Von Pilzrevolutionären und Naturstoffproduzenten
Der kompakte Medienrückblick: Pilze als Rohstoffquelle +++ Fleischkonsum gefährdet Welternährung +++ Mikroplastik ist überall +++ Amöben als THC-Produzenten
Biotechnologie – Pilze sind längst nicht mehr nur als Speise auf dem Teller begehrt. Die Berliner Biotechnologin Vera Meyer ist überzeugt: „Eine Pilzrevolution steht uns bevor." Diese Meinung teilen längst auch andere Forschende. Auch sie preisen in renommierten Fachjournalen Pilze als Rohstofflieferanten für Gebäude, Möbel, Isoliermaterial, Textilien oder Lederersatz. Anne Baum und Christiane Grefe stellen in der Zeit mehrere „Pilzrevolutionäre“ vor. Der Weg der Autoren führt von Berlin nach Hamburg, wo ein Start-up aus Pilzen Fleischersatz herstellt, weiter nach Dänemark, wo aus Pilzen biologische Alternativen zu Chemieprodukten entwickelt werden und schließlich nach Leipzig, wo Forscher mit ihrer Hilfe Umweltgifte beseitigen wollen.
Ernährung – Der Fleischkonsum in Deutschland ist nach wie vor hoch. Der Pro-Kopf-Verbrauch lag im vergangenen Jahr nach Angaben des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft bei 55 Kilogramm. Zwar ist der Trend seit den 1960er Jahren hierzulande leicht rückläufig. Global betrachtet hat sich die Fleischproduktion in den vergangenen Jahrzehnten aber vervierfacht. Und die Weltbevölkerung wächst und damit die Nachfrage nach Fleisch. Um die Ernährung der Weltbevölkerung auch in Zukunft sicherzustellen, sei ein Umsteuern in der Nahrungsmittelproduktion sowie eine Veränderung der Essgewohnheiten dringend notwendig, so das Fazit einer Studie der Unternehmensberatung „PWC Strategy&“, über die Johanna Apel in der Frankfurter Rundschau berichtet. Der Studie zufolge wird die Produktion tierischer Nahrungsmittel zunehmend zu einer Gefahr für die Welternährung. Demnach gehen auf das Konto der Nahrungsmittelproduktion bereits heute zwei Drittel des globalen Frischwasserverbrauchs, drei Viertel der Nährstoffbelastung in Gewässern und ein Viertel aller Treibhausgasemissionen. Auch der Krieg in der Ukraine habe gezeigt, dass das aktuelle System nicht mehr belastbar sei, schreiben die Autoren.
Umwelt – Mikroplastik ist mittlerweile überall zu finden – in Gewässern, im Boden, in der Luft und selbst auf unserem Essen. Auch in den abgelegensten Winkeln der Erde wie in der Arktis werden Forschende fündig. Susanne Donner beschreibt in der Süddeutschen Zeitung, wie Mikroplastik von Wind, Wellen und Licht über die Erde verteilt wird, und wie Forschende den Spuren folgen. So haben Studien gezeigt, dass ein Teil der Partikel lange in der Atmosphäre schwebt und sogar zwischen den Kontinenten wandert. Regen und Schnee waschen viele Kunststoffteilchen wieder aus der Atmosphäre aus. In der Region Hamburg detektierten Forschende der Uni Hamburg beispielsweise 275 Plastikteilchen pro Quadratmeter und Tag. Sie sprechen von einem Plastikniederschlag, der auf Nadelbäumen niedergeht. Das Mikroplastik haftet sich an die Nadeln oder die Blätter der Laubbäume und gelangte mit dem Herbstlaub in die Böden, heißt es. Aber nicht nur die Außenluft ist mit Mikroplastikpartikeln kontaminiert. Messungen haben ergeben, dass in Haushalten und Büros die Menge der Kunststoffpartikel auf einige Tausend, bis Zehntausend je Quadratmeter und Tag steigt und über die Innenluft auch auf dem Essen landet. Ein Grund sind die zahlreichen Gegenstände aus Plastik – vom Sofa über Zahnbürsten bis hin zu Schuhen.
Biotechnologie: Tetrahydrocannabinol – kurz THC – ist ein Hauptbestandteil der Cannabispflanze und vor allem wegen seiner berauschenden Wirkung bekannt. In abgeschwächter Form wird der Naturstoff seit langem auch in der Medizin eingesetzt, um neurologische Krankheiten und Schmerzen zu lindern. Den Naturstoff in reiner Form aus der Hanfpflanze zu isolieren, ist für die Pharmaindustrie jedoch sehr aufwendig. Ein Forschungsteam des Leibniz-Instituts für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans Knöll-Institut (Leibniz-HKI) in Jena hat nun einen neuen vielversprechenden Produktionsorganismus gefunden, um solche komplexen Naturstoffe herzustellen, wie Anika Tietze im 3sat-Wissensmagazin NANO berichtet. Dafür haben die Forschenden die Amöbe Dictyostelium discoideum gentechnisch so verändert, dass der Einzeller Olivetolsäure produziert – eine wichtige Vorstufe für die THC-Produktion. Noch sind die so erzeugten Mengen sehr gering. Doch das Jenaer Forschungsteam steht kurz vor dem Ziel, auch größere Mengen für die Pharmaindustrie herstellen zu können.