Von Künstlicher Intelligenz und verseuchtem Mikroplastik
Der kompakte Medienrückblick: Biodiversität mit KI überwachen +++ Fossile Rohstoffe dominieren Lebensmittelbranche +++ Pathogene Bakterien auf Mikroplastik +++ Weniger Blätter an den Bäumen
Biodiversität – Wo Wälder zerstört werden, schwindet die Artenvielfalt. Aufforstung ist daher ein Weg, damit die kargen Flächen wieder zu einem Hort der Biodiversität werden. Ob sich Tiere wieder ansiedeln und vor allem welche Arten, ist nur schwer zu erfassen. Hier könnten Methoden der Künstlichen Intelligenz (KI) weiterhelfen, wie ein Bericht in der Süddeutschen Zeitung zeigt. Eine Studie der Universität Würzburg belegt, dass die automatisierte Analyse von Tierlauten mithilfe von KI Rückschlüsse auf die Entwicklung der Artenvielfalt ermöglicht. In tropischen Wiederbewaldungsflächen in Ecuador wurden Aufnahmegeräte installiert, um Tierstimmen von Vögeln, Amphibien und Säugetieren zu erfassen. Diese Aufnahmen wurden dann erfolgreich mit KI-Modellen analysiert. Die Sounddaten spiegeln die Rückkehr der Biodiversität in den aufgelassenen Landwirtschaftsflächen wider. Sie zeigen, dass sich die charakteristischen Artengemeinschaften im Wald deutlich von denen auf Agrarflächen unterscheiden. Die Forschenden wollen nun ihre Modelle verbessern und in Aufforstungsprojekten, wie im Nationalpark Bayerischer Wald, einsetzen, um die Entwicklung der Biodiversität zu überwachen und Monokulturen zu verhindern.
Lebensmittelindustrie – Bei der Herstellung, Lagerung und dem Transport von Nahrungsmitteln werden noch immer vorrangig fossile Rohstoffe verbraucht. Das zeigt eine neue Studie der Global Alliance for the Future of Food, über die die Zeit berichtet. Mindestens 15 % des globalen Verbrauchs von fossilen Brennstoffen gehen demnach auf das Konto der Lebensmittelindustrie. Das sind jährlich 4,6 Gigatonnen CO₂-Äquivalente der weltweiten Emissionen und entspricht dem Ausstoß der gesamten EU und Russlands. Die Studie weist darauf hin, dass vor allem bei der Erzeugung und Verpackung von Nahrungsmitteln große Mengen fossiler Brennstoffe verbraucht werden, wobei Verpackungsplastik und Düngemittel rund 40 % der petrochemischen Produkte ausmachen. Um eine Klimakatastrophe zu verhindern, sei der Übergang von fossilen Brennstoffen zu erneuerbaren Energien und nachhaltiger Landwirtschaft dringend notwendig, mahnen die Forschenden. Die Autoren fordern daher eine verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien in der Lebensmittelindustrie, den Verzicht auf stark verarbeitete Lebensmittel und die Überprüfung von Steuererleichterungen und Subventionen für die Agrarindustrie.
Umwelt – Mikroplastik – ob an Land oder im Wasser – ist ein globales Problem und wird Ökosystemen zunehmend zum Verhängnis. Eine internationale Studie hat nun ergeben, dass Gemeinschaften von Mikroorganismen, die auf Plastikmüll in Flüssen siedeln, nicht nur potenzielle Krankheitserreger, sondern auch antimikrobielle Resistenzgene beherbergen könnten, wie Alice Lanzke im Tagesspiegel schreibt. Insbesondere verwitterter Kunststoff zieht solche Mikroben an. Hier enthielten 100 % der untersuchten Plastikproben Krankheitserreger, darunter Bakterien wie Pseudomonas aeruginosa, Acinetobacter und Aeromonas, die Infektionen auslösen und gegen Antibiotika resistent sind. Proben aus dem Flusswasser enthielten andere, aber ebenso potenziell pathogene Bakterien. Diese wiesen antimikrobielle Resistenzgene auf, aber die Arten der Resistenz variierten je nach Herkunft der Mikroben. Den Forschenden zufolge scheint zerfallender Kunststoff das mikrobielle Wachstum und das Vorkommen von antimikrobiellen Resistenzgenen zu fördern. Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass Plastikmüll im Süßwasser ein Gesundheitsrisiko für Menschen darstellen könnte, da er potenziell pathogene Mikroben mit Resistenzgenen beherbergt. Weitere Untersuchungen sind allerdings notwendig, um mögliche Risiken für die menschliche Gesundheit und die Umwelt zu bewerten.
Klima – Wie Klima und steigende Temperaturen unsere Erde verändern, wird seit Jahren erforscht. Längst ist das Bild nicht komplett. Doch neue Erkenntnisse zum Zustand der Ökosysteme sorgen für ein immer besseres Verständnis, wie eine neue internationale Studie zeigt. Darin haben mehr als 400 Forschende aus 35 Ländern den Zusammenhang zwischen Blattform und Blattlebensdauer von Bäumen und ihrer geographischen Verteilung erforscht, wie Frauke Zbikowski in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung schreibt. Die Wälder der Erde, die einen Großteil der Pflanzenbiomasse binden, sind von zentraler Bedeutung für den Kohlenstoffkreislauf. Die Forschenden untersuchten daher verschiedene Baumtypen, darunter Nadelbäume und Laubbäume. Dafür wurden Daten von Waldinventuren und Satellitenbildern analysiert und diese mit Informationen über Blattform und Habitus, also Blattlebensdauer zusammengebracht, um den Einfluss von Umweltfaktoren wie Temperatur und Bodenbeschaffenheit auf die Baumverteilung zu verstehen. Dabei stellten sie fest, dass Nadelbäume trotz ihrer häufigen Verbreitung nur einen geringen Anteil zur Biomasse beitragen. Dies liegt möglicherweise an ihrer schlanken Struktur und dem weichen Holz. Auch wurde deutlich, dass höhere Temperaturen und veränderte klimatische Bedingungen in Zukunft die Verbreitung von Baumtypen beeinflussen werden, so dass einige Waldgebiete wie bewirtschaftete Wälder an die neuen Bedingungen angepasst werden müssen.