Von Pilzgeflechten und Kartoffelzüchtungen
Der kompakte Medienrückblick: Grundwasser übernutzt +++ Stickstoff schadet Pilzsymbiose +++ Immer weniger Käfer +++ Kartoffel-Genom jetzt vollständig entschlüsselt
Forstwirtschaft – Fast alle Baumarten leben in Symbiose mit Pilzen. Ein waldweites Geflecht bestimmter Pilzfäden, das Myzel, dient unter anderem zum Austausch von Kohlenhydraten und sogar Nachrichten zwischen Bäumen. Doch das Pilzgeflecht, das den Erhalt lebenswichtiger Waldfunktionen sichert, ist bedroht, wie Roland Schulz im Tagesspiegel berichtet. Der Grund: Stickstoffeinträge aus der Atmosphäre schaden den Mykorrhizapilzen und gefährden so die Gesundheit von Waldökosystemen. Eine Studie des „Internationalen Kooperationsprogramms Wälder“, an dem auch Forschende des Thünen-Instituts beteiligt waren, zeigt, dass Mykorrhizapilze durch atmosphärische Stickstoffeinträge von mehr als 5,8 Kilogramm pro Jahr auf einen Hektar Wald geschwächt werden. Dieser Grenzwert wird den Forschenden zufolge wahrscheinlich auf den meisten Waldflächen Deutschlands noch deutlich überschritten.
Biodiversität – Insektenrückgang und Artenschwund sind eine Tatsache. Das haben zahlreiche nationale und internationale Studien inzwischen belegt. Eine Untersuchung des Bundesamtes für Naturschutz zeigt, dass auch der Bestand der Käfer – ähnlich wie der anderer Insekten – erheblich geschrumpft ist, wie Thomas Hummel in der Süddeutschen Zeitung schreibt. Etwa 26,2 % der untersuchten Arten sind demnach in ihrem Bestand gefährdet. Vor allem jene Käfer, die an bestimmte Habitate oder Wirtspflanzen gebunden sind wie der kleine Dungkäfer Chilothorax pictus, haben es besonders schwer. Die Autoren stellen fest, dass mit 249 Arten 3,7 % bereits ausgestorben oder verschollen sind. Bei lediglich 190 Arten wurde eine Zunahme der Population festgestellt. Als mögliche Ursachen für den Artenschwund werden die Veränderungen in der Landwirtschaft von kleinbäuerlicher hin zur industriellen Bewirtschaftung und die „Zerstörung ökologischer Nischen durch Maßnahmen der Flurbereinigung“ genannt.
Pflanzenzüchtung – Die Kartoffel ist weltweit zum Grundnahrungsmittel geworden. Forschende sind überzeugt, dass die Knollen, die produktiver und widerstandsfähiger gegen den Klimawandel sind, „einen enormen Einfluss auf die weltweite Ernährungssicherheit in den kommenden Jahrzehnten“ haben können. Einen wichtigen Schritt hin zur Züchtung resistenterer Kartoffeln haben Forschende der Ludwig-Maximilians-Universität München und des Max-Planck-Instituts für Pflanzenzüchtungsforschung gemacht, wie Oliver Becht in der Frankfurter Allgemeiner Zeitung schreibt. Den Forschenden gelang es erstmals, das Genom einer Kartoffelsorte mit vier Chromosomensätzen Chromosomensatz-genau zu sequenzieren. Damit ist das komplexe Genom der Kartoffel nun einfacher züchterisch zu optimieren. Das macht es möglich, die Züchtung robusterer und ertragreicher Sorten voranzutreiben. 2011 war es einem internationalen Team aus knapp 100 Wissenschaftlern gelungen, etwa 86 % der Kartoffel-DNA zu sequenzieren.
Umwelt – Der Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Dienstleistungen ist ein Menschenrecht und gehört zu den 17 UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung. Doch vielerorts ist das Grundwasser „dramatisch übernutzt“ und verschmutzt, wie aus einem Bericht in der Zeit hervorgeht. Grundlage ist der Weltwasserbericht 2022, den die Unesco im Auftrag der Vereinten Nationen erstellt. Demnach wird die unsichtbare Ressource Grundwasser zu etwa 50 % von Privathaushalten genutzt und etwa zu einem Viertel von der Landwirtschaft. Die Bedeutung des Grundwassers werde trotz allem vielerorts kaum verstanden und schlecht verwaltet, heißt es. Die Autoren fordern daher von den Regierungen höhere Investitionen und eine bessere Regulierung zum Schutz des Grundwassers. Eine bessere Nutzung des Grundwassersystems könne auch zur Klimaanpassung beitragen, heißt es. Eine Möglichkeit sei etwa, saisonale Überschüsse von Oberflächengewässern in Grundwasserleitern zu speichern.