Von Nutzhanf und Knochenvasen
Der kompakte Medienrückblick: Nutzhanf aus der Nische holen +++ Designervasen aus Tierknochen +++ Korallenriffe wachsen langsamer +++ Wälder sind aus dem Gleichgewicht geraten
Landwirtschaft – Seit vier Monaten ist der Konsum von Cannabis in Deutschland legal. Doch auf den Äckern ist die Pflanze eher selten zu sehen. Nun soll der Anbau von Nutzhanf für Landwirtinnen und Landwirte attraktiver werden, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. Industriell wird die Pflanze bereits zur Herstellung von Textilien, Lebensmitteln und Kosmetik verwendet. Um das Geschäft mit Nutzhanf aus der Nische zu holen, plant das Bundesagrarministerium, den Anbau durch Neuregelungen attraktiver und rechtssicherer zu gestalten. So soll der Anbau in Gewächshäusern als neues Betätigungsfeld zugelassen werden, wie aus einem Referentenentwurf für das Gesetz hervorgeht. Lebensmittel mit THC bleiben verboten. In der Vergangenheit sind die Anbauflächen zurückgegangen, weil die strengen THC-Grenzwerte Landwirtinnen und Landwirte verunsichern. Der Bauernverband sieht in dem Anbau großes Potenzial, fordert jedoch weitere Vereinfachungen und Rechtssicherheit. Denn der Anbau von Nutzhanf hat auch ökologische Vorteile: Die Pflanze wächst schnell, braucht kaum Dünger, weniger Wasser und kommt ohne Pestizide aus.
Kreislaufwirtschaft – Beim Finale des Creative Lab #7 in Berlin haben Studierende von Berliner Hochschulen Ideen für eine Kreislaufwirtschaft präsentiert. Darunter Vasen aus Tierknochen und Verpackungen aus Algen, wie Alice Ahlert im Tagesspiegel berichtet. Mit Vasen aus Knochenresten hat Ella Einhell eine Tradition wiederbelebt, die aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammt, als Knochenglas auch in Deutschland hergestellt wurde. Bei den Knochen handelt es sich um Schlachtabfälle, die die Designerin von einem Biohof in Brandenburg bezieht. Die Asche der Knochen wird mit Glasschleifschlamm vermengt, der von Glasresten abgeschliffener Fenster stammt. Die Farben ihrer „Knochenvasen“ variieren je nach Tierart und Haltungsweise. So färben Knochen von Rindern aus Massentierhaltung das Glas grün, während die vom Bio-Weiderind einen blauen Farbton erzeugen. Aus der Idee ist längst ein Unternehmen geworden, über das Einhell ihre Gläser und Vasen aus Tierknochen verkauft. Als Nächstes will sie mit Firmen zusammenarbeiten, die Fassaden aus Recyclingglas herstellen, weil ihr Glas buchstäblich „knochenhart“ ist. Ein weiteres Start-up im Creative Lab #7 präsentierte biologisch abbaubare Verpackungen aus Algen. Das Start-up Mujō lab, gegründet von Produktdesignerin Juni Sun Neyenhuys, die an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee studiert hat, und Wirtschaftsingenieurin Annekathrin Grüneberg, ehemals Technische Universität Berlin, entwickeln Folien auf Basis von Alginat, einem Biopolymer aus Braunalgen, die biologisch abbaubar sind. Die Folie ist bedruckbar und kann zu Verpackungen für Lebensmittel und Kosmetik weiterverarbeitet werden.
Biologie – Korallenriffe sind die ältesten Ökosysteme der Erde und bieten Lebensraum für ein Viertel aller Meerestiere und -pflanzen. Doch das Ökosystem ist bedroht. Im Roten Meer wachsen Korallenriffe zunehmend langsamer, wie die taz berichtet. Nach einer Studie von Forschenden der Universität Rostock sind etwa die Korallenriffe vor der Küste des Sudan in den vergangenen vier Jahrzehnten um etwa 80 % zurückgegangen. Der Rückgang des Riffwachstums ist „überraschend deutlich“, sagt Meeresbiologin Sarah Abdelhamid, die die Studie leitete. Demnach lag der jährliche Netto-Riffzuwachs von 1980 bis 1991 noch zwischen 2,27 und 2,72 Zentimetern. Von 1991 bis 2019 ging er auf nur noch 0,28 bis 0,42 Zentimeter zurück. Forschende des Deutschen Meeresmuseums haben seit 1980 die Entwicklung von vier großen Testarealen im Meeres-Nationalpark Sanganeb verfolgt, wobei die letzten digitalen Kartierungen im Jahr 2019 stattfanden. Diese Riffe gehörten einst zu den unberührtesten im Roten Meer. Obwohl seit über 40 Jahren die ökologischen Bedingungen beständig waren, habe sich die Artenzusammensetzung verschoben. Hauptursache für den Wandel sind den Forschenden zufolge unter anderem Korallenbleichen durch zu warmes Wasser.
Forstwirtschaft – Hitze, Trockenheit, Stürme: Wetterextreme wie diese haben dem Wald in den vergangenen Jahren hierzulande großen Schaden zugefügt. Wie stark sich die Wälder in Deutschland durch den Klimawandel verändert haben, zeigt ein Bericht in der Frankfurter Rundschau. Die klimabedingten Folgen sind mittlerweile vielerorts sichtbar. Die Wälder sind buchstäblich aus dem Gleichgewicht geraten, weil Bäume so geschwächt sind, dass sie sich gegen Schädlinge nicht mehr verteidigen können. Fichten sind besonders stark betroffen, da der Borkenkäfer sie in großer Zahl befällt und viele Bestände zerstört hat. Auch Eichen sind gefährdet, insbesondere durch den Eichenprachtkäfer, der geschwächte Bäume befällt und schwere Schäden verursacht. Buchen leiden unter der Buchenkomplexkrankheit, die nach Hitze- oder Dürreperioden auftritt und durch eine Kombination von Rissen, Pilzen und Insekten verursacht wird. Ahornbäume kämpfen mit der Rußrindenkrankheit, und Eschen werden durch das Eschentriebsterben bedroht, verursacht durch den Pilz Hymenoscyphus pseudoalbidus. Experten sehen die Hauptbaumarten wie Esche, Bergahorn und Rotbuche im Rückgang und setzen auf Mischwälder mit einer Vielfalt von Baumarten. Europäische Studien empfehlen, Wälder durch "unterstützte Migration" mit Bäumen aus anderen Regionen zu ergänzen, um sie an zukünftige klimatische Bedingungen anzupassen.