Von Bienenforschern und Schokolade
Der kompakte Medienrückblick: Wurzeln wachsen hören +++ Gesundheit von Hummeln und Bienen +++ Luftbeschichtung von Schiffsrümpfen +++ Schokolade mit Insekten
Bodenforschung – Wurzeln wachsen und Regenwürmer wühlen kreuz und quer durch den Boden, Bodenphysiker können diesen Aktivitäten nun zuhören. Sophia Wagner berichtet im Deutschlandfunk in der Sendung „Forschung aktuell“ über ein Forschungsprojekt von Dani Or, Professor für Boden und Umweltphysik an der ETH Zürich. Ein Forschungsschwerpunkt von ihm liegt auf der akustischen Beobachtung und Vorhersage von Erdrutschen. Dafür verwendet er Akustik-Sensoren im Boden. Denn ein erstes Anzeichen für einen bevorstehenden Erdrutsch sei das Geräusch reißender Wurzeln im Hang, wenn sich die ersten Risse in der Bodenmatrix bilden, so Or. Zusammen mit Biologen sammelt und untersucht er inzwischen auch die Geräusche von Lebewesen im Boden – wie dem Regenwurm. Doch weder die Bewegung des Wurms noch das Wachsen der Wurzeln kann das menschliche Ohr eigentlich wahrnehmen. Darum werden die Aufnahmen verstärkt und schneller abgespielt. Trotzdem müsse man genau hinhören, um Wurzeln und Würmer mit dem Ohr zu unterscheiden. Spezifische Aussagen über den Alltag eines Wurmes, oder welche Pflanze ihre Wurzeln wachsen lässt, sind allein anhand der Geräusche allerdings noch nicht möglich.
Landwirtschaft – Bienen und Hummeln sind ein wichtiger Bestandteil der Landwirtschaft: Sie bestäuben unzählige Pflanzen und tragen so zur Fruchtausbildung bei. Doch ihre Anzahl ist – ähnlich wie die vieler anderer Insekten auch – in den letzten Jahren stark gesunken. Um den Ursachen auf den Grund zu gehen und diesen effektiv entgegenwirken zu können, beschäftigen sich immer mehr Forscher mit den fliegenden Nutztieren. Eine der Top-Adressen hierfür ist die Universität Halle-Wittenberg. Joachim Budde hat hier den Biologen Robert Paxton besucht und ihn für die Sendung „Forschung aktuell“ im Deutschlandfunk porträtiert. Eines der Forschungsprojekte von Paxton befasst sich beispielsweise damit, ob Hummeln ähnlich stark auf Varroa-Milben reagieren wie Bienen. Die Parasiten saugen nicht nur Blut, sondern übertragen auch Krankheitserreger, die den Bienen stark zusetzen. Bisher blieben die Hummeln zwar noch verschont, doch das könnte nur eine Frage der Zeit sein. Und wenn sowohl Bienen als auch Hummeln ausfallen, würden noch mehr Pflanzen und damit auch viele Landwirte in arge Bedrängnis geraten.
Schifffahrt – Schiffe stoßen doppelt so viel Kohlendioxid aus wie der gesamte Flugverkehr. Und da Schweröl nach wie vor der wichtigste Treibstoff ist, sind auch die Partikel-Emissionen der Schifffahrt sehr hoch. Forscher wollen diese Werte nun um bis zu 30% reduzieren – mithilfe eines aus der Natur abgeschauten Prinzips. Roland Schulz berichtet im Tagesspiegel über das Projekt „Aircoat“ – einer neuartigen Schiffsrumpfbeschichtung, die aus Luft besteht. Die Beschichtung könnte den Reibungswiderstand verringern, wodurch das Schiff weniger Treibstoff benötigen würde. Die Grundlage dafür bildet der am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) entdeckte Salvinia-Effekt: Der Schwimmfarn Salvinia molesta kann unter Wasser Luft an den Blättern festhalten. Wie die Wissenschaftler vom KIT herausfanden, bildet die Pflanze an den Härchen auf der Blattoberfläche kleine Wachskristalle, die das Wasser von den Blättern abhalten. Die Spitzen der an Schneebesen erinnernden Härchen sind dagegen ausgesprochen hydrophil, also wasser-anziehend. Sie halten als dichtes Haarpolster einen Wasserfilm fest, der das Entweichen der überlebenswichtigen Luft verhindert. Die Europäische Kommission fördert das im Mai 2018 gestartete Projekt über drei Jahre mit 5,3 Mio. Euro.
Ernährung – Fleisch ist für viele Europäer noch immer fester Bestandteil ihrer Ernährung. Dabei verschlingen Geflügel, Schwein und Rind enorme Mengen an Ressourcen während ihrer Aufzucht und der anschließenden Verarbeitung. Eine mögliche und von den Vereinten Nationen empfohlene Alternative bieten Insekten – sie sind reich an Proteinen und können mit wenig Aufwand gezüchtet werden. Doch in den westlichen Industrienationen stößt der Gedanke daran, Insekten zu verzehren, bisher meist auf Widerstand und Ekel. In der Süddeutschen Zeitung berichtet Astrid Viciano über ein Forschungsprojekt, das untersucht hat, wie Mitteleuropäer vom Insektenverzehr überzeugt werden können. Dafür boten die Forscher Probanden Schokotrüffel mit Mehlwürmern an. Zuvor sollten ihnen verschiedene Werbebroschüren den Insektensnack schmackhaft machen. Das Ergebnis: Wider Erwarten reagierten die Probanden am besten, wenn ihnen die die Snacks als besonders trendy und schmackhaft verkauft wurden. Gesundheitliche Vorteile oder die positive Klimabilanz überzeugten die Testpersonen hingegen deutlich weniger.