Von grünem Wasserstoff und Bio-Städten
Der kompakte Medienrückblick: Mit Biomüll zu grünem Wasserstoff +++ Mehr Obst mit Pestiziden belastet +++ Fischessen und Bestände schonen +++ Farmlandschaft in der Stadt
Chemie – Die Energieversorgung von fossilen Energieträgern wie Erdöl und Erdgas unabhängig zu machen, ist ein Anliegen der Bundesregierung. Eine klimaschonende Alternative ist grüner Wasserstoff. Er wird durch Elektrolyse von Wasser hergestellt. Dabei wird das Wasser mithilfe elektrischen Stroms, der ausschließlich aus erneuerbaren Energien stammt, in Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt. Wegen der hohen Strompreise ist Wasserstoff aus Elektrolyseanlagen derzeit jedoch nur bedingt konkurrenzfähig. Nun entstehen neue Technologien zur Herstellung von grünem Wasserstoff. Ein Ausweg aus der Preisspirale wäre die dezentrale Herstellung von Wasserstoff, etwa aus Biogas, wie Silvia Benetti in der Frankfurter Rundschau berichtet. Das zeigen beispielsweise die TU Graz gemeinsam mit Mitarbeitern des österreichischen Start-ups „Rouge H2 Engineering“ in einer Pilotanlage. Ihr Reaktor wurde an die Biogasanlage eines Unternehmens angeschlossen, das seit Jahren aus Mais, Getreideresten und Gülle elektrischen Strom und Wärme erzeugt. Abnehmer des grünen Wasserstoffs sind Tankstellen vor Ort oder lokale Verkehrsbetriebe. So entfallen lange Transportrouten und die Kosten sinken. Umweltschützer beklagen jedoch, dass die Hälfte des Substrats in Biogasanlagen aus pflanzlichen nachwachsenden Rohstoffen besteht.
Landwirtschaft – Um Obst und Gemüse vor Schädlingen zu schützen, kommen häufig Pestizide zum Einsatz. Doch Pestizide zählen nicht nur zu den gefährlichsten Umweltgiften, sie können auch der Gesundheit schaden. Fachleute raten daher, Obst und Gemüse vor dem Verzehr gründlich zu waschen. Die Rückstände chemisch-synthetischer Pestizide auf Obst sind einer neuen Studie zufolge seit 2011 deutlich gestiegen, wie der Tagesspiegel berichtet. Nach Angaben des europäischen Anti-Pestizid-Netzwerks Pan Europe enthielten im Jahr 2019 rund ein Drittel der 97.000 untersuchten Proben von Erdbeeren, Äpfeln und anderen Früchten problematische Pestizidrückstände. Im Jahr 2011 waren es nur 18 %.
Fischerei – Ob Hering, Zander oder Lachs: Fisch gehört für viele zu einer gesunden Ernährung. Längst kann jedoch der Bedarf durch den heimischen Fischfang nicht mehr gedeckt werden. Nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen sind 90% aller Speisefische bereits maximal ausgebeutet oder überfischt. Viele Verbraucherinnen und Verbraucher stehen daher vor der Frage, welche Meeresfische noch bedenkenlos gegessen werden können. Antworten darauf gibt ein Interview in der Zeit mit dem Meeresbiologen Rainer Froese vom Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung (GEOMAR) in Kiel. Darin schildert der Experte, wie es konkret um die Fischbestände in Ost- und Nordsee steht, welche Auswirkungen die politischen Rahmenbedingungen der EU auf die Fischerei haben und um welche Fischarten es besonders schlecht steht. Demnach sind Dorsch und der Hering in der westlichen Ostsee, der Kabeljau in der südlichen Nordsee, der Dornhai, der Aal oder die Sprotte in der westlichen Ostsee, bekannt als Kieler Sprotten, besonders gefährdet. Die gute Nachricht: Sprotten, Sardinen und Makrelen gibt es noch ausreichend und können daher ohne schlechtes Gewissen verzehrt werden. Darüber hinaus gibt es Fische, bei denen man jedoch auf die Fanggebiete achten sollte. Heringe aus der Nordsee und Seelachs aus der Barentssee sind Froese zufolge eine gute Wahl.
Städtebau – Eine dichte Bebauung, wenig Grünflächen, Abgase und die zunehmende Hitze beeinträchtigen das Leben in vielen Städten. Nicht nur Forschende auch Architekten und Stadtplaner arbeiten daher an neuen Konzepten für eine grüne Stadt. So auch Zukunftsforscher Vicente Guallart. Der einstige Chefstadtplaner von Barcelona hat eine Vision: Er träumt von Bio-Städten – Städten, in die Landwirtschaft und ökologische Industrie mitten hineingeholt werden. Der spanische Architekt ist überzeugt: Die Natur kopieren reicht nicht. Städte müssen Teil der Natur werden. Häuser und Städte sollten so gebaut werden, dass sie wie Bäume und Wälder CO2 absorbieren, anstatt auszustoßen. Wie das gelingen kann, davon berichten Frank Eggers und Alexandra Taylor im 3sat- Wissensmagazin NANO. Im Valldaura Lab der Universität Barcelona baut Guallart aktuell an einer CO2-freien Stadt der Zukunft. Das Prinzip: Alles – Nahrung, Baustoffe und Energie – soll vor Ort entstehen. Das Holz für sein erstes visionäres Haus stammt aus dem Valldaura-Tal und musste keine 500 Meter zurücklegen. In Peking wird Guallart seine Vision einer Farmlandschaft in der Stadt bald schon umsetzen.