Von Macauba-Fasern und Bierhefe
Proteine aus Bierhefe +++ Anbau exotischer Nahrungspflanzen +++ Macauba-Frucht als Ölpalme +++ Wein in Mehrwegflaschen
Ernährung – Die Verwendung von Proteinen aus Bierhefe wird unter Fachleuten als nachhaltiger und vielseitiger betrachtet als rein pflanzliche Ersatzprodukte. Hier setzt die Technologie des Start-ups Protein Distillery an. Das Unternehmen mit Sitz in Esslingen und Berlin verwendet Proteine aus Bierhefe, einem Nebenprodukt von Brauereien, um eine nachhaltige Alternative zu tierischem Eiweiß herzustellen. Die Bierhefe wird so aufgereinigt, dass sie geschmacksneutral wird. Daher eignen sich die Proteine für verschiedene Lebensmittelalternativen wie Fleisch, Ei, Käse und Milch. Wie Katrin Terpitz im Handelsblatt berichtet, hat das Start-up nun 15 Mio. Euro an Seed-Finanzierung gesammelt, um eine eigene Proteinfabrik in Heilbronn zu errichten. Dafür konnte das Start-up namhafte Investoren, darunter der Green Generation Fund und das Start-up Family Office, als Unterstützer gewinnen. Die Proteinfabrik soll ab Frühjahr 2025 jährlich mehrere Hundert Tonnen Proteinpulver produzieren. Geplant ist, die Produkte jeweils mit namhaften Lebensmittelherstellern zu entwickeln. Das erste Produkt mit Bierhefeprotein soll in Norwegen auf den Markt kommen. Die Technologie von Protein Distillery wurde bereits mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet.
Landwirtschaft – Trockenheit, Dürre oder Starkregen: Wetterextreme sorgen schon heute zunehmend für Ernteverluste und treiben die Suche nach neuen resilienten Pflanzen an, um die Zukunft der Ernährung zu sichern. Forschende in Niedersachsen wollen daher herausfinden, ob Ackerfrüchte aus Afrika oder Südamerika auch hierzulande wachsen könnten. Über erste Ergebnisse der Feldversuche berichtet das 3sat Wissensmagazin NANO. Demnach gibt es bereits erste Erfolge beim Anbau von Chia. Hier wurde das ursprünglich aus Südamerika stammende Korn bereits für den deutschen Markt weitergezüchtet. Bei Amaranth und Quinoa macht das Unkraut den Forschenden hingegen noch zu schaffen. Darüber hinaus gibt es umfangreiche Versuche mit verschiedenen Sorten von Sorghumhirse.
Biotechnologie – Die Nachfrage nach Pflanzenöl steigt jährlich um etwa sechs Millionen Tonnen, wobei Palm- und Sojaöl einen Marktanteil von 62 % ausmachen. Damit verbunden sind Umweltprobleme, die mit der Rodung von Regenwäldern und dem Anbau der Ölpalmen in Monokultur entstehen. Das Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung (IVV) in Freising forscht daher an nachhaltigen Alternativen zur umstrittenen Ölpalme. Im Fokus steht die Macauba-Ölpalme, die in Südamerika wächst und auch auf mageren Böden gedeiht, wie Petra Schnirch in der Süddeutschen Zeitung berichtet. Die Forschenden konzentrieren sich dabei auf die Nutzung bisher ungenutzter Teile der Macauba-Frucht, insbesondere Fasern und Proteine. Im Sommer 2023 wurde die Macauba Ingredients GmbH gegründet, ein Fraunhofer-Spin-off, das Öl, Protein- und Ballaststoffpräparate herstellt. Das gewonnene Proteinpulver weist einen neutralen Geschmack und Geruch auf. Das Unternehmen sucht derzeit Partner und Investoren, um eine Pilotanlage in Brasilien zu realisieren und die nachhaltige Nutzung der Macauba-Frucht voranzutreiben. Die Forschenden sind überzeugt, dass die Rohstoffe vielseitig eingesetzt werden können – etwa zur Herstellung von Lebensmitteln, Tierfutter und für technische Anwendungen.
Umwelt – Viele Getränke wie Limonade, Wasser oder Bier werden bereits in Mehrwegflaschen angeboten. Nun soll getestet werden, ob Kundinnen und Kunden auch Wein in Mehrwegflaschen kaufen würden. Das Staatsweingut Freiburg hat jetzt ein entsprechendes Pilotprojekt gestartet, wie Bernward Janzing in der taz schreibt. Ziel des Projektes ist die Einführung eines Mehrwegsystems in der gesamten Weinbranche. Um den Aufwand für die Winzer zu minimieren, wird das etablierte System der Brauereien genutzt und zugleich die typische Halbliterflasche mit Kronkorken verwendet. Kunden können die leeren Weinflaschen überall dort abgeben, wo es Bier in der Standardflasche gibt. Ein Problem waren jedoch die Etiketten, die sich bisher schwer von den Weinflaschen lösen ließen. Dafür wurde nach umfangreichem Test eine Variante gefunden, die sich problemlos von den Flaschen entfernen lässt. Noch gibt es den Wein in Mehrwegflaschen nur im Online-Handel. Das Staatsweingut plant, die Flaschen auch im klassischen Einzelhandel zu etablieren und andere Weingüter zur Nachahmung zu motivieren. Die Umstellung auf Mehrweg wäre ökologisch vorteilhaft, da Einwegflaschen für 32 % der gesamten CO2-Emissionen bei der Weinherstellung verantwortlich sind.