Von grüner Chemie und skeptischen Landwirten
Der kompakte Medienrückblick: Insekten auf dem Speiseplan +++ Anstieg Fleischersatzprodukte +++ Netzwerk für grüne Chemie +++ Skepsis gegenüber Agroforstwirtschaft
Ernährung - In seinem Audiobeitrag beleuchtet Moritz Braun vom SWR die Chancen und Herausforderungen des Verzehrs von Insekten als Lebensmittel. In einigen Ländern Asiens und Afrikas sind sie bereits fester Bestandteil der Ernährung, während sie in Deutschland noch als Exoten gelten. Ernährungswissenschaftler betonen die positiven Aspekte wie hohe Proteinwerte, essenzielle Fettsäuren und Mineralstoffe in Insekten. Zudem benötigen sie weniger Ressourcen als die klassische Tierhaltung und verursachen geringere Treibhausgasemissionen. Allerdings gibt es Bedenken hinsichtlich möglicher allergischer Reaktionen. Die Akzeptanz in der westlichen Welt ist noch gering, was teilweise auf kulturelle Vorbehalte und den „Ekelfaktor“ zurückzuführen ist. Trotz dieser Hürden sehen Experten Insekten langfristig als ressourcenschonende und gesunde Alternative zu herkömmlichem Fleisch.
Ernährung - Im Jahr 2023 stieg die Produktion von Fleischersatzprodukten in Deutschland um 16,6 % im Vergleich zum Vorjahr, was eine Verdoppelung seit 2019 bedeutet. Das berichtet die tagesschau. Trotz dieser Zunahme bleibt der Marktanteil der Fleischalternativen gering im Vergleich zu traditionellen Fleischprodukten. Gleichzeitig sinkt der Fleischkonsum in Deutschland: 2023 lag der Pro-Kopf-Verbrauch bei 51,6 kg, was einen Rückgang von etwa 12 % gegenüber 2019 darstellt. Experten führen diesen Trend auf ein wachsendes Bewusstsein für gesundheitliche und ökologische Aspekte des Fleischkonsums zurück. Zudem steige die Zahl der Unternehmen, die Fleischersatzprodukte herstellen, und insgesamt wachse die Bedeutung pflanzlicher Alternativen in der Ernährung.
Chemie - Universitäten, Forschungsinstitute und Start-up-Inkubatoren haben ein Netzwerk für grüne Chemie in Ostdeutschland gegründet, wie Martin Ballaschk im Tagesspiegel berichtet. Ziel ist es, die Region nach dem Kohleausstieg wirtschaftlich neu auszurichten und den Osten Deutschlands als Leuchtturm für grüne Chemie zu etablieren. Beteiligt sind unter anderem das Exzellenzcluster UniSysCat, das Leibniz-Institut für Katalyse (LIKAT) und die Universität Greifswald. Das Netzwerk soll den Austausch zwischen Forschungseinrichtungen, Start-ups und der Industrie stärken, um ressourcenschonende und abfallreduzierende Strategien zu entwickeln.
Agroforstwirtschaft - In Rheinland-Pfalz wurde die Agroforstwirtschaft als Antwort auf zunehmende Trockenphasen eingeführt. Holger Schäfer und Jeanette Schindler berichten im SWR über diese Entwicklung. Das Konzept der Agroforstwirtschaft beruht darauf, Bäume und Sträucher gezielt in landwirtschaftliche Flächen zu integrieren, um den Boden zu schützen, die Verdunstung zu verringern und die biologische Vielfalt zu erhöhen. Diese Praxis soll nicht nur die Folgen des Klimawandels mildern, sondern auch die Ertragssicherheit erhöhen. Viele Landwirte zeigen sich skeptisch gegenüber dieser Methode, da sie befürchten, dass die Bäume den Maschinenbetrieb behindern und zusätzliche Pflege erfordern könnten. Trotz dieser Bedenken unterstützen Landesumweltministerin Katrin Eder und die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz die Agroforstprojekte und sehen sie als zukunftsweisende Maßnahme für die Landwirtschaft.