Von Rotbuchen und Weizenexporten
Der kompakte Medienrückblick: Klimawandel setzt auch Buchen zu +++ Report zu pflanzlichem Fleischersatz +++ Ukraine-Krieg und globale Ernährungssicherheit +++ Biogas-Strategien in Deutschland und Dänemark +++
Forstwirtschaft – Die Rotbuche gilt als weniger anfällig für den Klimawandel als andere Laubbäume wie etwa Eiche, Ahorn, Linde oder Esche. Dennoch hat der „Baum des Jahres 2022“ ebenfalls unter der Trockenheit und den Waldschäden der vergangenen Jahre gelitten. Eine Studie eines Forschungskonsortiums unter Beteiligung von Forschenden der Universität Mainz unterstreicht das, wie der Tagesspiegel berichtet: Der Klimawandel setzt demnach die Rotbuchen in weiten Teilen Europas unter Druck, insbesondere im Süden des Kontinents. Dort ist das Wachstum dieser Bäume einer Studie zufolge seit 1955 um bis zu 20 % gesunken. Im Zuge des Klimawandels könnte es sich dort bis 2090 noch um weitere 50 % verringern. Das im Fachjournal „Communications Biology“ veröffentlichte Ergebnis zeigt räumlich und zeitlich aufgelöste Dickenwachstumsraten für die Rotbuche. Anhand der Daten berechneten die Wissenschaftler in einem Prognosemodell, wie sich die Entwicklung bis 2090 unter veränderten Klimabedingungen fortsetzen wird.
Ernährungswirtschaft – Zum Beginn der Fastenzeit beleuchtet ein Scrollytelling-Report von Johanna Kuroczik auf faz.net die Welt der pflanzlichen Fleischersatzprodukte. Was steckt da genau drin? Wie wird aus Erbsen ein Schnitzel? Dazu hat die Autorin mit Forschenden gesprochen und unterfüttert den Text mit Studiendaten aus der Ernährungsforschung und der Nachhaltigkeitsforschung.
Landwirtschaft – Fast 30 % der weltweiten Weizen-Exporte stammten bisher aus der Ukraine und Russland. Hinzu kommen hohe Weltmarktanteile bei Gerste, Mais und Sonnenblumenöl. Wenn nun ein erheblicher Teil dieser Exportmengen durch den Krieg in der Ukraine und Handelsbeschränkungen mit Russland wegbrechen, könnte das erhebliche Folgen für einige Länder haben, fürchtet der Agrarökonom Matin Qaim von der Universität Bonn. Wie er im Interview mit dem Deutschlandfunk (Sendung Forschung aktuell) erläutert, sind es vor allem Länder in Nordafrika und dem Mittleren Osten, die zu einem großen Anteil auf Lebensmittel-Exporte aus Russland und der Ukraine angewiesen sind. „Und dort leben natürlich ärmere Menschen, und wenn die entweder keine Lieferung kriegen oder diese Lieferungen eingeschränkt sind und viel, viel teurer werden als sonst, heißt das natürlich, die Menschen werden stärker hungern“, sagt Qaim. Die Zahl der Hungernden könnte so kurzfristig um über 100 Millionen Menschen ansteigen, schätzt der Agrarökonom. Zuallererst sollte man versuchen, die Handelswege aus Russland heraus für Lebensmittel offen zu halten und Schiffstransporte von Lebensmitteln weiterhin zu ermöglichen. Andererseits könne man auch die Nachfrage drosseln, indem die Verwendung von Pflanzen für Biokraftstoffe und Biogas eingeschränkt werde. Die Ablehnung des Anbaus gentechnisch veränderter Pflanzen hält Qaim für einen Fehler – ebenso wie den Ausbau des Ökolandbaus.
Bioenergie – Biogas aus heimischer Produktion könnte das Problem der Abhängigkeit von importiertem Erdgas entschärfen. Doch nach dem Biogasboom der 2000er-Jahre habe die Technologie hierzulande einen schlechten Ruf, schreibt Der Spiegel. Bislang fehle eine nachhaltige Strategie im Umgang mit Biogas, das unter professionellen Produktionsbedingungen eine gute Klimabilanz aufweise. Über die Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)-Umlage wurden einst viele kleine, teils simpel konstruierte Biogasanlagen gefördert. Dies führte zu einer starken Ausweitung des Anbaus von Mais als Energiepflanze. Mit den EEG-Novellen habe die Bundesregierung gegengesteuert und den Maiseinsatz gedeckelt, für viele Anlagen laufen die Subventionen aus. Das Nachbarland Dänemark habe hingegen früh auf Großunternehmen gesetzt, die Gülle und Mist von vielen Bauern oder Lebensmittelabfälle aus Industrie und Supermärkten einsammeln und dafür die Logistik besser im Griff haben. 2021 deckte Biogas schon knapp 25 % des gesamten dänischen Gasverbrauchs.