Von Wasserkugeln und Faserkartons
Der kompakte Medienrückblick: +++ Interview zur Glyphosat-Debatte +++ Verpackungen aus Hanffasern +++ Für und Wider digitale Landwirtschaft +++ Wasser in Kugelform verzehren +++
Landwirtschaft – Der Einsatz und die potenzielle Gesundheitsrisko durch das Pflanzenschutzmittel Glyphosat ist umstritten. Im Fokus stehen vor allem scheinbar widersprüchliche Ergebnisse unterschiedlicher Untersuchungsausschüsse und Gremien, sowie die Frage, ob Monsanto, einer der Hersteller von Glyphosat, eventuell die Ergebnisse mancher Untersuchungen beeinflusst hat. In einem ausführlichen Interview in der Süddeutsche Zeitung mit dem Leiter der Abteilung „Sicherheit von Pestiziden“ vom Bundesinstitut für Risikobewertung, Roland Solecki, thematisiert Jan Heidtmann viele der strittigen Fragen . Das differenzierte Interview geht unter anderem auch auf die Hintergründe der Finanzierung der Studien ein. Solecki erklärt, dass laut Gesetzgeber in Deutschland – aber auch in den USA und andernorts – die Hersteller neuer Arzneien, Autos oder eben von Herbiziden die Unbedenklichkeit ihres Produktes erweisen müssen. Deswegen müssen die Hersteller auch die entsprechenden Untersuchungen finanzieren.
Recycling – Die Umweltverschmutzung durch Plastikabfälle sowie die schlechte CO2-Bilanz von Plastikverpackungen ist allgegenwärtig. Dirk Eckert und Ralf Kölbel berichten im SWR2-Wissensmagazin "Impuls" über das Kölner Unternehmen Papacks, die anstelle von Plastik neuartige Kartons aus Naturfasern herstellen. Die Kölner bieten mit ihren Kartons, Faltschachteln und Döschen Verpackungslösungen für die Kosmetik- und die Getränkeindustrie gleichermaßen an. Bereits seit sechs Jahren entwickelt Papacks seine Verpackungen aus Faserguss, und verwendet dafür sowohl Altpapier als auch Hanffasern. Der Geschäftsführer Tahsin Dag bringt die Idee von Papacks auf den Punkt: „Es ist damit nicht getan, dass man eine Steuer oder 50 Cent auf die Plastiktüte macht und sagt, ok, jetzt sind die Weltmeere gerettet. (...) Der Ursprung ist in der Herstellung an sich, da muss sich was verändern, in der Industrie an sich. Dass weniger Folien eingesetzt werden, dass weniger Plastikteile eingesetzt werden.“ Dafür setzt sich die Firma mit ihren nachhaltigen Verpackungen ein, und wurde jetzt auch für die GreenTec Awards 2017 nominiert.
Landwirtschaft 4.0 – Die Digitalisierung der Landwirtschaft schreitet ähnlich stark voran wie in vielen anderen Bereichen der Industrie. Für den Tagesspiegel berichtet Sandra Dassler in zwei Beiträgen über das Für und Wider dieser Digitalisierung aus Sicht der Bauern, der Forschung und der Politik. Die Brandenburger Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Martina Münch, hatte erst kürzlich die Digitalisierung in der Landwirtschaft für unverzichtbar erklärt. Ihrer Meinung nach brauche es die Digitalisierung um hervorragende Ergebnisse zu erzielen. Der Bauernbund hielt daraufhin energisch dagegen, und verwies darauf, dass jahrelange Erfahrungen in der Landwirtschaft nicht mit technischen Neuerungen gleichzusetzen oder gar zu ersetzen seien. Vielmehr könnten die digitalen Neuerungen maximal ein Hilfsmittel in der Produktion darstellen. Außerdem stehen die Landwirte der Datenerfassung- und –auswertung im Zuge der Digitalisierung skeptisch gegenüber, da sie ein Monopol von wenigen Marktführern befürchten. Im Gegenzug wehrt sich Münch gegen die Kritik und wirbt dafür, die neue Technik als Chance für Erleichterungen in der Agrarwirtschaft wahr zunehmen. Und auch die Forscher betonen, dass es ihnen lediglich um eine Erleichterung für die Landwirte, und nicht um Bürokratie oder Politik ginge.
Nachhaltigkeit – Naemi Goldapp berichtet für Tageszeitung Die Welt von einem Londoner Start-up, das eine essbare Verpackung für Flüssigkeiten entwickelt. Erdölbasierte Plastikflaschen sind alles andere als ökologisch nachhaltig. Deswegen arbeitet das Londoner Start-up Skipping Rock Lap an essbaren Wasserblasen, um den Plastikverbrauch zu reduzieren. Ihr Produkt namens "Ooho" steht bereits kurz vor der Markteinführung. Abgeschaut hat sich das Unternehmen die Idee aus der Molekularküche. Durch eine chemische Reaktion wird Wasser in einer Kugel gefangen. Für die Herstellung werden aus Braunalgen gewonnenes Natriumalginat und das Mineralsalz Calciumlactat verwendet. Inzwischen können auch mehrere Membranen zusammen in eine größere Membran verpackt werden, und auch eine Beschriftung ist möglich. Zugunsten der Hygiene wird das Wasser außerdem mittlerweile von zwei Membranschichten umhüllt. Die Äußere funktioniert dabei ähnlich einer Orangenschale, die das Fruchtfleisch schützt. Laut Hersteller benötigt die Wasserkugeln fünf Mal weniger CO2 und neun Mal weniger Energie als die Herstellung von PET-Flaschen. Und auch die Produktion von Oohos sei bereits jetzt günstiger als die von Plastikflaschen.