Von Pilzbausteinen und mikrobiellen Proteinen
Der kompakte Medienrückblick: Rußrindenkrankheit bedroht Berg-Ahorne +++ Bauen mit Pilzen +++ Zelluläre Landwirtschaft trifft Photovoltaik +++ Kreislaufwirtschaft in Familienunternehmen
Forstwirtschaft – Lutz Bernhardt berichtet in der Süddeutschen Zeitung von einer rätselhaften Pilzerkrankung, die insbesondere den Berg-Ahorn in deutschen Wäldern befällt. Der Erreger heißt Cryptostroma corticale, ein Schlauchpilz, der 2005 erstmals in Deutschland auftauchte und bei den Berg-Ahornen die Rußrindenkrankheit auslöst. In der reich bebilderten Reportage berichtet der Autor über den massiven Befall der Berg-Ahorne im Fränkischen Wald und begleitet Forschende, die versuchen, das Gefährdungspotenzial des neuen Erregers zu verstehen. Beunruhigt sind Waldbesitzer und Forschende nicht nur über die rasche Ausbreitung in Deutschland, sondern besonders über den extrem schnellen tödlichen Verlauf der Krankheit – manche der mächtigen Bäume sterben innerhalb eines Sommers ab. Offenbar gibt es einen Zusammenhang mit Dürreereignissen und Trockenheitsphasen.
Bauwesen – Die Baubranche muss nachhaltiger werden. Dieser Appell kommt nicht nur von Umweltschützern. Auch die EU rückt mit der Aktion „Neues Europäisches Bauhaus“ Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft in den Fokus. Denn die Braubranche ist weltweit für fast 40% aller CO₂-Emissionen verantwortlich – auch weil die Herstellung der verbauten Materialien wie Zement nicht immer klimafreundlich ist. Die Entwicklung nachhaltiger Baustoffe rückt daher immer mehr in den Forschungsfokus. Theresa Rauffmann stellt in der Zeit Baustoffe vor, die umweltfreundlich und biologisch abbaubar wären. Dazu gehören Hanf, Popcorn und Pilze. Dirk Hebel, Architekt und Professor für nachhaltiges Bauen am Karlsruher Institut für Technologie, und Vera Meyer, Biotechnologin an der TU Berlin und Künstlerin, gehören zu den Pionieren, die das Potenzial von Pilzen für den Hausbau nutzen wollen. Noch sind die neuen Baustoffe aus Pilz, Hanf oder Popcorn nicht massentauglich und müssen weiter erforscht werden.
Lebensmitteltechnologie – Pflanzliches oder tierisches Eiweiß ist in der Regel fester Bestandteil der Ernährung. Als Alternative schlägt ein internationales Forschungsteam Mikroorganismen vor, die Kohlendioxid aus der Luft verwenden, um Proteine zu produzieren. So würde ein nachhaltiges Produkt entstehen, erläutern die beteiligten Forschenden Elad Noor vom israelischen Weizmann-Institut und Dorian Leget vom Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie in Potsdam im Gespräch mit Arndt Reuning in der Deutschlandfunk-Sendung Forschung aktuell. Konkret geht es in dem Konzept um Proteine, die aus Einzellern gewonnen werden. Noor und Leget sprechen von einer zellulären Landwirtschaft auf Basis von Mikroorganismen. Diesen biotechnologischen Ansatz wollen sie mit Photovoltaik kombinieren. Die Verwendung von Solarzellen zur Produktion von mikrobiellem Protein sei nachhaltiger, effizienter und umweltfreundlicher als der Anbau konventioneller Pflanzen.
Kreislaufwirtschaft – In Zeiten knapper Rohstoffe und steigender Klimaschutzanforderungen gewinnt die Idee der Kreislaufwirtschaft („Circular Economy“) an Bedeutung. Im Handelsblatt berichtet Klaus Stratmann über eine Untersuchung, die mehrere Fraunhofer-Institute gemeinsam mit der Stiftung zwei Grad für die Stiftung Familienunternehmen vorgenommen haben. Sie zeigt die Potenziale der Kreislaufwirtschaft anhand von Praxisbeispielen auf. Für die Untersuchung der Stiftung Familienunternehmen führten die Fraunhofer-Wissenschaftler Interviews mit einer Reihe von Unternehmen, die zusammen für 80 Mrd. Euro Jahresumsatz stehen und über 372.000 Mitarbeiter beschäftigen. Dabei hätten sich Beispiele für bereits sehr fortschrittliche Circular-Economy-Ansätze herauskristallisiert. Die Bundesregierung müsse der Kreislaufwirtschaft höhere Bedeutung beimessen und für den passenden regulatorischen Rahmen sorgen, forderte die Stiftung Familienunternehmen.