das lag unter anderem auch an der starken Nachfrage nach großen, fleischigen Tomaten aus Deutschland in den 1990er Jahren. Inzwischen wird die Tomaten- und auch sonstige Gemüsezucht in Holland auf dem neusten Stand der Technik betrieben. Christoph Dorner berichtet für die Süddeutsche Zeitung von den Hightech-Gewächshäusern in der holländischen Gemeinde Westland. Hier tüfteln Agrar-Ingenieure an der perfekten Industrie-Tomate. Sie soll gesund, günstig und frisch sein, schmecken wie aus Mutters Garten und, wenn schon nicht biologisch, dann zumindest so nachhaltig wie möglich produziert sein. Die Verbraucher wünschen sich die Quadratur des Kreises. Und die Holländer versuchen zu liefern.
Insektensterben - Nach einer neuen Studie der europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ist klar: von Neonicotinoiden geht ein Risiko für Insekten aus. Die Substanzen schränken das Orientierungsvermögen der Bienen ein und schwächen sie dadurch. In der Deutschlandfunk-Sendung „Forschung aktuell“ sprach Ralf Krauter deshalb mit Randolf Menzel vom Institut für Biologie der Freien Universität Berlin. Laut Menzel sei die Gefährlichkeit der Pflanzenschutzmittel und ihr schädlicher Einfluss auf Insekten bereits vor der neuen Analyse der EFSA klar gewesen. Doch nach der deutlichen Positionierung der sonst typischerweise neutral formulierenden Behörde, gebe es für die Politik keine andere Möglichkeit als zu Handeln und den Einsatz von Neonicotinoiden bis auf wenige Ausnahmen zu verbieten.