Von Insektenkost und Hightech-Gewächshaus
Der kompakte Medienrückblick: Insekten als Lebensmittel +++ Weniger Mikronährstoffe im Weizen +++ Agroforst in Brandenburg +++ Pflanzenforschung in der PhänoSphäre
Ernährung – Insekten gelten als proteinreiche und klimafreundliche Alternative zu Fleisch, sind aber in Europa und auch in Deutschland noch ein Nischenprodukt und wenig akzeptiert. Welches Potenzial in Insekten steckt, verdeutlicht ein Bericht von Kathrin Kühn im Deutschlandfunk. Seit 2018 sind Insekten in der EU als „neuartige Lebensmittel“ zugelassen, wobei bisher vier Arten – Wanderheuschrecke, Mehlwurm, Buffalowurm und Hausgrille – für verschiedene Produkte freigegeben wurden. Sie dürfen unter anderem in Brot, Nudeln, Müsli oder Schokolade verarbeitet werden, müssen aber klar in der Zutatenliste mit Artname und Verarbeitungsform gekennzeichnet sein. Die Europäische Agentur für Lebensmittelsicherheit bewertet den Verzehr als unbedenklich, warnt jedoch vor möglichen Allergien. Während Insekten weltweit oft gegessen werden, überwiegen in Europa Ekel und Skepsis. Ökologisch schneiden Insekten allerdings deutlich besser ab als Fleisch, aber schlechter als pflanzliche Alternativen. Eine echte Verbesserung gebe es nur, wenn Insekten Fleisch ersetzen und nicht zusätzlich konsumiert werden, heißt es.
Pflanzenzüchtung – In den vergangenen 60 Jahren wurden Weizensorten ertragreicher und widerstandsfähiger, enthalten aber weniger wichtige Mineralstoffe wie Eisen, Zink, Magnesium und Calcium. Das geht aus einer Studie hervor, die Forschende der Universitäten Hohenheim und Mainz durchführten. Wie Frauke Zbikowski in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung schreibt, stellte das Team fest, dass der Rückgang an Mikronährstoffen teils genetisch bedingt ist und nicht nur von Klima oder Boden abhängt. Demnach konzentrierte sich die Züchtung bislang auf Ertrag, Krankheitsresistenz und Backeigenschaften, wodurch die Mineralstoffdichte unbeabsichtigt abnahm, heißt es. Da Weizen weltweit ein Grundnahrungsmittel sei und etwa zwei Milliarden Menschen unter Mikronährstoffmangel leiden, müsse die Züchtung künftig auch die Mineralstoffversorgung berücksichtigen, so die Forschenden. Im Rahmen der Studie wurden 282 Weizensorten analysiert, die zwischen 1961 und 2020 registriert wurden.
Landwirtschaft – Im Süden von Berlin baut Maria Giménez auf rund 360 Hektar Obst und Gemüse an. Doch der Hof „Wilmars Gaerten“ unterscheidet sich von den umliegenden Ackerflächen. Die junge Landwirtin setzt auf regenerative Landwirtschaft – konkret Agroforstwirtschaft. Dafür hat Giménez eine bunte Vielfalt an insgesamt 200.000 Bäumen gepflanzt, wie sie in einem Interview mit Ruth Ciesinger im Tagesspiegel berichtet. Hier wird die Ackerfläche im Abstand von 30 Metern mit Reihen aus Kirsch-, Apfel-, Pflaumen- oder Birnbäumen durchzogen. Die Bäume helfen, das Wasser im Boden zu speichern, sie sorgen für ein gesundes Mikroklima und schützen zugleich die Bodenkrume davor, dass der Wind sie abträgt. Zu dem Hof gehört auch ein 6.400 Quadratmeter großer Garten, in dem Gemüse angebaut wird, das die „Agroforst-Pionierin“ wiederum auf Wochenmärkten in Berlin und Brandenburg, aber auch an Restaurants verkauft.
Pflanzenforschung – Die PhänoSphäre am Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung in Gatersleben ist ein hochmodernes Forschungslabor, das Umweltbedingungen wie Licht, Temperatur, Feuchtigkeit, Wind und CO₂ präzise simulieren und reproduzieren kann. Das Hightech-Gewächshaus ermöglicht es, Pflanzen realitätsnah unter kontrollierten Bedingungen zu beobachten und so ihre Reaktionen auf Klimastress wie Trockenheit, Hitze oder Starkregen detailliert zu erfassen. Die PhänoSphäre sei damit ein entscheidendes Werkzeug, um die Landwirtschaft zukunftssicher zu machen und die Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung unter den Bedingungen des Klimawandels zu gewährleisten, wie Katharina Menne in der Zeit schreibt. Im Gegensatz zu klassischen Gewächshäusern oder Feldversuchen sind hier sehr dynamische Nachbildungen von Wetterschwankungen möglich. Experimente zeigten, dass die PhänoSphäre die natürlichen Wachstumsbedingungen von Pflanzen besser widerspiegelt als herkömmliche Methoden, da gerade die täglichen Wetterwechsel großen Einfluss auf die Entwicklung und den Ertrag der Pflanzen haben. Die Forschenden konzentrieren sich darauf, widerstandsfähige Sorten von Nutzpflanzen wie Mais, Raps und Soja zu identifizieren, die sowohl hohen Ertrag als auch Anpassungsfähigkeit an Extremwetter zeigen. Dabei kommen moderne Techniken wie Bildauswertung, künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen und die Genschere CRISPR-Cas zum Einsatz, um Gene gezielt zu analysieren und zu verändern.