Von Hanfleder und Artenvielfalt
Der kompakte Medienrückblick: Nachhaltiges Leder aus Hanf +++ Landflächen werden trockener +++ Neue Tier-und Pflanzenarten entdeckt +++ Biodünger aus Urin
Chemie – Leder ist beliebt, aber auch umstritten. Um das tierische Material haltbar zu machen, werden häufig Chemikalien eingesetzt, die der Umwelt schaden. Joshua Hildebrand stellt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung das Unternehmen Revoltech vor, das eine nachhaltige Alternative zu Kunst- und Tierleder entwickelt. Das vegane Leder namens „Lovr“ wird aus Hanf hergestellt – einem schnell nachwachsenden, regional verfügbaren Rohstoff. Auch kommt die Lederalternative ohne Kunststoffe wie Polyurethan aus, die in anderen veganen Lederalternativen oft enthalten sind. Zur Herstellung des Hanfleders werden Reststoffe verwendet. Das Material ist biologisch abbaubar, aber auch recycelbar. Das Darmstädter Unternehmen hat bereits eine Kooperation mit Volkswagen abgeschlossen, die „Lovr“ als nachhaltiges Oberflächenmaterial in Fahrzeugen ab 2028 einsetzen möchten. Darüber hinaus könnte das vegane Hanfleder auch in der Mode- und Möbelindustrie zum Einsatz kommen.
Biodiversität – Der erste globale Zustandsbericht zur Artenvielfalt im Jahr 2019 war ein Warnschuss: Der Weltbiodiversitätsrat (IPBES) kam zu dem Ergebnis, dass etwa eine Million der derzeit bekannten acht Millionen Tier- und Pflanzenarten an Land und im Meer vom Aussterben bedroht ist, wenn der Mensch seine Lebensweise nicht ändert. Nun haben Forschende in der südostasiatischen Mekong-Region insgesamt 230 bisher nicht beschriebene Wirbeltier- und Pflanzenarten entdeckt, wie aus einem neuen Bericht der Umweltstiftung WWF hervorgeht, über den die Zeit berichtet. Demnach wurden im vergangenen Jahr von Hunderten Experten, insgesamt 173 Gefäßpflanzen, 26 Reptilien, 17 Amphibien, 15 Fische und 3 Säugetiere registriert. Zu den skurrilsten Entdeckungen zählt demnach eine Eidechse, die das Aussehen eines Steins hat. In der Mekong-Region, die auch als „Schatzkammer der Biodiversität“ bezeichnet wird, wurden seit 1997 damit 3.623 Arten neu entdeckt. Dem WWF zufolge steht die Tier- und Pflanzenwelt der Mekong-Region durch illegalen Wildtierhandel, Klimawandels, Verschmutzung und invasive Arten stark unter Druck. Sie umfasst die Länder Kambodscha, Laos, Myanmar, Thailand und Vietnam.
Landwirtschaft – Im Projekt zirkulierBAR haben Forschende vom Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ) demonstriert, wie kostbare Nährstoffe aus menschlichen Exkrementen als Biodünger für die Landwirtschaft wieder nutzbar gemacht werden können. Im Interview mit rbb24 Inforadio erläutert Projektleiterin Ariane Krause, welche Nährstoffe Urin und Kot beinhalten, wie die menschlichen Ausscheidungen für Dünger recycelt werden und wie gut der Biodünger ist. So konnten die Forschenden nach Abschluss des dreijährigen Projektes nachweisen, dass der von ihnen erzeugte Humusdünger mit Mineraldüngern durchaus mithalten kann, wenn er nicht allein eingesetzt wird. Der Grund: Humusdünger setzt die Nährstoffe nur sehr langsam frei und nicht in der für die Pflanze notwendigen Menge. Den damit verbundenen Mangel an Stickstoff kompensierten die Forschenden, indem sie Humusdünger mit Flüssigdünger aus Urin kombinierten. Im Rahmen des Horizon-Europe-Projektes „P2Green“ wird die Forschung am Biodünger aus menschlichen Fäkalien nun fortgesetzt. Die Kreiswerke Barnim, die gemeinsam mit dem Unternehmen Finizio die Anlagen in Eberswalde betreiben, sind Partner im Projekt, das vom IGZ und der agrathaer GmbH koordiniert wird. Das Team geht davon aus, dass die Zulassung ihres Recyclingdüngers auf EU-Ebene in den nächsten drei bis vier Jahren kommen wird. In Deutschland seien derartige Biodünger noch nicht für den Markt zugelassen, sagt Krause.
Landwirtschaft – Die Landwirtschaft trägt im erheblichen Maße zum Ausstoß klimaschädlicher Emissionen bei. Gleichzeitig leidet die Landwirtschaft schon heute unter den Folgen des Klimawandels wie Hitze und Dürre – mit gravierenden Folgen für die Böden, wie ein Bericht in der Süddeutschen Zeitung zeigt. Nach einer Studie der Organisation Konvention der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD) werden Landflächen immer trockener. 7,6 % der weltweiten feuchten Landschaften haben sich demnach in Trockengebiete verwandelt. Besonders stark betroffen von der Austrocknung sind dem Bericht zufolge mit 96 % Europa, Teile der westlichen Vereinigten Staaten, Brasilien, Ostasien und Zentralafrika. Einst landwirtschaftlichen Kornkammern wie etwa im Mittelmeerraum droht dem Bericht nach „eine düstere Zukunft“. Als Hauptursache wird der von Menschen verursachte Klimawandel genannt. Treibhausgas-Emissionen aus Stromerzeugung, Verkehr, Industrie und geänderter Landnutzung würden den Planeten weiter erwärmen, heißt es. Um rechtzeitig eingreifen zu können, empfiehlt die Organisation daher, ein Dürre-Monitoring zu etablieren.