Von Biobeton und plastikfressenden Mikroben
Der kompakte Medienrückblick: Mit Bakterien zum Biobeton +++ Mikroben zersetzen Bioplastik +++ Klimawandel verschärft Artenschwund +++ Schwimmfarn als Klimaretter
Bauen – Die Bauwirtschaft als Schlüsselindustrie zählt zu den Hauptemissionstreibern. 38% der weltweiten CO2-Emissionen gehen auf ihr Konto. Das betrifft vor allem das Bindemittel Zement, das den Beton zusammenhält und haltbar macht. Der jährlich Ausstoß des Klimagases bei der Zementherstellung übersteigt selbst den von Flugreisen. Doch es geht auch anders. Florian Siebeck berichtet in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung von zwei Studierenden der Bauhaus-Universität Weimar, die einen Stuhl aus Biozement entwickelt haben. Im Gegensatz zu herkömmlichem Zement wird der mithilfe eines Bakteriums hergestellt, das den Harnstoff Urea abbaut und Calciumcarbonat, also Kalk, herstellt.
Biotechnologie – Ob im Wald, am Strand oder im Wasser: Plastikabfälle sind überall zu finden. Eine Lösung könnten Bakterien sein, die Plastik verdauen können. Wie der Spiegel berichtet, stießen Forschende aus der Schweiz in den Alpen und in Grönland auf plastikfressende Mikroben, die auch bei niedrigen Temperaturen aktiv sind. Untersucht wurden insgesamt 19 Bakterienstämme und 15 Pilzarten in Grönland, Spitzbergen und der Schweiz. Diese Mikroben siedelten entweder auf Plastik, das in der Umwelt lag, oder auf solchem, das absichtlich vergraben wurde und ein Jahr im Boden geblieben war. Die Untersuchungen ergaben, dass die Organismen in der Lage waren, biologisch abbaubare Kunststoffe bei 15 Grad Celsius abzubauen. Ein Fakt, der den Einsatz in der Industrie interessant machen könnte. Als nächstes wollen die Forschenden herausfinden, bei welchen Temperaturen die Arbeit der Mikroorganismen am effektivsten ist.
Biodiversität – Wie wirken Klimakrise und Umweltzerstörung auf Pflanzen und Tiere? Dazu liefert eine internationale Studie, an der das Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut (AWI) beteiligt war, neue Fakten. Wie die Zeit berichtet, sind durch die Aktivitäten der Menschen inzwischen bereits rund drei Viertel der globalen Landoberfläche und zwei Drittel der Ozeane verändert – und das nicht zum Besseren. Wie Forschenden im Fachjournal Nature berichten, sind inzwischen 80 % der natürlich vorkommenden Säugetiere und 50 % der Pflanzen – bezogen auf die jeweilige Biomassewelt – verschwunden. Klimakrise und Biodiversitätskrise seien zwei Katastrophen, die sich gegenseitig bedingten und verschärften, schreibt das Team. Vor allem der Artenschwund werde durch den Klimawandel verschärft, was wiederum die Kohlenstoffspeicherkapazität der natürlichen Systeme reduziere und somit die Klimakrise vorantreibe.
Umwelt – Algen, Moore oder Bäume sind bekanntermaßen effektive Kohlenstoffspeicher. Sie zu schützen und zu erhalten, ist ein wichtiger Beitrag, um die Klimaziele zu erreichen. Auch Pflanzen, die bisher wenig beachtet wurden, treten nun ins Rampenlicht. Dazu gehören auch Algenfarne der Gattung Azolla. Sie könnte ein Gamechanger im Kampf gegen den Klimawandel sein, wie Anna Schwarz in der Süddeutschen Zeitung schreibt. Denn die Pflanze, die bislang unter anderem als Schwimmpflanze für Aquarien genutzt wird, zählt zu den am schnellsten wachsenden Pflanzen weltweit und kann große Mengen CO2 binden. Dieses Potenzial hat einen 15-Jährigen motiviert, den Schwimmfarn zu Hause anzubauen. Groben Schätzungen zufolge kann Azolla unter natürlichen Bedingungen etwa 40 bis 50 Tonnen CO₂ pro Hektar und pro Jahr fixieren. Zum Vergleich: Der bayerische Staatswald bindet durchschnittlich knapp elf Tonnen CO₂ pro Hektar und Jahr. Dass der Schwimmfarn das Potenzial hat, das Klima zu retten, zeigten bereits Studien Münchner Forschender im Jahr 2004. Bei Tiefenbohrungen im Nordpolarmeer stießen sie auf Spuren von Azolla. Der Studie zufolge hatte der Schwimmfarn einst die Oberfläche des Ozeans bedeckt und aufgrund seines außergewöhnlich schnellen Wachstums enorme Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid fixiert und so das Klima der Erde vom damaligen Treibhausklima zum gegenwärtigen Eisklima an beiden Polen verändert.