Von Streuobstwiesen und enzymatischen Kompostierhelfern
Der kompakte Medienrückblick: Streuobstwiesen bedroht +++ Konzept für neues Bio +++ Enzyme beschleunigen PLA-Abbau +++ Inventur des Waldes
Landwirtschaft – Streuobstwiesen sind wahre Biotope. Sie sind ein wichtiger Rückzugsort für Tiere und Pflanzen und tragen darüber hinaus zum Erhalt alter Obstsorten bei. Doch Streuobstwiesen sind akut bedroht, wie aus einem Artikel in der Süddeutsche Zeitung hervorgeht. So sind beispielsweise in Sachsen viele Flächen durch Bebauung verlorengegangen oder verwildert. Über die Förderung „Natürliches Erbe“ will die Landesregierung den Abwärtstrend stoppen. Gleichzeitig gibt es immer mehr junge Menschen, die sich für Streuobstwiesen interessieren. Die Besitzer der Wiesen mit Interessierten zusammenzubringen, könnte zum Erhalt der bedrohten Biotope beitragen und helfen, Kreisläufe zu schaffen, um das Obst zu verwerten. Denn Streuobstwiesen sind auch wirtschaftlich attraktiv: Säfte, Most oder Liköre aus den alten Obstsorten seien auch in Sachsen Spitzenprodukte und würden zeigen, dass Ökologie und Bewirtschaftung der Kulturlandschaft sehr gut zusammenpassen.
Ökologie – Mehr als die Hälfte der nutzbaren Erdoberfläche wird landwirtschaftlich genutzt. Doch nicht nur die konventionelle Landwirtschaft, sondern auch – in geringerem Maße – die biologische Landwirtschaft zerstören Ressourcen, die für die Ernährung zukünftiger Generationen wichtig sind, schreibt Michael Braungart vom Hamburger Umweltinstitut in einem Gastbeitrag in der Frankfurter Rundschau. Um der Umweltzerstörung entgegenzuwirken, schlägt Braungart ein anderes, „neues Bio“ vor. Um einen tatsächlich positiven ökologischen Fußabdruck zu verwirklichen, sei ein neues Konzept für die biologische Landwirtschaft nötig, schreibt der Experte und listet Maßnahmen auf, wie das gelingen kann. Neben der Rückgewinnung von Phosphor aus Abwässern, plädiert er unter anderem für ein Verbot mineralischer Dünger, für die Förderung alternativer Pflanzenschutzmaßnahmen oder den Anbau resistenter Sorten, die Schaffung ökologischer Habitate, um die Artenvielfalt zu verbessern, ein Verbot von Futtermittelimporten oder die Schaffung von ökonomischen Anreizen sowie technischen Innovationen, um den Erfolg des "neuen Bios" zu sichern.
Biotechnologie – Die Verschmutzung der Umwelt durch Mikroplastik ist ein globales Problem. Obwohl es biologisch abbaubare Kunststoffe gibt, sind sie nicht wirklich kompostierbar. Plastikflaschen aus Polymilchsäure (PLA) sind bisher nur in industriellen Kompostieranlagen bei Temperaturen von mehr als 60 Grad Celsius abbaubar. Forschende der University of California in Berkeley haben einen Weg gefunden, mithilfe von Enzymen Plastik biologisch abbaubar zu machen, wie Hildegard Kaulen in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung schreibt. Die Forschenden haben dafür Plastik aus Polymilchsäure oder Polycaprolacton mit einem an die Leine gelegten Enzym ausgestattet, das durch Wasser und Wärme aktiviert wird. Das Material wird erst dann kompostiert, wenn es nass und warm wird. Das Prinzip: die einzelnen Enzym-Moleküle werden dafür mit einem speziell entwickelten Polymer ummantelt, das die Enzyme schützt, ohne ihre Funktion zu schmälern. Bei entsprechender Nässe und Wärme befreien sich die Enzyme von der Hülle und werden aktiv. Damit könnten künftig Trinkflaschen aus PLA im Hauskompost entsorgt werden. Auch weggeworfene Plastiktüten würden sich in der Natur rasch zersetzen. Versuche haben gezeigt, dass sich eine mit Enzymen ausgestattete Plastiktüte aus PLA bei 37 Grad Celsius innerhalb einer Woche zu achtzig Prozent zersetzt. In der industriellen Kompostieranlage ging das noch schneller.
Forstwirtschaft – Hitze, Dürre oder Stürme haben dem Wald hierzulande in den vergangenen Jahren zugesetzt. Doch wie steht es tatsächlich um den Wald? Wie viele Bäume haben überlebt? Antworten soll die Bundeswaldinventur liefern, die soeben in Brandenburg gestartet ist. Jens Blankennagel berichtet in der Berliner Zeitung, wie Forstwissenschaftler vom Landeskompetenzzentrum Forst in Eberswalde die Baumzählung durchführen und welche Faktoren bei der Messung wichtig sind. Um Entwicklungen im Wald sichtbar zu machen, wird immer an der gleichen Stelle gemessen. Dafür wurden Messpunkte vor Ort markiert, die am Computer angezeigt werden. Nicht nur die Anzahl oder der Umfang der Bäume werden erfasst. Auch ökologische Aspekte werden immer wichtiger. So wird auch die Beschaffenheit des Waldbodens geprüft oder wie viele Baumtriebe nachgewachsen sind oder wie viel Totholz im Wald lagert. Gute Daten sind die Voraussetzung, um die Entwicklung des Waldes so beeinflussen zu können, dass künftig nur jene Bäume gepflanzt werden, die in die Region passen und dem Klimawandel standhalten.