Von Bakterienkugeln und künstlichem Fleisch
Der kompakte Medienrückblick: Fleischersatz aus Erbsen +++ Vorteile von zellbasiertem Fleisch +++ Neue Kläranlage arbeitet mit Bakterienkugeln +++ Hülsenfrüchte gegen den Welthunger
Ernährung – Fleischersatzprodukte liegen im Trend, denn immer mehr Verbraucher achten auf Nachhaltigkeit, Tierwohl und Umweltschutz. Felix Schwarz stellt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung das Start-up Endori vor und beschreibt, wie es sich zu einem der wichtigsten Unternehmen für Fleischersatz in Deutschland entwickelte. Gründer Friedrich Büse ist gelernter Koch und Fleischer und konnte sich eigenen Angaben zufolge nie mit dem Töten der Tiere abfinden. Mit Foodtrucks zog er durchs Land, um zu erkunden, welche Rezepturen und Produkte auf dem Markt eine Chance haben könnten. Bis das erste Produkt auf den Markt kam, war viel Forschungs- und Überzeugungsarbeit nötig. Seit 2015 produziert das Start-up aus Bamberg nun Fleischersatzprodukte auf Basis von Erbsen. Die Lieferungen gehen inzwischen in alle deutschsprachigen Länder, aber auch nach England, Skandinavien und Frankreich.
Biotechnologie – Neben Fleischersatzprodukten auf Pflanzenbasis tüfteln Forschende auch an künstlichem Fleisch. In SWR2 Wissen spricht Jochen Steiner mit der Biologin Petra Kluger über die Vorteile von „clean meat“. Kluger, Professorin für Tissue Engineering an der Hochschule Reutlingen, versucht gemeinsam mit ihrem Team, aus isolierten tierischen Zellen Fleischersatz zu züchten. Kluger ist überzeugt: Fleisch aus dem 3D-Drucker hat nicht nur eine sehr gute Umweltbilanz, weil man im Vergleich zur konventionellen Fleischgewinnung viel weniger Ressourcen – wie etwa Wasser oder Landflächen – benötigt. Es werden auch weniger Treibhausgase produziert. Außerdem kommt es dem Tierwohl zugute. Für die Forschenden ist Kunstfleisch daher eine nachhaltige Alternative zur Fleischversorgung.
Abwasseraufbereitung – Kläranlagen sind vielerorts veraltet und stoßen an ihre Grenzen, weil immer mehr Menschen in Großstädte ziehen. Doch Klärbecken benötigen meist viel Platz, der oftmals rar ist. Eine neue Anlage, die wesentlich kleiner ist und Abwasser mit Bakterienklümpchen statt wie bisher mit Belebtschlamm reinigt, könnte die Lösung sein. In Altena im Sauerland wurde die bundesweit erste Anlage dieser Art soeben fertiggestellt, wie Andrea Hoferichter in der Süddeutschen Zeitung berichtet. Im Zentrum des neuen Verfahrens stehen ebenfalls Bakterien. Diese sind allerdings zu Kügelchen verpackt, die klein wie Linsen sind. Diese sogenannten Granula sind eine Art Kombiprodukte, denn jedes Kügelchen enthält verschiedene Bakterien mit unterschiedlichen Fähigkeiten. Zusammen bauen sie Fäkalien und Urin zu Kohlendioxid und Biomasse um, entschärfen Stickstoffverbindungen und ziehen Phosphate aus dem Wasser. Das alles passiert in einem Schritt, so dass weniger Betonbecken gebraucht werden. Auch auf die üblichen Chemikalien zum Phosphorentzug kann zumindest zu einem großen Teil verzichtet werden. Im Rahmen der zweijährigen Testphase erhoffen sich die Betreiber auch Energieeinsparungen, weil weniger gepumpt und gemischt werden muss. Das Bundesumweltministerium fördert das Projekt mit 1,4 Mio. Euro.
Landwirtschaft – Der Krieg in der Ukraine und die steigenden Nahrungsmittelpreise könnten den weltweiten Hunger verschärfen, warnt die Welthungerhilfe. Der Grund: Die Ukraine und Russland sind Kornkammern der Erde und führende Exporteure von Weizen, Mais und Ölsaaten. Doch es gibt Auswege, wie Joachim Wille in der Frankfurter Rundschau schreibt. Er verweist auf einige Vorschläge, die Forschende etwa vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung unterbreiten. Neben der Reduzierung von Fleischkonsum und Lebensmittelabfällen sollten mehr stickstoffbindende Hülsenfrüchte angebaut und nachhaltigere Formen der Landwirtschaft ausgedehnt werden. So könnte etwa die Abhängigkeit von Kunstdünger und dessen weltgrößtem Exporteur Russland abgebaut werden.