Von Klimafarm und Fleischersatz
Der kompakte Medienrückblick: Gestresste Bäume verstehen +++ Klimafarm rettet Moorböden +++ Satelliten spüren Meeresmüll auf +++ Pilzbasierte Lebensmittel im Test
Landwirtschaft – Die Renaturierung von Mooren ist eine wichtige Maßnahme, um das Klimaziel zu erreichen. Auf der „Klimafarm“ in Schleswig-Holstein wird daher getestet, ob Landwirtschaft auf nassen Moorböden nachhaltig betrieben werden kann, wie Julian Staib in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung schreibt. Ziel des Vorhabens ist, das gewonnene Gras als Rohstoff für die Industrie zu nutzen. Die „Klimafarm“ ist Teil einer größeren Initiative der Landesregierung in Schleswig-Holstein, die mit der sogenannten Niederungsstrategie 2100 neue Ansätze für das Wassermanagement in von Entwässerung geprägten Gebieten entwickeln will. Doch Landwirtinnen und Landwirte befürchten, dass die Vernässung der Felder das Aus bedeuten könnte. Noch steckt die „Klimafarm“ in einer Testphase. Bislang haben die Mitarbeiter des Projekts rund 120 Hektar in den Moorgebieten vernässt und die Nasswiesen dann unter anderem mit einer Mähraupe abgeerntet. Interesse aus der Industrie an der geernteten Paludi-Biomasse gibt es bereits. Aktuell wird getestet, ob sich die Biomasse auch zur Dachbegrünung, als Torfersatzsubstrat im Gartenbau oder etwa für die Dämmung eignet. Die Universität Kiel misst parallel die Treibhausgasemissionen der Flächen.
Forstwirtschaft – Trockenheit und Dürre setzen Bäume zunehmend unter Stress. Doch nicht jeder Baum reagiert gleich und nicht immer sind die Stressreaktionen sichtbar. Mithilfe hochmoderner Messtechnik wollen Forschende in Brandenburg die Stressreaktionen von Bäumen besser verstehen, wie Eva Kirchner-Rätsch und Alexander Goligowski auf rbb24 berichten. So ist ein Team der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) im Wald bei Templin dabei, das Schrumpfen und Wachsen von Bäumen mittels Dendrometer zu erfassen. Das Projekt im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin umfasst insgesamt 54 Untersuchungsflächen. Vermessen werden der Kiefernbestand, aber auch Mischwald und Laubwälder. Die Messungen sollen helfen, Frühwarnsignale zu erkennen, bevor Bäume gefährliche Äste abwerfen. Anhand der Daten wollen die Forschenden auch die Auswirkungen von Wetter und Extremereignissen auf Bäume besser verstehen.
Am Potsdamer Telegraphenberg sind Forschende vom Geoforschungszentrum Potsdam dabei, mit Seismografen die Baumbewegungen und Vibrationen im Holz zu erfassen. Im Fokus stehen hier vor allem Bäume, denen man den Trockenstress nicht ansieht. Durch die Nutzung von Drohnen und Farbanalysen sollen zusätzliche Daten erhoben werden.
Umwelt – 30 Millionen Tonnen Plastik treiben auf den Weltmeeren. Den auf der Meeresoberfläche treibenden Müll zu verfolgen, ist schwierig, da nur ein geringer Teil an der Oberfläche schwimmt. Nun könnten Satelliten aus dem All Abhilfe schaffen, wie ein Bericht in der Frankfurter Rundschau zeigt. Eine Forschungsgruppe analysierte dafür im Rahmen einer Studie 300.000 Satellitenbilder vom Mittelmeer und entdeckte dabei große Müllansammlungen. Dabei konnten auch Hotspots der Meeresverschmutzung in bestimmten Regionen identifiziert werden. So stellten sie fest, dass der Müll oft dort verblieb, wo er entsteht – in Landnähe und im Frühjahr und Herbst seinen Höhepunkt erreicht. Die Forschenden sind überzeugt, dass Satelliten helfen können, Ort und Ausmaß der Meeresverschmutzung zu bestimmen und die Auswirkungen auf die Umwelt besser zu verstehen. Sie schlagen vor, künftige Satellitenmissionen mit speziell entwickelten Geräten zur Müllverfolgung auszustatten.
Biotechnologie – Das Essen der Zukunft könnte auf Pilzen basieren, insbesondere auf dem unterirdischen Geflecht der Pilze, dem Myzel. In der Süddeutschen Zeitung berichtet Marten Rolff von einem Testessen, das vom Hamburger Food-Tech-Start-up Infinite Roots organisiert wurde. Das Start-up hat sich auf die Entwicklung von pilzbasierten Lebensmitteln spezialisiert und bereits 30 Produkte im Portfolio – darunter Fleischersatz, Süßigkeiten und Käse. Sechs Jahre nach der Firmengründung sind sämtliche Testreihen und Produktentwicklungen abgeschlossen. Die Firma hat bereits 58 Mio. Euro an Investitionen erhalten und plant eine Kooperation mit einem südkoreanischen Lebensmittelhersteller. Die Marktzulassung durch die EU wird bis Ende des Jahres erwartet. Der Nürnberger Sternekoch Felix Schneider zumindest ist begeistert und sieht das Pilzmyzel als „Multifunktionstool“, um Textur und Geschmack neuartiger Lebensmittel zu verbessern.